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Im französischen Brest konnten vor allem junge Leute an zwei Tagen über 50 Sportarten spielerisch ausprobieren. Eine gute Idee auch für Deutschland, findet unser Kolumnist Hans Lauber.
So viel Begeisterung habe ich selten gesehen: In den mächtigen Hallen des Kulturzentrums Capucins in Brest treiben junge Leute (aber auch einige Ältere) mit Feuereifer Sport. Zwei Tage hatten sie dort die Möglichkeit, weit über 50 Sportarten spielerisch auszuprobieren. Wobei die Palette extrem breit gefasst ist. Es wird klassisch geturnt, geboxt, Basketball, Handball, Badminton, Golf und Rugby gespielt. Es wird aber auch getanzt, selbst Cheerleading wird angeboten. Auch existiert eine Halfpipe für Skater. In einem Außenbereich können Tauchen, Wassergymnastik und Rettungsschwimmen ausprobiert werden. Es ist gerade diese ungeheure Vielfalt, welche die Jugendlichen zum Mitmachen animiert.
Turnvater Jahn hätte seine helle Freude: Gerätespaß
Was vorbildlich ist: Alles läuft hochprofessionell und diszipliniert ab. Für alle Sportarten stehen geschulte Trainer bereit, die motivierend in die Sportarten einführen – und am liebsten hätte ich Lust gehabt, mich in die Schlange einzureihen, wo Bogenschießen vorgeführt wird, was offensichtlich auch mit einem großen Kraftaufwand verbunden ist. Rund 100 Vereine bilden das Fundament, um dieses gigantische Programm auch sorgfältig und sicher anbieten zu können – und es ist eine Freude zu sehen, wie selbst die Jüngsten (aber auch einige Ältere) sich an die ersten Taekwondo-Übungen wagen. Auch gut: Das bretonische Brest ist keltisch, also gälisch geprägt, weshalb auch „Foot gaélique“ angeboten wird, eine Mischung aus Fußball und Rugby.
Erfordert Kraft und einen scharfen Blick: Bogenschießen
Natürlich fehlen bei der Veranstaltung, die gratis besucht werden kann, auch nicht die modernen Möglichkeiten der elektronischen Kontrolle der eigenen Leistung. Es wird gezeigt, wie innovative Pulsuhren und Messgeräte funktionieren. Gerade das bildet ja die Lebenswirklichkeit der jungen Menschen, die mit dem Smartphone leben, wunderbar ab – und kann ermuntern, in die Bewegung einzusteigen. Es ist wichtig, diese Dinge nicht zu verteufeln, sondern kreativ in die natürlichen Bewegungsabläufe zu integrieren.
Nur Mut: Koreanische Kampfkunst Taekwondo
Dass die Stimmung so toll ist, liegt aber sicher auch an den vielen Tanzdarbietungen. Da sehe ich rassige junge Tangotänzer, da gibt es eine erotisch-sinnliche Bauchtanzaufführung – und die Cheerleader demonstrieren, dass immer nur lächeln nur funktioniert, wenn der Körper sportlich gestählt ist. Ich denke, das Geheimnis des Erfolgs von „Brest Culture Sport“ (so heißt das Event offiziell) liegt gerade darin, dass spielerisch die Lust an der Bewegung gefördert wird. Denn allzuoft wird Bewegung mit erhobenem Zeigefinger eingefordert – speziell jetzt im Herbst wieder bei uns, wenn der Weltdiabetestag im November naht. Da gibt es dann wieder die Appelle, wird den jungen Leuten vorgeworfen, dass sie zu träge seien.
Bewegung in ihrer sinnlichsten Form: Tanzen
Aber diese Appelle fruchten meist wenig, weil sie auf den Kopf gerichtet sind. Die Macher in Brest, wo sich Sportorganisationen, Medien, Sportartikelhersteller, aber auch die regionalen Behörden zusammengeschlossen haben, zielen hingegen aufs Herz, zielen auf den natürlichen Bewegungsdrang der Jungen. Und die bekommen an den zwei Tagen eine so große Bandbreite an möglichen Bewegungsformen geboten, dass sie plötzlich merken, da gibt es viel mehr, als sie gedacht haben. Ich bin sicher, dass nach der Veranstaltung die einzelnen Vereine auf einmal ganz viele neue Mitglieder bekommen.
Ganz schön eng hier: Tauchkabine
Was in Brest so phantastisch funktioniert, denke ich, müsste doch auch bei uns funktionieren. Warum richten wir also nicht im Herbst 2019 bundesweit einen ganz besonderen Tag aus: „Phantastische Facetten des Sports“. Starten würde ich zuerst in den großen Zentren, also Berlin, Hamburg, Dortmund, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München – in der Hoffnung, dass in den Folgejahren der Bewegungstag dann in kleinerer Form auch in die kleineren Städte einzieht. Wobei ich durchaus wie in Brest einige regionale Facetten berücksichtigen würde – also etwa in Hamburg maritime Sportarten, in Köln natürlich die athletisch-eleganten Funkenmariechen und in München geht´s ans Fingerhakeln und ans Tauziehen.
Einschweben zum sportiven Ausleben: Ateliers des Capucins
Eine Waffenfabrik waren die „Ateliers des Capucins“, die gegenüber dem Zentrum von Brest am Ufer des Flusses La Penfeld liegen. Mit dem Stadtkern verbunden ist das quirlige Kulturquartier durch eine hochmoderne Schwebebahn, die eine prächtige Aussicht auf den Hafen und das offene Meer bietet – und zum Sinnieren einlädt. Zum Sinnieren über eine äußerst gelungene Rüstungskonversion: Denn wo früher der Kampf gegen den äußeren Feind im Mittelpunkt stand, dreht sich heute alles um einen tückischen inneren Feind: Den Schweinehund!
Mut machend: „Brest Culture Sport“ geht in die Verlängerung. Am 8. und 9. September 2019 ist es wieder soweit, wo es heißt: Allez les Sportifs!
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Website: www.lauber-methode.de
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