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Bewegung auf Rezept bei Diabetes – geht das wirklich? Ja! Rehabilitationssport heißt das Zauberwort. Sportarten wie Gymnastik, Wassergymnastik, Leichtathletik, Schwimmen sowie Bewegungsspiele in Gruppen können Menschen mit Diabetes von ihrem Arzt verordnet bekommen.
Egal ob Wiedereinstieg oder Neuanfang – das passende Maß für die Bewegung ist, gerade wenn man eine chronische Erkrankung hat, nicht immer leicht zu finden. Vor allem für Menschen mit Diabetes ergeben sich öfter Unsicherheiten: Welche Sportart ist angesichts möglicher Begleiterkrankungen für mich sinnvoll? Wie intensiv soll ich trainieren? Wie passe ich meine Diabetesmedikamente richtig an?
Genau hier helfen die qualifizierten Rehabilitationssportangebote (im Rahmen des § 44 SGB IX) der Krankenkassen. Damit die Qualität stimmt, bedürfen die Rehabilitationssportgruppen einer Anerkennung durch den Deutschen Behindertensportverband (DBS). Die qualifizierten Übungsleiter in den Rehabilitationssportgruppen sind je nach Schwerpunkt der Sportgruppe entsprechend ausgebildet in den Bereichen der Orthopädie, Inneren Medizin, Neurologie oder auch Psychiatrie.
Diabetes-Sportgruppen werden von Übungsleitern mit der Fachqualifikation Innere Medizin geleitet; so sind zum Beispiel Blutdruck-, Puls- und Blutzuckermessungen vor, während und nach der Bewegung feste Bestandteile des Trainings. Während des Trainings von Herzsportgruppen muss immer ein Arzt anwesend sein. Die Betreuung sonstiger Rehabilitationssportgruppen erfolgt durch einen Arzt, der beratend zur Seite steht, aber in der Regel nicht anwesend ist.
Rehabilitationssport wird vom Arzt verordnet. Der Arzt gibt Hinweise und Empfehlungen für die sportliche Tätigkeit, legt den Leistungsumfang sowie die Anzahl der Übungseinheiten fest und formuliert das Rehabilitationsziel.
Im Regelfall werden 50 Übungseinheiten innerhalb von 18 Monaten verordnet. Für Herzgruppen gelten 90 Übungseinheiten für 24 Monate als Regelfall. Im Fall einer Wiederholungsverordnung muss der Arzt begründen, warum der Patient nicht oder noch nicht in der Lage ist, die erlernten Übungen eigenverantwortlich durchzuführen.
Das Rehabilitationssportangebot ist breit gefächert von der Hockergymnastik bis zum intensiven Fitnesstraining. Nicht möglich sind Verordnungen von Gerätetraining und Trainingseinheiten, die ausschließlich Übungen aus dem Kampfsportbereich umfassen.
Mit einer vom Kostenträger genehmigten ärztlichen Verordnung ist die Teilnahme am Rehabilitationsport für die Versicherten kostenlos. Alternativ zum Rehabilitationssport bieten Krankenkassen ihren Versicherten ergänzende Maßnahmen zur Rehabilitation an (im Rahmen des § 43 SGB V). Auch hier findet sich ein mitunter sehr vielfältiges Bewegungsangebot der Krankenkassen.
Leider sind diese Angebote oft nicht so bekannt. Hier lohnt sich auf jeden Fall ein Nachfragen bei der jeweiligen Krankenkasse. So übernimmt zum Beispiel die Techniker Krankenkasse die Teilnahmegebühr am deutschlandweiten Diabetes-Laufprogramm, dem Diabetes Programm Deutschland (www.diabetes-programm-deutschland.de), als ergänzende Maßnahme zur Rehabilitation.
Rehabilitationssport oder ergänzende Maßnahmen zur Rehabilitation: Bewegung auf Rezept nach Maß – eine Chance, die man nutzen sollte.
Rehabilitationssport: § 44 SGB IX
Ergänzende Maßnahmen zur Rehabilitation: § 43 SGB V
Regelfall Erwachsene: 50 Übungseinheiten in 18 Monaten
Sonderindikationen: 120 Übungseinheiten in 36 Monaten
Herzgruppen: Erwachsene: 90 Übungseinheiten in 24 Monaten
Kinder/Jugendliche: 120 Übungseinheiten in 24 Monaten
Gymnastik/Wassergymnastik, Leichtathletik, Schwimmen, Bewegungsspiele in Gruppen
Sportgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, u. a.
maximale Teilnehmerzahl: 15 (Herzgruppe 20)
Dauer einer Übungsveranstaltung: 45 – 60 Minuten
Die richtige Rehabilitationssportgruppe im Internet finden: http://www.dbs-npc.de/sportentwicklung-rehabilitationssportgruppen-in-deutschland.html
mit genehmigter ärztlicher Verordnung: keine
von Dr. Meinolf Behrens
Diabetologe DDG, Facharzt für Sportmedizin und Ernährungsmedizin, Diabeteszentrum Minden, Bismarckstraße 43, 32427 Minden, Telefon 0571-840999, E-Mail: mb@diabetes-minden.de
, Internet: www.diabetes-minden.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (5) Seite 78-79
5 Minuten
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