- Eltern und Kind
Der ATTD Kongress 2023
3 Minuten
Ein Blutdruckmedikament schützt die Betazellen
Mit großer Spannung wurden die Ergebnisse der von der Juvenile Diabetes Forschungs-Stiftung (JDRF) geförderten CLVer-Studie ("clever" bedeutet übersetzt schlau) erwartet. In dieser Studie wurde die Gabe des seit vielen Jahren zur Blutdrucksenkung eingesetzten Medikaments Verapamil und der Einsatz einer Hybrid-Closed Loop (HCL) Insulinpumpentherapie direkt nach der Diagnose eines Typ-1-Diabetes bei Jugendlichen untersucht. Zeitgleich zur Präsentation der Ergebnisse durch Studienleiter Greg Forlenza vom Barbara Davis Diabetes-Zentrum in Denver, USA, wurde die Studie in zwei Artikeln im renommierten wissenschaftlichen Journal JAMA veröffentlicht. Die CLVer-Studie ergab, dass Verapamil im Vergleich zur Behandlung mit einem Placebo die Betazellfunktion bei 113 Jugendlichen im Alter von sieben bis 17 Jahren mit neu aufgetretenem Typ-1-Diabetes über 52 Wochen teilweise erhalten konnte. Ein möglicher Grund könnte eine zelluläre Stress-Reduktion durch Verapamil sein. Allerdings reichte der Effekt nicht aus, um auf eine Insulingabe zu verzichten. Ein Routineeinsatz bei Manifestation kommt daher gegenwärtig nicht in Frage, vielleicht aber ein Einsatz in der Kombinationsbehandlung bei neuen Studien zur Immuntherapie.
HCL-Insulinpumpe bei
Manifestation?
Darüber hinaus ergab die Studie, dass es keinen signifikanten Unterschied bei der Aufrechterhaltung der Insulinsekretion zwischen einer Closed-Loop-Verwendung von Diabetesbeginn an und der Standardbehandlung (Insulingabe und kontinuierliche Glukosemessung ohne automatische Insulindosierung) gab, obwohl HCL-Insulinpumpen-Anwender eine höhere Zeit im Zielbereich (Glukosewerte zwischen 70 und 180mg/dl) von 78 % im Vergleich zu Nicht-Anwendern von 64 % (3,4 Stunden/Tag Unterschied) hatten. Ähnliche Ergebnisse hatte schon eine zweijährige Studie aus Cambridge in England mit dem CamAPS-System ergeben. Angesichts der Wichtigkeit einer guten Stoffwechseleinstellung von Beginn an, bieten diese beiden Studien aber Argumente für einen möglichst frühen Einsatz von Insulinpumpen mit automatischer Insulindosierung.
Fortschritte bei der automatischen Insulindosierung
Die 12-Monats-Ergebnisse der ADAPT-Studie von Medtronic mit 82 Studienteilnehmern wurden ebenfalls auf dem ATTD veröffentlicht. Sie ergaben, dass die Gruppe, die von einer Behandlung mit mehrfachen täglichen Insulininjektionen im Zufallsverfahren auf die MiniMed 780G HCL-Insulinpumpe umgestellt wurde, eine Senkung des HbA1c-Wertes um 1,4 % auf 7,5 % und eine Verbesserung der Zeit im Zielbereich um 6,5 Stunden pro Tag auf 71 % verzeichnen konnte.
Roy Beck vom Diabetes-Statistik-Zentrum JAEB aus Florida präsentierte eine Analyse der 369 Teilnehmer aller drei Zulassungsstudien mit dem Tandem Control-IQ-Insulinpumpensystem. HCL-Benutzer hatten einen Vorteil von 2,8 Stunden pro Tag gegenüber der Kontrollgruppe, und diese Ergebnisse stimmen mit den Daten von Anwendern aus der täglichen Praxis überein, berichtete er.
Das französische Start-Up Diabeloop kündigte die Entwicklung eines vollständig geschlossenen Kreislaufsystems ohne Notwendigkeit einer Mahlzeiteneingabe an, nachdem bereits Medtronic und Dexcom/TypeZero ähnliche Ankündigungen gemacht hatten. Diabeloop präsentierte auch die Ergebnisse von über 6.000 Anwendern ihres DBLG1-Systems in der Praxis: Die Zeit im Zielbereich lag in fünf EU-Ländern im Schnitt bei ~ 70 %.
Basalinsulin einmal pro Woche?
Eine Gruppe renommierter Fachleute erörterte, warum einmal wöchentlich verabreichte Basal-Insuline die "Zukunft" sind. Allerdings bezog sich die Diskussion hauptsächlich auf die Behandlung des Typ-2-Diabetes. Eine Studie mit dem ultralangwirksamen Insulins Icodec der Firma NovoNordisk bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes hatte eine etwas höhere Unterzuckerungsrate gegenüber einer täglichen Gabe von Degludec (Tresiba®) als Basalinsulin. Vielleicht war dies auch der Grund, warum die geplante Kinderstudie mit Icodec abgesagt wurde. Neuesten Daten für das ultralangwirksame Basalinsulin Fc (BIF) von Lilly, auch bekannt als Efsitora Alfa, wurden ebenfalls diskutiert.
Erfolge der Kinderdiabetologie
Der amtierende Präsident der internationalen Kinderdiabetesgesellschaft ISPAD, David Maahs von der Stanford University, gab einen Überblick über die Diabetes-Technologie und -Therapie bei Kindern im vergangenen Jahr und hob dabei das Potenzial des hybriden Closed-Loop zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle bei Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes hervor. Bei den jüngsten Kindern mit Typ-1-Diabetes (im Alter von ein bis sieben Jahren) ergab eine multinationale Studie mit dem CamAPS-System, dass dies zu einer 9%igen Erhöhung der Zeit im Zielbereich (+2,2 Stunden/Tag) und zu einer 0,4%igen Senkung des durchschnittlichen Blutzuckerspiegels führte. Zuvor hatte eine multizentrische Studie mit einem schlauchlosen HCL-System (Omnipod 5, Fa. Insulet) eine 16%ige Erhöhung der TIR (+3,7 Std./Tag) und eine 0,7%ige Senkung des A1c-Wertes ergeben. Schließlich hob Dr. Maahs Australien als Vorreiter bei der Ermöglichung des Zugangs zu kontinuierlichen Glukosemessung für alle Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes hervor. Das universelle Erstattungsprogramm des Landes für kontinuierliche Glukosemessung führte zu einem zweifachen Anstieg der statistischen Wahrscheinlichkeit für das Erreichen des Ziel-HbA1c-Wertes (<7 %), zu einem dreifachen Rückgang des Risikos für einen HbA1c-Wert >9 % und zu einer zweifachen Verringerung des Auftretens einer diabetischen Ketoazidose. Dies seien viele gute Nachrichten für die Kinderdiabetologie, schloss Prof. Maahs seine Übersicht.
Im Frühjahr 2024 wird beim 17. ATTD- Kongress in Florenz erneut Gelegenheit für eine Diskussion der Fortschritte sein.
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Technik
Diabetes-Anker-Podcast: Diabetes-Technologie – darum ist die Teilnahme an der neuen Umfrage zum dt-report 2026 so wichtig
- Ernährung
Wissenschaftlicher Blick auf Ernährungstrends: Intervallfasten, Low Carb oder Vegan bei Diabetes
2 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
gingergirl postete ein Update vor 3 Tagen, 22 Stunden
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus -
hexle postete ein Update vor 5 Tagen, 1 Stunde
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 2 Stunden, 31 Minuten
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
-


Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*
LG Sndra