Welche Praxis oder Klinik ist die richtige?

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Welche Praxis oder Klinik ist die richtige?

Es gibt eine ganze Reihe an Bezeichnungen für Kliniken, Zusatzbezeichnungen für Ärzte oder Qualifikationen des Behandlungsteams. Wir sagen Ihnen, was Sie daran erkennen können.

Auch die allerbesten Behandlungsstrukturen und -ziele werden für Patienten nur in dem Maße nutzbar, wie sie transparent und letztlich auch verstehbar sind. Wüssten Sie, liebe Leser, wen Sie aufsuchen sollten, wenn z. B. in Ihrer Familie ein Kind an Typ-1-Diabetes erkrankt wäre? Oder es stünde eine Operation an, in deren Zusammenhang Sie sich Gedanken um Ihren Diabetes machten? Oder es würde Ihr Zucker ständig schwanken und entgleisen?

Sie erwarten bei der Behandlung Ihres Diabetes eine gute, fachliche Qualität des Behandlungsteams in der Praxis oder Klinik. Woran können Sie sich orientieren? Lassen Sie uns die Klärung dieser Fragen versuchen und Möglichkeiten der Entscheidung einschließlich eventueller Alternativen sichtbar machen.

Orientierung für den passenden Arzt

In Deutschland arbeitet die Fachgesellschaft Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) im Interesse der von Diabetes Betroffenen für deren moderne Behandlung und Betreuung. Seit nunmehr 50 Jahren ist sie bemüht, für die Betroffenen und für die Ärzte Strukturen zur Orientierung, Sicherheit und für Vertrauen zu schaffen – die Grundlagen für die Wahl einer richtigen, einer adäquaten Arztpraxis oder Klinik.

Im Mittelpunkt steht das von der DDG eingerichtete Zertifizierungsverfahren für Arztpraxen und Kliniken. Aktuell stehen 4 Zertifizierungsstufen zur Verfügung, deren einzelne Bezeichnungen allerdings nicht unbedingt selbsterklärend sind, so dass eine erläuternde Einordnung nützlich ist.

Nach den Anforderungen der DDG ist sowohl für eine Arztpraxis wie für eine Klinik die Bezeichnung Diabeteszentrum Diabetologikum DDG aktuell die höchste Qualität der Behandlung für an Diabetes Erkrankte. Dieser Zertifizierung folgt, wiederum für Arztpraxen und Kliniken, die Zertifizierungssäule Diabeteszentrum DDG. Sie werden anhand der Abbildung, die Sie mit dem ShutterLink (auf der nächsten Seite) neben dem Nachweis des Qualitätsmanagements, der alle drei Jahre zu erbringen ist, eher wenige Unterschiede entdecken.

Die nächste und jüngste Zertifizierungssäule der DDG trägt die Bezeichnung Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG), die nur für Kliniken relevant ist. Hier wird für den Patienten, bei dessen Einweisungsdiagnose nicht der Diabetes im Vordergrund steht, dessen Behandlung in qualitativer Gesamtsicht mit dem aktuellen Problem gesichert (Details: ShutterLink).

Eine letzte hier zu nennende mögliche Zertifizierung trägt die Bezeichnung Fußbehandlungseinrichtung DDG und betrifft die Behandlung von diabetesbedingten, krankhaften Veränderungen an den Füßen. Wesentliche Kriterien der Zertifizierungen werden im ShutterLink unten erläutert:

Die berufliche Qualifikation des Behandlungsteams

Nur nach einer spezifischen Weiterbildung erhalten Ärzte die Zusatzbezeichnung Diabetologe DDG oder Diabetologe Landesärztekammer: Bei dieser Weiterbildung geht es um die Vermittlung vertiefender Kenntnisse über das Krankheitsbild Diabetes und die Auswirkungen dieser Erkrankung auf die aktuelle und spätere Gesundheit. Berufsangehörige der Gesundheits- und Krankenpflege, Medizinische Fachangestellte, Diätassistenten und weitere, die sich im Bereich des Diabetes weitergebildet und qualifiziert haben, können die Zusatzbezeichnungen Diabetesberaterin DDG oder Diabetesassistentin DDG tragen.

Eine Diabetesberaterin DDG ist für alle Diabetesformen wie Typ-1-, Typ-2- und Schwangerschaftsdiabetes (die relevantesten) qualifiziert sowie beratend und schulend tätig. Die Bezeichnung Diabetesassistentin DDG verweist auf eine Qualifizierung für die Beratung und Schulung der Typ-2-Diabetiker. Besondere Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten bei der Wundversorgung sind mit der Zusatzbezeichnung Wundassistentin DDG oder Podologin DDG verbunden.

Behandlungsabläufe und Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten

Zu einer an Leitlinien, in denen gesicherte Behandlungsmethoden dargestellt werden, orientierten Behandlung gehört die Zusammenarbeit mit anderen Fachexperten. Die möglichen Auswirkungen des Diabetes auf den gesamten Körper (Augen, Nieren, Herz-Kreislauf-System, Nerven, Gefäße) machen dies unabdingbar. Womöglich kann dabei im Zusammenspiel mit den anderen Fachexperten zunächst das Erkennen und eine effiziente Behandlung durch den Diabetologen angezeigt sein.

Eine wesentliche Säule in der Behandlung des Diabetes sind Anleitung, Beratung und Schulung. Sie fördern und ermöglichen erst ein erfolgreiches, unabhängiges und selbstbestimmendes Umgehen mit der Erkrankung. Dafür sind in der Einrichtung neben einem Raum natürlich auch Materialien (Projektor, Abbildungen, Demonstrationsartikel etc.) und Schulungsprogramme notwendig, die zielführend und für unterschiedliche Altersgruppen angemessen sind. Bei Kindern unter 12 Jahren ist die Schulung der Eltern notwendig.

Anzahl durchgeführter Schulungen und behandelter Diabetes-Patienten

Auch die Anzahl behandelter Patienten und erfolgter Schulungen stellt nach den Anforderungen ein Qualitätskriterium dar, weil sich damit Erwartungen an Erfahrungen und Kompetenzen des Diabetesteams verbinden können.

Hospitationen des Diabetesteams

Durch die Anforderung ständiger, in festen Abständen durchzuführender Hospitationen in Einrichtungen außerhalb des eigenen Wirkungskreises soll das Diabetesteam einen erweiterten Blick gewinnen auf die eigene Arbeitsweise bei der Behandlung, Anleitung, Beratung und Schulung von an Diabetes Erkrankten. Das betrifft dann auch strukturelle Vorgaben für Arztpraxen oder Kliniken sowie vertragliche Strukturen (Krankenkasse, Kassenärztliche Vereinigung) in dem jeweiligen Bundesland.

Dokumentation der Ergebnisqualität

Mit dieser Abfrage ist im Interesse der an Diabetes Erkrankten schlicht nachzuweisen, wie die durchaus komplexen Anforderungen der oben genannten Leitlinien in Behandlung, Anleitung, Beratung und Schulung erfüllt werden. Für an Diabetes Erkrankte, die auf der Suche nach einer geeigneten Arztpraxis oder Klinik sind, können sich hier bereits Informationen ergeben.

Letztlich sollten auch andere, wichtige Kriterien einbezogen werden wie: eigene und fremde Erfahrungen und Berichte oder auch der Rat des behandelnden Arztes. Seien Sie sich der Möglichkeiten zur eigenen Entscheidungsfindung in jedem Falle bewusst.


von Dr. Susanne Milek
An der Pforte 5
06679 Hohenmölsen
E-Mail: susanne.milek@doc-milek.com

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (11) Seite 28-31

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 4 Tagen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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