- Bewegung
Von der Wissenschaft zum Gipfelkreuz
3 Minuten
Alles easy? Nein! Ein Unwetter in der Region stürzte den friedlichen Nachbarort Bad Bayersoien ins Chaos. Das hatte auch Auswirkungen auf die Vorbereitungen des Seminars. Nichtsdestotrotz entwickelte sich das Seminar zu einer harmonischen Einheit mit vielen Highlights, wie die Stimmen zum APS unschwer erkennen ließen.
Donnerstag, 31. August 2023
Punkt 12.30 Uhr eröffnete der Seminarleiter unter den Klängen der Allgäuer Kuhglocke – der Tradition folgend – das 27. APS. In seiner Ansprache würdigte er die perfekte Organisation durch Birgit Hansel, das großzügige Sponsoring der Unternehmen Abbott, Lilly, Medtronic, Sanofi, Insulet, VitalAire, DiaExpert und des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbands (BVS) Bayern sowie das großartige Engagement der Betreuer. Nach dem Mittagessen und einer Vorstellungsrunde schafften es die Tennislehrer, Spaß mit der gelben Filzkugel zu verbreiten, während zeitgleich eine kleine Gruppe nicht ambitionierter Ballsportler den Froschhauser See umrundete.
Therapie mit Fußangeln
Anschließend ging es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen und erstmalig auch aus Tirol nach Saulgrub zum Einchecken. Anschließend wurden die Sensoren zur kontinuierlichen Gewebezucker-Messung (CGM) angelegt.
Um 20 Uhr versammelten sich die Seminar-Teilnehmenden zu einem ersten Highlight dieses Kurses: dem Vortrag von Prof. Dr. Othmar Moser vom Bayreuther Zentrum für Sportwissenschaft. Othmar Moser führte die begeisterte Zuhörerschaft zu den Fußangeln der Insulintherapie mit resultierenden Hypo- bzw. Hyperglykämien, also Unter- und Überzuckerungen, die für so manchen Menschen mit Typ-1-Diabetes den Verzicht auf körperliche Betätigung bedeutet hatten. Eine von Othmar Mosers Institut geplante App soll das in Zukunft verhindern, indem der Insulin- und Kohlenhydrat-Bedarf, abhängig vom Glukose-Ausgangswert und von der Sportart, vorhergesehen wird. Es entwickelte sich eine angeregte Diskussion, die noch im Bierstüberl fortgesetzt wurde.
Freitag, 1. September 2023
Der Tag begann mit einer Frühgymnastik, gestaltet von Christine Katzenbogen aus Ingolstadt, die trotz der frühen Stunde gut besucht war. Bestens gelockert machten sich zwei Gruppen auf zum aktiven Sport: Die Radel-Gruppe mit Andrea und Peter Hainzinger vom Diabeteszentrum in Ingolstadt begab sich auf den anspruchsvollen Parcours zum Staffelsee und Murnauer Moor und konnte 23 Kilometer und 400 Höhenmeter vorweisen. Dank entsprechender Insulin-Reduktion und etlichen Sport-Kohlenhydraten kam es zu keinen Hypoglykämien – allerdings gab es einen platten Reifen. Die Wandernden unter dem spontan engagierten Führer des Aura-Hotels schafften immerhin jeweils 12 000 Schritte. Die Anmerkungen zur dortigen Fauna und Flora erweiterten die Wanderung zu einer interessanten biologischen Exkursion.
AID-Systeme gaben Anlass zu vielen Fragen
Der Nachmittag war dem aktuellen Thema AID (automatisierte Insulin-Dosierung) gewidmet. Dr. Corinna Sieh, ebenfalls vom Diabeteszentrum in Ingolstadt, lieferte, unterstützt von ihren Mitarbeiterinnen Nadja Wilhelm und Andrea Hainzinger, die nötigen Hintergrund-Informationen zu den aktuell verfügbaren Kombinationen von Insulinpumpen, Glukose-Sensoren und Algorithmen. Die neue Technik gab Anlass zu vielen Fragen hinsichtlich Anwendung, Verordnung und möglichen Ausfällen bei den drei beteiligten Komponenten. Parallel fand die Industrie-Ausstellung statt. Viele Fragen zu den ausgestellten Produkten konnten beantwortet und neue Kontakte geknüpft werden.
Night Session: vieles im Argen bei der Versorgung
Die Night Session war ein weiteres Highlight dieses Seminars. Sowohl das Thema "Wie zufrieden sind Menschen mit Typ-1-Diabetes mit der ambulanten/stationären Versorgung?" als auch die Art der Kommunikation als Talk-Runde versprachen eine lebhafte Diskussion: Die Moderation übernahm Dr. Peter Borchert aus Augsburg, den Einführungsvortrag der Diabetologe Dr. Johann Völkl aus Fahrenzhausen. Quintessenz war, dass bei der Versorgung im Krankenhaus so manches im Argen liegt, z. B. kein Diabetologe im Haus, geschlossene Diabetes-Einrichtungen, Unkenntnis bezüglich Insulinpumpen u. v. m. Das Fazit kann durchaus als Antrag an die Politik verstanden werden, nämlich: die Infrastruktur der stationären Einrichtungen schnell und effizient zu verbessern.
Samstag, 2. September 2023
Wieder perfektes Wanderwetter – geradezu ideal, um den nahe gelegenen Berg, das Hörndl, zu erstürmen. Angepasst an die Fitness der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden drei Gruppen zusammengestellt: eine schnelle, eine langsamere und eine "Sesselbahngruppe". Vom Gipfel des Hörndls genossen alle den phantastischen Blick ins Voralpengebiet und die Jause im Berggasthof. Mit dem Alpenglühen im Rücken und der Befriedigung, diese Herausforderung bezüglich Fitness und Insulin-Management gut gemeistert zu haben, versammelte man sich zu einem stimmungsvollen Grillabend bei bayerischer Musik mit zwei Musikanten, die wegen der enormen Hagelschäden im Nachbarort Bad Bayersoien ohne Gage musizierten. Die anschließende Sammlung ergab immerhin 400 Euro als Spende für den Hilfsfonds. Bei offenem Feuer im Feuerkorb saßen alle noch lange, bis die nächtliche Kälte die letzten Gäste um 1 Uhr in die Betten scheuchte.
Sonntag, 3. September 2023
Am letzten Tag des Seminars stand etwas Wehmut in den Gesichtern. Noch aber gab es eine Pflichtveranstaltung zu meistern: die Analyse der CGM-Kurven und Protokolle der letzten drei Tage. Die Interpretation der Kurven durch die begleitenden Ärztinnen und Ärzte war für alle lehrreich und führte zu manch einer Verbesserung der Stoffwechsel-Situation. Um 11.30 Uhr war das APS 2023 zu Ende. Viele hätten gern eine Verlängerung gehabt, aber die Gedanken an das Erlebte haben die Herzen erfüllt und tragen sicher dazu bei, die Wintersaison besser zu überstehen.
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stephanie-haack postete ein Update vor 9 Stunden, 48 Minuten
Wir freuen uns auf das letzte virtuelle Community-MeetUp des Jahres! 🎄Morgen, Donnerstag, um 18 Uhr. Alle Infos findet ihr hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-dezember-2/
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bloodychaos postete ein Update vor 4 Tagen, 16 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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ole-t1 antwortete vor 4 Tagen, 11 Stunden
Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.) -
bloodychaos antwortete vor 4 Tagen, 6 Stunden
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
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rolli-xx antwortete vor 2 Tagen, 16 Stunden
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).
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loredana postete ein Update vor 6 Tagen, 13 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
