- Eltern und Kind
Ab in den Urlaub – und der Diabetes?
4 Minuten

Die Sommerferien stehen vor der Tür – in einigen Bundesländern haben sie sogar schon begonnen. Ferienzeit, das heißt für viele Familien auch: Reisezeit. Deutschland ist als Urlaubsland beliebt, einige zieht es in die Ferne.
Ist das ein Problem, wenn ein Kind mit Diabetes mitreist? In fremde Städte und Länder zu reisen, andere Kulturen, Lebensgewohnheiten und Besonderheiten kennenzulernen, ist aufregend und spannend. Reisen bereichert, gibt das Gefühl von Freiheit und führt zu besonderen Eindrücken und Erlebnissen. Der Diabetes ist kein Hinderungsgrund für Auslandsreisen, geht aber mit auf die Reise! Eine rechtzeitige und gute Planung sind also zur Vorbereitung wichtig.
Was muss unbedingt mit?
Nicht in allen Ländern herrschen die in Deutschland üblichen hygienischen Verhältnisse. Auch die Gesundheitsversorgung unterscheidet sich zum Teil erheblich. Nicht immer ist es einfach, eine Apotheke zu finden, und nicht jede Apotheke führt unbedingt das gerade benötigte Diabetes-Zubehör.
Insuline, die in Deutschland gängig sind, sind im Urlaubsland möglicherweise unter anderen Namen erhältlich oder gar nicht verfügbar. Wer ins Ausland reist, sollte also sämtliche notwendigen Utensilien in ausreichender Menge von Deutschland aus mitnehmen. Auch der Insulintherapieplan und der Pumpenplan sollten immer mitreisen!
Auch über das Klima und die Umweltbedingungen sollten sich Urlauber vorher informieren, um nicht vor Ort überrascht zu werden.
Tipps für eine problemlose Anreise
Wer sich gut vorbereiten möchte, bezieht auch die Art der Anreise in seine Überlegungen ein: Oft verbringt die gesamte Familie mehrere Stunden im Auto, in der Bahn, im Flugzeug oder auf dem Schiff. Unabhängig davon, welches Verkehrsmittel gewählt wird: Ausreichend Flüssigkeit, Traubenzucker und Insulin sollten stets griffbereit sein.
Wer fliegt, sollte an die hohen Sicherheitsvorkehrungen auf Flughäfen denken. Damit der Urlaubsspaß nicht schon vor dem Besteigen des Flugzeugs endet, sollten Sie sich vor Antritt einer Flugreise von Ihrem Diabetesteam eine Zollbescheinigung ausstellen lassen, die Sie bei der Sicherheitskontrolle zur Mitnahme von Spritzen, Insulin und weiterem diabetesspezifischen Zubehör berechtigt.
Außerdem gehört sämtliches Diabetes-Zubehör ins Handgepäck. Denn zum einen verträgt Insulin die niedrigen Temperaturen im Gepäckraum nicht, und zum anderen haben Sie so alles zur Hand, auch wenn der große Koffer den Zielflughafen nicht erreicht …
Am Urlaubsort
Klima und Bewegung
Das Klima vor Ort spielt eine große Rolle in der Insulintherapie: Feucht-warmes Klima führt oft zu einem höheren Insulinbedarf, während trocken-warmes Klima den Bedarf an Insulin senkt.
Im Urlaub bewegen sich die meisten Kinder mehr als im Alltag und benötigen dadurch und dabei weniger Insulin. Sprechen Sie vor dem Urlaub mit dem betreuenden Arzt über bereits absehbare Aktivitäten , z. B. Radfahren, Wanderungen, Schwimmen, sodass aufgrund dieser Informationen ein Plan für die Insulinreduktion erstellt werden kann.
Zeitverschiebung
Bei Reisen innerhalb von Europa ist ein Zeitunterschied von ein bis zwei Stunden ohne größere Probleme zu bewältigen, indem man sich einfach nach den neuen Ortszeiten richtet. Fernreisen führen jedoch zu einem mehrstündigen Zeitunterschied, der eine besondere Anpassung der Insulintherapie erfordert. Auch dabei hilft das betreuende Diabetesteam gern weiter.
Ärztliche Versorgung
Wo befindet sich am Urlaubsort die nächste Apotheke, der nächste Arzt und ggf. auch das nächste Krankenhaus? Die entsprechenden Telefonnummern und Adressen sind in den meisten Urlaubsorten im Hotel oder der Touristeninformation in Erfahrung zu bringen und sollten bereits am Tag der Anreise notiert werden.
Versicherungsstatus
Rechtzeitig vor Antritt der Urlaubsreise sollte der Versicherungsstatus geklärt werden. Bei ernsthaften Erkrankungen, Verletzungen oder einer Entgleisung des Stoffwechsels können sonst sehr schnell sehr hohe Kosten entstehen. Insbesondere muss geklärt werden, ob die Auslandsreise-Krankenversicherung auch die Kosten für die Behandlung des Diabetes mellitus übernimmt, da chronische Erkrankungen ggf. von der Leistung ausgeschlossen sind.
Reiseapotheke
Eine Reiseapotheke zur Behandlung akuter Erkrankungen gehört auch ins Gepäck. Tabletten gegen Übelkeit und Durchfall, Pflaster, Desinfektionsmittel und Schmerztabletten bilden die Grundausstattung.
Impfstatus
Zu einer guten Reisevorbereitung gehört es, den Impfstatus zu überprüfen. Wichtig ist ein gültiger Tetanusschutz. Außerdem sollte auf landesspezifische Impfempfehlungen geachtet werden.
