Welche Tipps würden Menschen mit Diabetes anderen Betroffenen geben für eine gute Lebensqualität? Die vielen wertvollen Tipps und die Offenheit in der Umfrage dazu waren begeisternd. Hier einige Beispiele – als Anregung für das eigene Leben?!
1. Das Leben nicht aus dem Blick verlieren
Viele betonen, wie wichtig es ist, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass die Diabetestherapie das Ziel hat, ein gesundes und gutes Leben zu ermöglichen:
- „Sich durch den Diabetes nicht entmutigen zu lassen und seinen eigenen Weg zu gehen.“
- „Versuchen, den Diabetes nicht das Leben bestimmen zu lassen, damit leben.“
- „Sich vom Diabetes nicht unnötig einschränken zu lassen. Nehmt ihn ernst, kümmert Euch drum, aber lasst ihn auch nicht Euer Leben dominieren.“
2. Dranbleiben!
24/7/365 – so wird die Therapie des Diabetes auch bezeichnet. Urlaub vom Diabetes ist nicht möglich, sondern man muss sich tagtäglich aufs Neue um ihn kümmern:
- „Probleme nicht als Fehler zu sehen, sondern als Erfahrung.“
- „Nicht zu viel wollen … wir sind Menschen, keine Maschinen.“
- „Tolerant mit sich selbst sein.“
3. Gutes Diabetesteam
Gerade weil man in der Diabetestherapie oft auf sich allein gestellt ist, ist es auch wichtig, ein gutes Diabetesteam zu haben, das unterstützt, Ratschläge gibt, Schulungen anbietet und über alles Neue gut Bescheid weiß:
- „Wichtig ist, ein gutes Diabetesteam hinter sich zu haben.“
- „Immer mal wieder den Fachmann fragen.“
- „Schulungen, Schulungen, Schulungen.“
- „Austausch mit anderen (dem Diabetesteam) und manchmal Reset.“
4. An sich glauben
Grundvoraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben mit Diabetes sind Wissen und Fertigkeiten für die Therapie:
- „Nicht nur auf den Arzt verlassen, 99 Prozent der Zeit kann man den Arzt nicht fragen.“
- „Stärkt euer ICH, glaubt an Eure Ziele und Euer Körpergefühl und erarbeitet Euch das nötige Fachwissen.“
- „Immer daran denken: Jeder Körper reagiert anders. Es gibt nicht die eine Lösung, die für jeden passt.“
- „Auf den eigenen Körper hören und vor allem auch mal die Aussagen der Ärzte hinterfragen.“
5. Alle Bälle in der Luft halten!
Bei Diabetes gibt es viele Einflussfaktoren. Es ist daher nicht immer einfach, diese alle im Blick zu haben:
„Jonglieren: Man muss alle Bälle in der Luft halten!“
- „Akzeptieren, dass jeder Tag anders ist. Mut zum eigenen Management, das kann einem kein Diabetologe abnehmen.“
6. Du bist nicht allein
Der Austausch mit anderen Betroffenen ist ein Tipp, der häufig geäußert wurde:
- „Vernetzt euch! Tauscht euch aus! Sprecht offen über Schwierigkeiten! Zeigt auch eure schlechten Tage! Macht euch klar, was ihr täglich leistet! Du bist nicht alleine! Es gibt eine tolle Diabetes-Community, die immer für dich da ist. Trau dich, um Hilfe zu bitten, wenn du sie brauchst“.
- „Freunde zu haben, die selber Diabetiker sind und ganz genau wissen, wie es ist, damit zu leben. Familie zu haben, die den Umgang mit Diabetes sehr, sehr gut kennen und sich dementsprechend verhalten.“
7. Positive Einstellung zu Diabetes
Viele Strategien, wie die Integration des Diabetes in das eigene Leben am besten gelingt, wurden genannt:
- „Mit einer positiven Einstellung an den Diabetes rangehen und ein selbstbestimmtes Leben führen.“
- „So viel wie möglich über den Diabetes lernen, lesen, hören und dann ihn nicht als bestimmendes Element im Leben zu machen.“
- „Jammern ist auch mal erlaubt, aber irgendwann muss wieder Schluss sein und es geht wieder positiv weiter.“
8. Annehmen, annehmen, annehmen!
Die meisten Tipps gab es zum Thema „Akzeptanz des Diabetes“, was viele als eine Grundvoraussetzung ansehen:
- „Mit dem Diabetes leben und nicht gegen ihn. Akzeptieren, dass er da ist, auch wenn man ihn nicht eingeladen hat.“
- „Den Diabetes als ständigen Begleiter zu akzeptieren und ihn wie ein lästiges kleines Kind stets im Blick zu behalten.“
- „Annehmen, annehmen, annehmen!“
9. Diabetes nicht verheimlichen
Den Diabetes zu verheimlichen, so die Kommentare einiger Befragter, halten die meisten für keine gute Strategie:
- „Keine Hemmungen haben und den Diabetes offen zeigen.“
- „Die Krankheit nicht als Krankheit zu sehen und jeden Tag sich neue Ziele zu setzen, die mich davon abhalten, negative Gedanken zu bekommen.“
- „Anderen Menschen gegenüber auch mal NEIN sagen zu können, ohne es zu bedauern, denn es geht um die Gesundheit.“
Schwerpunkt: Diabetes und Lebensfreude: So finden Sie die Balance
von Prof. Dr. Bernhard Kulzer
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2024; 72 (10) Seite 16-17