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Ich liebe Bewegung, also so allumfassend gemeint natürlich. Wenn sich die Bewegung allerdings auf Wanderungen oder sehr ausgedehnte Spaziergänge bezieht, dann steige ich freiwillig aus. So etwas kann ich leider gar nicht leiden.
Das liegt evtl. auch daran, dass meine Blutzuckerwerte bei jeglicher Bewegung anders reagieren. Ich habe schon etliche Strukturen und Muster getestet, von denen ich dachte: „So muss es einfach funktionieren!“ Doch falsch gedacht, das hat vielleicht einmal funktioniert und eventuell sogar noch ein zweites Mal in Folge, aber dann war wieder alles anders und die Blutzuckerwerte eine Katastrophe.
Länge Spaziergänge würde ich aber sehr wahrscheinlich auch nicht mögen, wenn ich nicht Diabetes hätte. Es gehört einfach nicht zu meinen Hobbys. 😉 Jedoch mag ich es, tanzen zu gehen und sportlich zu sein (z.B. Schwimmen oder Fahrradfahren).
Lange habe ich nach einer perfekten Lösung gesucht, meine Blutzuckerwerte sowohl vor, bei und nach dem Sport einigermaßen im Rahmen zu halten. Darüber würde ich mich schon freuen. Doch irgendwie scheint das bei mir nicht zu funktionieren.
Früher habe ich zwei Mal die Woche Leistungssport betrieben, das war eine Katastrophe, kann ich euch sagen. Die Pumpe musste ich dabei immer ablegen, denn es gab keine Möglichkeit, sie an meinem Körper zu befestigen, ohne mir oder meinen Teammitgliedern zu schaden. Also ab mit dem Gerät. Ich habe vieles versucht, von vorher etwas snacken und im Anschluss eine Einheit bolen oder die temporäre Basalrate vorab runtersetzen. Nichts hat so wirklich langfristig funktioniert.
Ich könnte jetzt bestimmt noch 3 weitere Punkte aufzählen und hätte dann mit Sicherheit immer noch einige Punkte vergessen oder sogar verdrängt. Mann, was habe ich alles versucht, und ach, wieso ist diese Krankheit nur so stur?
Es ist zum Glück nicht so, dass ich mich bzgl. dieser „nach-sportlichen Blutzucker-Schwankungen“ davon abbringen lasse, Sport zu treiben oder mich zu bewegen. Nein, im Gegenteil, ich versuche seit Jahren, die bestmögliche Lösung für mich und den Diabetes zu finden. Es ist uns zwar noch nicht geglückt, aber es wird.
Der einzige Knackpunkt ist nämlich, dass meine „Methoden“ zwar anschlagen, aber sobald der Ausgangswert mal etwas von dem letzten Blutzucker (der vorherigen Male) abgewichen ist oder die Sport-Stunde mal etwas länger oder intensiver war, entwickelt sich alles wieder zu einem kleinen, großen Desaster. Mit nächtlichem Messen, Wachbleiben und der typischen „Hyper-Hypo-Achterbahn“ (erst lange zu hoch, dann flott nach unten mit dem Blutzucker… Ist besonders „angenehm“ mitten in der Nacht, wenn man sowieso nicht mehr weiß, wo oben und unten ist).
Also, wie sieht mein Plan für die Zukunft aus? Ich habe in den vergangenen Jahren mit all meinen Diabetes-Ärzten darüber gesprochen. Wir haben Strategien ausgetüftelt und ausprobiert. Einige der Ideen waren leichter umsetzbar, andere vom Plan her gut, von der Umsetzung leider weniger. Letztendlich musste ich auch schauen, wie ich damit klarkam. Einerseits freue ich mich über jede Art von Bewegung, die ich bekommen kann, besonders aktuell bei einer 40-Stunden-Ausbildungswoche im Büro mit dauerhaftem „Herumsitzen“. Andererseits ist das Thema Bewegung wirklich mein allergrößter Knackpunkt in der Beziehung zwischen mir und meinem Diabetes.
Seit einigen Wochen gehe ich wieder regelmäßig zwei Mal wöchentlich zum Sport, zum Tanzen.
Somit musste ich mich wieder mit dem leidigen Thema „Sport und Diabetes“ auseinandersetzen. Das Gute an der aktuellen Situation ist, meine Sport-Kurse beginnen erst abends um 20 Uhr und nicht (wie während Jugend-Zeiten), nachmittags um 17 Uhr. Da hatte ich teilweise auch gar nicht die Motivation, vor dem Sport etwas zu essen, geschweige denn eine richtige Mahlzeit. Gut, dass sich dieses Problem schon von alleine in Luft aufgelöst hat.
Was mache ich also aktuell? Aktuell versuche ich es wieder mit einer Hauptmahlzeit (inkl. Bolus) vor dem Sport, ca. 18 Uhr, und einem Snack (falls nötig) vor Kurs-Beginn (20 Uhr). Die Pumpe kommt beim Sport ab. Sie stört, das ist der Hauptgrund.
Meine Hauptmahlzeit gestalte ich aber meist aus gesunden, leichten Sachen. Einerseits bekommt mir das leichte Essen besser und später, beim Sport, liegt es nicht so schwer im Magen. Andererseits muss mein Magen nicht so schwere Sachen verdauen. Gerne nehme ich auch Eiweiß-Produkte wie Joghurt, körnigen Frischkäse oder Quark zu mir. Den Snack nehme ich nur, wenn mein Blutzuckerwert sich fast im niedrigen Bereich aufhält, droht abzufallen oder ich noch viel aktives Insulin habe. Ansonsten – keinen Snack.
Dann wird getanzt und direkt im Anschluss gebe ich eine Einheit Insulin ab. Zum Ausgleich von dem Insulin, was mir fehlt während der 1,5 Stunden. Das klappt in letzter Zeit erstaunlich gut. Ich warte regelrecht schon darauf, dass mein Körper sich an diese Routine gewöhnt hat und wieder anfängt zu protestieren.
Nach dem Sport wird dann natürlich auch der Blutzucker gecheckt. Doch ich fahre dann nicht einfach nach Hause, lege mich ins Bett und gut ist. Nein, Kontrolle ist wichtig. Ich messe am selben Abend mindestens noch zwei Ma meinen Blutzucker. Auch manchmal nachts, besonders jetzt in der „Dokumentationsphase“ meiner Strategien.
Ob das meine mögliche Lösung ist, das weiß ich nicht. Ich hoffe es, aber so, wie ich meinen lausbubigen Diabetes kenne, wird er es sich früher oder später wieder anders überlegen. Doch wir denken einmal positiv und hoffen.
Habt ihr denn noch Tipps und Erfahrungen, die ihr mir und den anderen mitteilen wollt bzgl. eurer Geschichten zum Thema: Diabetes und Bewegung? Dann ab damit in das Kommentar-Feld. Ich freue mich, darüber zu lesen.
Jetzt allerdings muss ich aber erst einmal zum Sport, mal sehen, ob mein Diabetes heute Lust hat, „mitzuspielen“. ☺
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