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Mit großer Spannung wurden die Ergebnisse der von der Juvenile Diabetes Forschungs-Stiftung (JDRF) geförderten CLVer-Studie ("clever" bedeutet übersetzt schlau) erwartet. In dieser Studie wurde die Gabe des seit vielen Jahren zur Blutdrucksenkung eingesetzten Medikaments Verapamil und der Einsatz einer Hybrid-Closed Loop (HCL) Insulinpumpentherapie direkt nach der Diagnose eines Typ-1-Diabetes bei Jugendlichen untersucht. Zeitgleich zur Präsentation der Ergebnisse durch Studienleiter Greg Forlenza vom Barbara Davis Diabetes-Zentrum in Denver, USA, wurde die Studie in zwei Artikeln im renommierten wissenschaftlichen Journal JAMA veröffentlicht. Die CLVer-Studie ergab, dass Verapamil im Vergleich zur Behandlung mit einem Placebo die Betazellfunktion bei 113 Jugendlichen im Alter von sieben bis 17 Jahren mit neu aufgetretenem Typ-1-Diabetes über 52 Wochen teilweise erhalten konnte. Ein möglicher Grund könnte eine zelluläre Stress-Reduktion durch Verapamil sein. Allerdings reichte der Effekt nicht aus, um auf eine Insulingabe zu verzichten. Ein Routineeinsatz bei Manifestation kommt daher gegenwärtig nicht in Frage, vielleicht aber ein Einsatz in der Kombinationsbehandlung bei neuen Studien zur Immuntherapie.
Darüber hinaus ergab die Studie, dass es keinen signifikanten Unterschied bei der Aufrechterhaltung der Insulinsekretion zwischen einer Closed-Loop-Verwendung von Diabetesbeginn an und der Standardbehandlung (Insulingabe und kontinuierliche Glukosemessung ohne automatische Insulindosierung) gab, obwohl HCL-Insulinpumpen-Anwender eine höhere Zeit im Zielbereich (Glukosewerte zwischen 70 und 180mg/dl) von 78 % im Vergleich zu Nicht-Anwendern von 64 % (3,4 Stunden/Tag Unterschied) hatten. Ähnliche Ergebnisse hatte schon eine zweijährige Studie aus Cambridge in England mit dem CamAPS-System ergeben. Angesichts der Wichtigkeit einer guten Stoffwechseleinstellung von Beginn an, bieten diese beiden Studien aber Argumente für einen möglichst frühen Einsatz von Insulinpumpen mit automatischer Insulindosierung.
Die 12-Monats-Ergebnisse der ADAPT-Studie von Medtronic mit 82 Studienteilnehmern wurden ebenfalls auf dem ATTD veröffentlicht. Sie ergaben, dass die Gruppe, die von einer Behandlung mit mehrfachen täglichen Insulininjektionen im Zufallsverfahren auf die MiniMed 780G HCL-Insulinpumpe umgestellt wurde, eine Senkung des HbA1c-Wertes um 1,4 % auf 7,5 % und eine Verbesserung der Zeit im Zielbereich um 6,5 Stunden pro Tag auf 71 % verzeichnen konnte.
Roy Beck vom Diabetes-Statistik-Zentrum JAEB aus Florida präsentierte eine Analyse der 369 Teilnehmer aller drei Zulassungsstudien mit dem Tandem Control-IQ-Insulinpumpensystem. HCL-Benutzer hatten einen Vorteil von 2,8 Stunden pro Tag gegenüber der Kontrollgruppe, und diese Ergebnisse stimmen mit den Daten von Anwendern aus der täglichen Praxis überein, berichtete er.
Das französische Start-Up Diabeloop kündigte die Entwicklung eines vollständig geschlossenen Kreislaufsystems ohne Notwendigkeit einer Mahlzeiteneingabe an, nachdem bereits Medtronic und Dexcom/TypeZero ähnliche Ankündigungen gemacht hatten. Diabeloop präsentierte auch die Ergebnisse von über 6.000 Anwendern ihres DBLG1-Systems in der Praxis: Die Zeit im Zielbereich lag in fünf EU-Ländern im Schnitt bei ~ 70 %.
Eine Gruppe renommierter Fachleute erörterte, warum einmal wöchentlich verabreichte Basal-Insuline die "Zukunft" sind. Allerdings bezog sich die Diskussion hauptsächlich auf die Behandlung des Typ-2-Diabetes. Eine Studie mit dem ultralangwirksamen Insulins Icodec der Firma NovoNordisk bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes hatte eine etwas höhere Unterzuckerungsrate gegenüber einer täglichen Gabe von Degludec (Tresiba®) als Basalinsulin. Vielleicht war dies auch der Grund, warum die geplante Kinderstudie mit Icodec abgesagt wurde. Neuesten Daten für das ultralangwirksame Basalinsulin Fc (BIF) von Lilly, auch bekannt als Efsitora Alfa, wurden ebenfalls diskutiert.
Der amtierende Präsident der internationalen Kinderdiabetesgesellschaft ISPAD, David Maahs von der Stanford University, gab einen Überblick über die Diabetes-Technologie und -Therapie bei Kindern im vergangenen Jahr und hob dabei das Potenzial des hybriden Closed-Loop zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle bei Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes hervor. Bei den jüngsten Kindern mit Typ-1-Diabetes (im Alter von ein bis sieben Jahren) ergab eine multinationale Studie mit dem CamAPS-System, dass dies zu einer 9%igen Erhöhung der Zeit im Zielbereich (+2,2 Stunden/Tag) und zu einer 0,4%igen Senkung des durchschnittlichen Blutzuckerspiegels führte. Zuvor hatte eine multizentrische Studie mit einem schlauchlosen HCL-System (Omnipod 5, Fa. Insulet) eine 16%ige Erhöhung der TIR (+3,7 Std./Tag) und eine 0,7%ige Senkung des A1c-Wertes ergeben. Schließlich hob Dr. Maahs Australien als Vorreiter bei der Ermöglichung des Zugangs zu kontinuierlichen Glukosemessung für alle Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes hervor. Das universelle Erstattungsprogramm des Landes für kontinuierliche Glukosemessung führte zu einem zweifachen Anstieg der statistischen Wahrscheinlichkeit für das Erreichen des Ziel-HbA1c-Wertes (<7 %), zu einem dreifachen Rückgang des Risikos für einen HbA1c-Wert >9 % und zu einer zweifachen Verringerung des Auftretens einer diabetischen Ketoazidose. Dies seien viele gute Nachrichten für die Kinderdiabetologie, schloss Prof. Maahs seine Übersicht.
Im Frühjahr 2024 wird beim 17. ATTD- Kongress in Florenz erneut Gelegenheit für eine Diskussion der Fortschritte sein.
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