Tour de Diabetes – ein Etappenbericht

3 Minuten

Community-Beitrag
Tour de Diabetes – ein Etappenbericht

Tour de Diabetes

Am 14. August startete die Tour de Diabetes am Timmendorfer Strand. 12 Diabetiker, darunter meine Wenigkeit, machten sich mit E-Bikes auf den Weg zur Zugspitze. 1001 Kilometer quer durch Deutschland. Das bedeutet, pro Tag eine Strecke von 100 bis 140 Kilometern auf dem Rad zu bewältigen und dabei nicht nur das Ziel, sondern auch den Diabetes im Blick zu halten. Die Etappe  von Nürnberg nach Donauwörth könnt ihr hier mitverfolgen.

Insgesamt gab es 9 solcher Etappen. Jede einzelne mit einer Strecke zwischen 100 und  150 Kilometern. Hundert Kilometer am Stück mit dem Rad zu fahren, ist für einen halbwegs sporttauglichen Menschen schon eine Herausforderung. Das Ganze aber neunmal hintereinander zu tun, noch dazu mit der Diabetes Bitch auf dem Gepäckträger, ist allerdings eine ganz andere Kategorie. Nun fühlte sich der eine oder andere bereits im Vorfeld der Tour de Diabetes zu Aussagen wie „Pah, mit ’nem E Bike ist das doch easy, das kann ja sogar ich“ oder „Da brauchste doch kaum treten, die Dinger fahren doch fast von allein“ hingerissen.

All denen kann ich sagen: Pustekuchen. Denn der Antrieb der E Bikes wirkt ja nur unterstützend zur eigenen Tretleistung und das auch nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Bei allem, was darüber liegt, wird die Unterstützung wieder abgeregelt. Sicherlich hilft der Antrieb, den einen oder anderen Anstieg etwas lockerer zu bewältigen. Unterm Strich kann man aber sagen: Willst du mit einem E Bike 100 Kilometer fahren, musst du 100 Kilometer in die Pedale treten. Und wie gesagt, die Herausforderung liegt darin, das neun Tage am Stück zu tun. Dabei noch seinen Blutzuckerspiegel im Auge behalten zu müssen, macht die Sache nicht einfacher. Ganz im Gegenteil.

Kalkulieren von Kurzzeitbelastungen kein Problem, von richtigen Tagestouren schon eher

Klar, jeder Diabetiker, der sich sportlich betätigt, weiß, dass sich der Insulinbedarf (bzw. die Insulinempfindlichkeit) unter Belastung ändert. Blöderweise lässt sich aber nicht voraussagen, ab welcher Belastungsdauer bzw. Belastungsintensität. Das gilt es, für jeden individuell herauszufinden und dementsprechend die Insulindosis anzupassen. Im Alltag lässt sich das bei verschiedenen Sporteinheiten sicherlich herausfinden.
Eine Runde um den Stadtwald Joggen → Extra Sport BE und los geht’s.
50 Kilometer Mountainbiken → Basalrate zwei Stunden voher runter auf 40% und eine Stunde vor Ende der Tour auf 110%, etc…

Für solche „Kurzzeitbelastungen“ hat sicher jeder seine eigenen Vorgehensweisen. Neun Tage Dauerbelastung sind aber eben nicht mit ’ner Runde Joggen im Park vergleichbar und daher gelten hier natürlich auch nicht die gleichen Regeln. Ja, unser Diabetes lässt sich schon immer gut etwas einfallen, damit es uns ja nicht langweilig wird. Bereits am zweiten Tag der Tour war mein Insulinbedarf so weit gesunken, dass ich die Basalrate meiner Insulinpumpe auf 10% der normalen Menge drosseln konnte. Ab dem vierten Tag der Tour habe ich die tagsüber sogar ganz abgeschaltet und nur zu den Mahlzeiten Insulin abgegeben. Und auch dies um knapp 50% reduziert. Damit bin ich bis zum Ende der Tour eigentlich ganz gut gefahren. Da diese Tour blutzuckertechnisch kein Bildflug werden sollte, stellte Abbott jedem Teilnehmer ein FreeStyle Libre System zur Verfügung. Somit war eine einfache und engmaschige Überwachung des Glukosespiegels sogar während des Radfahrens möglich.

I had the Time of my Life…

Zusätzlich wurde das Team von einer Diabetes Beraterin sowie einem Diabetologen betreut, welche sich in den Begleitfahrzeugen immer in unmittelbarer Nähe zum Fahrerfeld befanden, um im Falle eines Falles schnell eingreifen zu können. Für unsere Sicherheit war also bestens gesorgt und auch sonst war rund um die Tour alles super organisiert. Klar läuft bei solch einem Pilotprojekt nicht von Anfang an alles glatt. Das Orgateam reagierte aber schnell und professionell auf Probleme und spätestens nach dem zweiten Tag der Tour lief alles wie eine gut geschmierte Fahrradkette. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass diverse Zeitungen und Fernsehsendungen über die Tour berichteten und das Thema Diabetes in der Öffentlichkeit etwas präsenter machten. Am Dienstag erreichten wir dann gut gelaunt das Ziel, die Zugspitze, und feierten unseren persönlichen Erfolg und natürlich den des Teams. So viel also vorerst von meiner Seite zur Tour de Diabetes. Einen ausführlicheren Bericht zur Tour wird es in den nächsten Tagen bei mir auf dem Blog geben. Bleibt mir noch, den Organisatoren und Sponsoren der Tour  für dieses phänomenale Abenteuer zu danken.

I had the Time of my Life…

Tour de Diabetes
Tour de Diabetes

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Sport und Bewegung mit Diabetes – im Gespräch mit Ulrike Thurm

In dieser Podcast-Folge sprechen wir mit Ulrike Thurm über das Thema Sport und Bewegung mit Diabetes. Die erfahrenen Diabetesberaterin, Autorin und aktive Sportlerin erklärt, welche Herausforderungen damit verbunden sein können, legt aber vor allem die Chancen dar, die körperliche Aktivität Menschen mit Diabetes bietet.
Diabetes-Anker-Podcast: Sport und Bewegung mit Diabetes – im Gespräch mit Ulrike Thurm | Foto: MedTriX/Esteve Franquesa

2 Minuten

Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #52 | Glukosemessung – hier wird für Kontrolle gezahlt

Mit 27 Jahren wurde bei Caro ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Erfahrt in dieser Kolumne alles über ihre außergewöhnliche Reise als junge Frau mit Diabetes.
Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt – Glukosemessung – hier wird für Kontrolle gezahlt – AdobeStock_Artbesou

5 Minuten

Community-Beitrag

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände