Zelluläre Müllabfuhr schützt Betazellen

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Zelluläre Müllabfuhr schützt Betazellen

Ein Forscherteam aus Österreich hat einen neuen Mechanismus entdeckt, wie die insulinproduzierenden Betazellen ihren Müll entsorgen. Liegt er lahm, sammeln sich toxische Proteine an und die Zellen sterben ab. Nun gilt herauszufinden, wie man diese zelluläre Müllabfuhr aktiv hält: helfen Chilis?

Die Entstehung von Diabetes ist ein komplexer Prozess: Sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes sind sogenannte polygenetische Erkrankungen. Das bedeutet, es gibt mehr als ein Gen, welches die Krankheit auslöst. Zudem spielen Lebensstil- und Umweltfaktoren eine große Rolle. Entsprechend vielfältig sind die Fragestellungen, denen Wissenschaftler nachgehen, um die Erkrankung zu verstehen und sie letztlich zu behandeln.

Ein neuer Ansatzpunkt kommt nun von einer Wiener Gruppe und wurde im „EMBO Journal“ publiziert. Die Wissenschaftler möchten die Insulin produzierenden Betazellen beschützen – und zwar vor sich selbst: Denn wie alle anderen Zellen auch, lagern sich im Laufe des Lebens Rückstände von alten Proteinen ab, die nicht mehr funktionsfähig sind und die normalen Abläufe der Zelle behindern. Nimmt dieser zelluläre Müll Überhand, können die Zellen daran zugrunde gehen und die Insulinproduktion käme zum Erliegen.

Protein setzt zelluläre Müllabfuhr in Gang

Die Arbeit der österreichischen Forschungsgruppe konzentriert sich auf das Protein Secretagogin, welches die Müllabfuhr der Betazellen in Gang setzt. Die Autoren konnten im Tiermodell und in Betazellen von Diabetikern zeigen, dass bei einer Diabeteserkrankung deutlich weniger Secretagogin vorliegt. Sie schlossen daraus, dass die Menge dieses Proteins in direktem Zusammenhang mit der Erkrankung stehen könnte. Zudem konnten sie zeigen, dass Secretagogin bestimmt, ob und wie die Betazellen jene Proteine loswerden, die sie nicht für die Aufrechterhaltung ihrer Funktionen benötigen.
Paprika und Chili könnten helfen

Nun stellt sich freilich die Frage, wie man die Aktivität von Secretagogin ankurbeln kann. Hier liefert das Studienteam erste Hinweise: demnach wird das Protein von einem sogenannten Ionenkanal gesteuert. Das sind Strukturen auf der Zelloberfläche, die beim Kontakt mit einem bestimmten Botenstoff ein Signal ins Zellinnere weitergeben. Bei dem Botenstoff handelt es sich in diesem konkreten Fall um das sogenannte Capsaicin – eine Substanz, die in verschiedenen Paprika- und Chili-Arten vorkommt und ihnen ihre Schärfe verleiht.

Ob nun die Gabe von Capsaicin beziehungsweise der Verzehr von Paprika und Chili bei Diabetespatienten hilft, müsste in kontrollierten Studien überprüft werden. Ebenfalls unklar ist, ob man vielleicht den Ionenkanal gezielt beeinflussen könnte. Als mögliche Zielstruktur ist der Mechanismus aber prinzipiell interessant.


Quelle: Pressemitteilung des Diabetesinformationsdiensts München

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