- Bewegung
So macht Sport Spaß!
4 Minuten
Im französischen Brest konnten vor allem junge Leute an zwei Tagen über 50 Sportarten spielerisch ausprobieren. Eine gute Idee auch für Deutschland, findet unser Kolumnist Hans Lauber.
So viel Begeisterung habe ich selten gesehen: In den mächtigen Hallen des Kulturzentrums Capucins in Brest treiben junge Leute (aber auch einige Ältere) mit Feuereifer Sport. Zwei Tage hatten sie dort die Möglichkeit, weit über 50 Sportarten spielerisch auszuprobieren. Wobei die Palette extrem breit gefasst ist. Es wird klassisch geturnt, geboxt, Basketball, Handball, Badminton, Golf und Rugby gespielt. Es wird aber auch getanzt, selbst Cheerleading wird angeboten. Auch existiert eine Halfpipe für Skater. In einem Außenbereich können Tauchen, Wassergymnastik und Rettungsschwimmen ausprobiert werden. Es ist gerade diese ungeheure Vielfalt, welche die Jugendlichen zum Mitmachen animiert.
Turnvater Jahn hätte seine helle Freude: Gerätespaß
Was vorbildlich ist: Alles läuft hochprofessionell und diszipliniert ab. Für alle Sportarten stehen geschulte Trainer bereit, die motivierend in die Sportarten einführen – und am liebsten hätte ich Lust gehabt, mich in die Schlange einzureihen, wo Bogenschießen vorgeführt wird, was offensichtlich auch mit einem großen Kraftaufwand verbunden ist. Rund 100 Vereine bilden das Fundament, um dieses gigantische Programm auch sorgfältig und sicher anbieten zu können – und es ist eine Freude zu sehen, wie selbst die Jüngsten (aber auch einige Ältere) sich an die ersten Taekwondo-Übungen wagen. Auch gut: Das bretonische Brest ist keltisch, also gälisch geprägt, weshalb auch „Foot gaélique“ angeboten wird, eine Mischung aus Fußball und Rugby.
Erfordert Kraft und einen scharfen Blick: Bogenschießen
Natürlich fehlen bei der Veranstaltung, die gratis besucht werden kann, auch nicht die modernen Möglichkeiten der elektronischen Kontrolle der eigenen Leistung. Es wird gezeigt, wie innovative Pulsuhren und Messgeräte funktionieren. Gerade das bildet ja die Lebenswirklichkeit der jungen Menschen, die mit dem Smartphone leben, wunderbar ab – und kann ermuntern, in die Bewegung einzusteigen. Es ist wichtig, diese Dinge nicht zu verteufeln, sondern kreativ in die natürlichen Bewegungsabläufe zu integrieren.
Nur Mut: Koreanische Kampfkunst Taekwondo
Dass die Stimmung so toll ist, liegt aber sicher auch an den vielen Tanzdarbietungen. Da sehe ich rassige junge Tangotänzer, da gibt es eine erotisch-sinnliche Bauchtanzaufführung – und die Cheerleader demonstrieren, dass immer nur lächeln nur funktioniert, wenn der Körper sportlich gestählt ist. Ich denke, das Geheimnis des Erfolgs von „Brest Culture Sport“ (so heißt das Event offiziell) liegt gerade darin, dass spielerisch die Lust an der Bewegung gefördert wird. Denn allzuoft wird Bewegung mit erhobenem Zeigefinger eingefordert – speziell jetzt im Herbst wieder bei uns, wenn der Weltdiabetestag im November naht. Da gibt es dann wieder die Appelle, wird den jungen Leuten vorgeworfen, dass sie zu träge seien.
Bewegung in ihrer sinnlichsten Form: Tanzen
Aber diese Appelle fruchten meist wenig, weil sie auf den Kopf gerichtet sind. Die Macher in Brest, wo sich Sportorganisationen, Medien, Sportartikelhersteller, aber auch die regionalen Behörden zusammengeschlossen haben, zielen hingegen aufs Herz, zielen auf den natürlichen Bewegungsdrang der Jungen. Und die bekommen an den zwei Tagen eine so große Bandbreite an möglichen Bewegungsformen geboten, dass sie plötzlich merken, da gibt es viel mehr, als sie gedacht haben. Ich bin sicher, dass nach der Veranstaltung die einzelnen Vereine auf einmal ganz viele neue Mitglieder bekommen.
Ganz schön eng hier: Tauchkabine
„Phantastische Facetten des Sports“
Was in Brest so phantastisch funktioniert, denke ich, müsste doch auch bei uns funktionieren. Warum richten wir also nicht im Herbst 2019 bundesweit einen ganz besonderen Tag aus: „Phantastische Facetten des Sports“. Starten würde ich zuerst in den großen Zentren, also Berlin, Hamburg, Dortmund, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München – in der Hoffnung, dass in den Folgejahren der Bewegungstag dann in kleinerer Form auch in die kleineren Städte einzieht. Wobei ich durchaus wie in Brest einige regionale Facetten berücksichtigen würde – also etwa in Hamburg maritime Sportarten, in Köln natürlich die athletisch-eleganten Funkenmariechen und in München geht´s ans Fingerhakeln und ans Tauziehen.
Einschweben zum sportiven Ausleben: Ateliers des Capucins
Eine Waffenfabrik waren die „Ateliers des Capucins“, die gegenüber dem Zentrum von Brest am Ufer des Flusses La Penfeld liegen. Mit dem Stadtkern verbunden ist das quirlige Kulturquartier durch eine hochmoderne Schwebebahn, die eine prächtige Aussicht auf den Hafen und das offene Meer bietet – und zum Sinnieren einlädt. Zum Sinnieren über eine äußerst gelungene Rüstungskonversion: Denn wo früher der Kampf gegen den äußeren Feind im Mittelpunkt stand, dreht sich heute alles um einen tückischen inneren Feind: Den Schweinehund!
Mut machend: „Brest Culture Sport“ geht in die Verlängerung. Am 8. und 9. September 2019 ist es wieder soweit, wo es heißt: Allez les Sportifs!
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Website: www.lauber-methode.de
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 4 Tagen, 7 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 5 Tagen, 4 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 3 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike