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Das Privileg Schwangerschaft – Teil 3
4 Minuten
[Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Markennennung.]
In den ersten beiden Teilen meiner Beitragsreihe zum Thema „Das Privileg Schwangerschaft“ berichtete ich von der Zeit, in der ich das erste Mal an eine mögliche Schwangerschaft dachte und über den Verlauf und die Unterschiede meiner beiden Schwangerschaften.
Die Geburt
Ich liebe die Geschichten von Frauen, die einen überraschenden Blasensprung erlebten. Die steigende Aufregung der bevorstehenden Entbindung. Vielleicht auch das Telefonat mit dem Partner, in dem man sagen kann: „Es geht los! Mach dich auf den Weg.“
Auch, wenn jeder Angst vor den Schmerzen hat, so gab es Momente, in denen ich mich gesehnt habe, auch EINMAL Wehen spüren zu dürfen. Das „echte“ Entbinden und Gebären habe ich lange idealisiert. Ich fühlte mich sogar wertlos, als feststand, dass beide Kinder per Kaiserschnitt das Licht der Welt erblicken würden.
Ich bin gläubig und fühle mich bis heute manchmal komisch bei dem Gedanken, dass die Geburtsstunde nicht von Gott gegeben, sondern von Ärzten entschieden wurde.

Bis zum Ende der Schwangerschaft hatte ich mir sehnlichst eine Spontangeburt gewünscht. Bei beiden Kindern allerdings kam es zu Makrosomien. Meine erste Tochter wog über 4,4kg und die zweite sogar über 5kg. Beide waren knapp 60cm lang. Nur mit einem Kaiserschnitt konnten wir der Gefahr, dass die Kinder noch größer und schwerer werden würden, entgegenwirken.
Mögliche Komplikationen
Von meiner Diabetologin wusste ich, dass neugeborene Babys von Diabetikerinnen häufig mit Hypoglykämien kämpfen. Da sie aus dem Mutterleib gewöhnt sind, höhere Dosen Insulin auszuschütten, um das Essen der Mutter zu verarbeiten. Nach der Geburt produziert die Bauchspeicheldrüse des Babys quasi viel mehr Insulin, als es selbst benötigt, und stürzt in den Unterzucker.
Aus diesem Grund war es mir sehr wichtig, in einem Krankenhaus mit einer angeschlossenen Kinderklinik zu entbinden. Falls die Kinder starken Unterzucker nach der Geburt erleiden würden oder andere Defizite hätten, würde man ihnen hier am schnellsten helfen können, dachte ich. Es verlief aber alles glimpflich. Meine Kinder hatten 1-2 niedrige Blutzuckerwerte und waren danach komplett stabil.
Auf Empfehlung meiner Diabetologin ließ ich übrigens die Pumpe während des Kaiserschnitts und auch danach auf der Ursprungs-Basalrate von 100% angeschlossen.
Im Endeffekt war es so, dass jeder im Krankenhaus an meine Kinder dachte, sie untersuchte, pflegte und hegte – nur mich vergaßen alle. Obwohl auf allen Akten und sogar auf meinem Krankenhausschild „TYP-1-DIABETES“ und „HOCH-RISIKO“ stand, gab es keinen Arzt oder Krankenpfleger, der sich mal nach mir und meinen Zuckerwerten erkundigte.
Glücklicherweise bin ich schon gewohnt, auf mich selbst aufzupassen. Mit 4 Litern Saft, 3 Paketen Traubenzucker und 10 Bananen rückte ich am Tag der Entbindung an und füllte mein Schränkchen.
Innerhalb von 24 Stunden nach Entbindung hatte ich schon 11kg verloren. Ich tastete mich sehr vorsichtig an meinen neuen Insulinbedarf heran und spritzte zunächst kaum. Das Ende vom Lied: Meine Zucker-Vorräte waren nach 4 Tagen ALLE komplett aufgebraucht!!!
Im Krankenhaus hatte ich häufig das Gefühl, dass ich weitaus mehr über Diabetes wusste als die Allgemeinmediziner selbst. Was mir während der Schwangerschaft, aber sogar im Krankenhaus entsprechend am meisten half, war die Handynummer meiner Diabetologin. Ich blieb mit ihr immer im Austausch – meistens per „WhatsApp“. Das beruhigte mich und rundete meine Handlungen ab.
Freder1k und Fr1da
Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich von Außenstehenden – aber auch von meinem Partner – gefragt wurde, wie hoch das Weitervererbungsrisiko von Typ-1-Diabetes ist.
Viele Studien sowie Prof. Hellmut Mehnert, der regelmäßig für die „ÄrzteZeitung“ schreibt, gehen davon aus, dass Typ-1-Diabetes mit einer Wahrscheinlichkeit von 3-5% von einem Elternteil auf ein Kind vererbt wird. Kinder eines „Typ-1-Vaters“ sollen sogar nur ein Weitervererbungsrisiko von 2-4% bis zum 18. Lebensjahr haben, im weiteren Leben von 4-8%, um eines Tages an Typ-1-Diabetes zu erkranken. Sind beide Eltern an Typ-1-Diabetes erkrankt, so würde das Risiko auf 10-25% ansteigen.

Wie immer im Leben kann man das bekannte „Wasserglas“ nun halbvoll oder halbleer betrachten. Ich habe die Studienergebnisse immer anders zum Ausdruck gebracht und erklärt, dass meine Kinder mit einer 95%igen Wahrscheinlichkeit gesund auf die Welt kommen werden!
Damit meine Kinder zum einen der Forschung gegen „Typ 1“ helfen können, aber überdies ein Diabetes früh erkannt werden kann, habe ich beide Male bei Typ-1-Diabetes-Studien teilgenommen. Diese hießen in meinem Fall „Freder1k“ und „Fr1da“.
Aufmerksam sein
Typ-1-Diabetes ist die häufigste Autoimmunerkrankung bei Kindern. Die Studien helfen, mit verschiedenen Bluttests bei Neugeborenen das Erkrankungsrisiko zu ermitteln. Es sind quasi „Früherkennungsstudien“, die zusätzlich zur Diabetes-Prävention beitragen sollen.
In der Regel liegen in allen Krankenhäusern und Arztpraxen Flyer dazu aus. Wenn nicht, empfehle ich, bei Interesse nachzufragen.
In meinem Fall haben meine beiden Kinder bisher keine Anzeichen für einen Typ-1-Diabetes gezeigt. Das beruhigt mich zwar, dennoch lasse ich das bei jedem Arztbesuch checken und beobachte genau, ob sie Auffälligkeiten haben (vermehrter Durst, Schlappheit, Sehstörungen etc.).
Im 4. und letzten Teil von Vivis Reihe „Das Privileg Schwangerschaft“ geht es um ihre Erfahrungen beim Stillen und sie zieht ein Fazit ihrer beiden Schwangerschaften mit den 10 wichtigsten Fakten: Das Privileg Schwangerschaft – Teil 4
Auch Heike hat über ihre Entbindung mit dem Typ-1-Diabetes berichtet: Erfahrungsbericht einer Dia-Mama – Tipps für diejenigen, die es noch werden wollen
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 17 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 12 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig