Wertschätzend macht Herz-fit

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Wertschätzend macht Herz-fit

Wer sich und andere achtet, lebt gesünder und länger, weiß der Internist Prof. Dr. Gustav Dobos. So zeige der Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland, wie wichtig ein wertschätzender Umgang auch für die Gesundheit sein kann. Unser Kolumnist Hans Lauber stellt die Thesen des Mediziners vor.

Dramatisch eindeutig sind die Fakten: „In der Schweiz werden nur 20 Prozent der Gesamtmenge an Stents gelegt, die in Deutschland gesetzt werden, und trotzdem leben die Schweizer im Durchschnitt drei Jahre länger als die Deutschen und die Deutschen sterben deutlich häufiger an Herzinfarkten als die Schweizer“.

Die verblüffende Analyse stammt von Professor Dr. Gustav Dobos, dem Inhaber des einzigen deutschen Lehrstuhls für integrative Medizin. Zitiert hat den renommierten Internisten und erfolgreichen Buchautor kürzlich Marie-Anne Schlolaut in einem wegweisenden Beitrag für den „Kölner Stadtanzeiger“.

Interessant sind die Gründe, warum die reiche Schweiz von vielen unnötigen Eingriffen und Operationen am Herzen verschont wird: So essen die Eidgenossen gesünder und vor allem bewegen sie sich deutlich mehr als die Mitbürger im „Großen Kanton“, wie Deutschland in der Schweiz gerne tituliert wird. Den entscheidenden Grund für die bessere Herz-Fitness sieht Dr. Dobos aber im Emotionalen: „Die Schweizer sind nach Einschätzung vieler Experten im Miteinander, im täglichen beruflichen und privaten Umgang wertschätzend, das kommt der Psyche zugute“.

Wertschätzend, was für ein wunderbares Wort. Ein Wort, das bei uns kaum vorkommt – schlicht deshalb, weil wir selten wertschätzend miteinander umgehen. In der Schweiz hingegen herrscht eine selbstverständliche Höflichkeit im täglichen Leben. Eine Höflichkeit, die ich nur bestätigen kann, denn ich habe lange in Basel studiert, dort in vielen verschiedenen Firmen gearbeitet – und habe häufig Ferien in dem schönen Land gemacht.

In der Schweiz geht alles gelassener

Das sichtbarste Zeichen der Höflichkeit ist das allgemeine Grüßen. So wird sich selbst in den Zügen, auf dem Land in den Bussen und Bahnen und selbstverständlich auf den vielen Wanderwegen gegrüßt. Auch geht in dem Land alles bedächtiger vonstatten, was sich gerade im Beruf zeigt. Hier darf jeder erst einmal zu Wort kommen, wird jeder Beitrag erst einmal geschätzt. Mit der bei uns häufigen „Hoppla, jetzt komm ich – Mentalität“ können die Schweizer nichts anfangen. Was ein Grund dafür ist, dass sich viele Deutsche extrem schwer tun und trotz der hohen Löhne das Land oft frustriert wieder verlassen. Auffallend ist auch die gegenseitige Rücksicht, das bei uns übliche Vordrängeln ist den meisten Schweizern ziemlich fremd.

Auch spielt die Sprache eine wichtige Rolle. So wird in der deutschen Schweiz durchweg Dialekt gesprochen – und der Dialekt ist langsamer als das Hochdeutsche, was wunderbar zum Bedächtigen passt. Viele Deutsche verwechseln diese Langsamkeit im Reden aber mit einer Langsamkeit im Denken, fühlen sich überlegen – und haben dann gar keine Chance mehr, akzeptiert zu werden.

Nun habe ich leicht reden, spreche ich doch fließend Schweizerdeutsch, kann mich gar als Schweizer ausgeben – und merke, wenn ich einige Zeit da bin, dass ich automatisch weniger hektisch, dass ich gelassener werde. Genau das Phänomen, das Prof. Dobos klug beobachtet hat.

Wichtig ist auch eine grundsätzlich andere Einstellung zur Gesundheit. So fühlen sich die meisten Schweizer persönlich für ihr Wohlbefinden verantwortlich, gehen nicht wie wir beim kleinsten Wehwehchen zum Arzt, sondern besinnen sich erst einmal auf ihre bewährten Hausmittel, auf ihre Phytotherapie, die der Kräuter-Pfarrer Johann Künzle in seinem über zwei Millionen Exemplaren verbreiteten Buch „Chrut und Uchrut“ wunderbar auf den Punkt gebracht hat.

Wer erleben will, wie Schweiz geht, der gehe im Sommer nach Basel. Da gibt es das inzwischen weltberühmte Rheinschwimmen, wo die Leute beim einzigartigen Tinguely-Museum ins Wasser steigen und sich rund 45 Minuten lang durch die in diesem Teil noch mittelalterlich wirkende Stadt treiben lassen. Zweierlei lehrt uns das: Das Schwimmen ist durchaus nicht ungefährlich, aber die Schweizer sind es gewohnt, auf sich selbst aufzupassen. Und die Schweizer sind sportlich und abgehärtet, schließlich sind es an warmen Tagen viele tausend Junge und ganz Alte, die sich durch das nur rund 20 Grad messende Wasser treiben lassen – und so ihr Herz fit halten.

Eine wunderbare Belohnung wartet am Ende direkt am Rheinufer: Es ist das „roots“, ein auf einheimisches Gemüse fokussiertes Restaurant mit Blick auf den großen Fluss. Herrlich gegessen habe ich da – und ich habe mich hinterher wunderbar mit dem Chefkoch Pascal Steffen unterhalten. Natürlich im Dialekt, und das so intensiv, dass uns nicht einmal seine Köche verstanden haben, die dagegen protestierten.

„Das macht nüt“, meinte Pascal da nur – natürlich schweizerisch gelassen.


von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de

Internet: www.lauber-methode.de

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  • bloodychaos postete ein Update vor 3 Tagen, 2 Stunden

    Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

    • @bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
      Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
      Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).

  • loredana postete ein Update vor 4 Tagen, 22 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 5 Tagen, 20 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

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