Sprache
In den meisten Urlaubsländern kommt man mit Englisch weiter, allerdings nicht in allen. Die inzwischen weit verbreiteten Übersetzungsprogramme auf dem Smartphone sind sehr hilfreich, aber möglicherweise nur nutzbar, wenn es eine Internetverbindung gibt. Ein Reise- und Sprachführer für das jeweilige Reiseland kann also von Vorteil sein.
Pumpentherapie auf Reisen
Ausfall der Pumpe
Eine Insulinpumpe ist ein elektronisches Gerät und kann ausfallen. Was dann? Sowohl Spritzen oder Pens als auch Insulin und der entsprechende Insulindosierungsplan sollten zur Hand sein, um in diesem Notfall auf eine Spritzentherapie umstellen zu können.
Tipp: Bei vielen Pumpenherstellern kann man für Urlaubsreisen eine Ersatzinsulinpumpe ausleihen. Damit kann im Notfall die gewohnte Therapieform schnell und weitestgehend problemlos fortgeführt werden. Eine Ersatzpumpe muss rechtzeitig (ca. 6 – 8 Wochen vor der Reise) direkt beim Hersteller beantragt werden.
Damit diese Pumpe im Notfall zum Einsatz kommen kann, muss der Pumpenplan vorliegen, um die Basalrate, KE-und Korrekturfaktoren programmieren zu können. Denn wenn die eigene Pumpe nicht mehr funktioniert, sind daraus auch keine Daten mehr abrufbar!
Bei Reisen innerhalb Deutschlands stellen die Pumpenhersteller im Notfall in der Regel innerhalb von 24 Stunden eine Ersatzpumpe zur Verfügung, so dass im Vorfeld keine beantragt werden muss.
Pumpenzubehör: Katheter, Reservoire etc.
Die Apotheken in den Urlaubsorten führen nicht unbedingt Insulinpumpenkatheter und weiteres Zubehör. Deshalb müssen diese Utensilien ebenfalls in ausreichender Menge mitgenommen werden – und gehören ebenfalls ins Handgepäck!
Mit der Pumpe an den Strand – geht das?
Die nicht wasserfesten Insulinpumpen müssen zum Baden abgelegt werden. Das ist gut möglich, wenn es nur kurz ins Wasser geht. Nach dem Baden muss die Pumpe einfach wieder angelegt werden.
Wird die Pumpe am Strand als lästig empfunden, kann tagsüber Basalinsulin und zu den jeweiligen Mahlzeiten und Korrekturen schnellwirkendes Analoginsulin mit einem Pen oder einer Spritze verabreicht werden. Zur Nacht wird dann die Insulinpumpe wieder angelegt. Das detaillierte Vorgehen dazu wird am besten mit dem betreuenden Arzt besprochen.
Fazit
Urlaub führt zu Erholung und Entspannung, und auch das Bereisen ferner Länder ist für Kinder mit Diabetes gut möglich. Damit alle entspannt reisen können, ist eine gute Planung im Vorfeld wichtig. Bedenken sollten Eltern, welches Klima am Urlaubsort herrscht, ob es eine Zeitverschiebung gibt und wie die ärztliche Versorgung im Urlaubsland geregelt ist. Für Kinder, die eine Pumpe tragen, kann es sinnvoll sein, eine Ersatzpumpe zu beantragen und für den Fall, dass die eigene Pumpe ausfällt, mitzunehmen.
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 1 Stunde
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe. -
shangwari postete ein Update vor 5 Tagen, 5 Stunden
Ich habe mir ein neues Mobiltelefon von Samsung (A56) zugelegt. An manchen Tagen saugt die Freestyle Libre App den Akku in nicht mal 12 Stunden leer. In einigen Foren habe ich von dem gleichen Problem gelesen. Da ich auf dem Telefon nachlesen kann, wer denn den ganzen Strom verbraucht hat, konnte ich die App genau identifizieren. Gehe ich in den Einstellungen auf Gerätewartung und lasse diese dann optimieren, ist das Problem für einige Zeit behoben. Heute habe ich bei Abbott angerufen und mein Problem geschildert. Ich habe erfahren, dass einige Telefone noch nicht mit Freestyle getestet wurden. (So auch meins) Der Ratschlag ist, die App zu deinstallieren und neu aus dem Store herunterladen. Bei der automatischen Übernahme der Telefone (beim einrichten eines neuen Mobil) kann sein das die App nicht aus dem Store geladen wurde – sondern vom “alten” Telefon. Ich werden noch warten bis mein Sensor eh erneuert werden muss und dann wage ich mich daran. Bis es soweit ist werde ich mich mit der “Optimieren – Taste” behelfen.
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nele_elsa antwortete vor 4 Tagen, 10 Stunden
Hallo,
Ich hatte das Problem auch mit meinem iPhone SE20 und dachte, es liegt daran, dass mein Handy zu alt war und hab mir so eine Powerbank-Hülle gekauft. Viel erfolg!
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nele_elsa postete ein Update vor 1 Woche
Hallo,
Ich habe eine Frage:
Wir ziehen Ende Oktober von Österreich zurück nach Deutschland.
Jetzt muss ich mich für eine Krankenkasse entscheiden und wollte fragen, ob es erfahrungsgemäß vorteilhafte Krankenkassen für Menschen mit Diabetes gibt? Im Internet wäre ich nach Recherchen auf die aok gekommen.
Für tips und Erfahrungsberichte wäre ich sehr dankbar ☺️
Liebe Grüße
Nele-
moira antwortete vor 6 Tagen, 3 Stunden
Hallo Nele! Ich bin bei der SBK und sehr zufrieden, aber ich weiß nicht ob andere besser oder schlechter sind.
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nele_elsa antwortete vor 5 Tagen, 11 Stunden
@moira: Dankeschön
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Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena