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Die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen bestimmt derzeit unser aller Leben – so spielt sie auch im diesmaligen Brief von Kathy an Nadine die tragende Rolle. Und unsere Kolumnistin kann bezüglich Leonies Diabetes sogar von positiven Aspekten durch die derzeitige Situation berichten.
Liebe Nadine,
im Moment erleben wir eine wie ich finde unwirkliche Zeit. Eine Zeit, die viele Unsicherheiten und auch Sorgen mit sich bringt. Corona hat alles auf den Kopf gestellt. Als Mutter mache ich mir natürlich auch Sorgen um mein Kind, dass doch auch irgendwie zur Risikogruppe gehört.
Oder doch nicht? Man hört und liest viele unterschiedliche Meinungen, was es für mich nicht einfacher macht, die Situation für Leonie zu beurteilen. „Gut eingestellte Diabetiker gehören nicht zur Risikogruppe“, das ist wohl der geläufigste Satz zum Thema Corona und Diabetes. Doch was ist ein gut eingestellter Diabetiker? Wie definiert man ihn, und wann gilt bei einem Kind in der Pubertät der Diabetes als gut eingestellt? Ich kann es nicht beantworten.
Aber was ich machen kann, und was wir als Familie derzeit auch tun, ist unsere Tochter so weit wie möglich zu schützen. Die Schulen sind seit 23. März geschlossen, und seit diesem Tag sind mein Mann und ich auch im Home Office. Ich bin wirklich froh, dass ich diese Möglichkeit habe und weiß es sehr zu schätzen. Einkaufen gehen wir nur einmal die Woche und seit einigen Tagen auch nur noch mit Mundschutz.
Ansonsten verbringen wir unsere Tage zu Hause, was neben Home Office und vor allem auch Home Schooling nicht immer einfach ist. Der Lagerkoller schleicht sich von Woche zu Woche mehr ein, doch wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Leonie vermisst ihre Freunde und Klassenkameraden. Vermisst das unbeschwerte Zusammensein. Auch wenn sie viel Zeit mit ihren Freunden im Videochat verbringt – es ist einfach nicht dasselbe. Und wer hätte vor ein paar Wochen gedacht, dass auch die Schule fehlt und man wieder so gerne hingehen würde.
Aber einen kleinen Vorteil bringt die Corona-Zeit doch mit sich: Wir haben den Diabetes besser unter Kontrolle. Zu Hause gibt es keine Bolus-Demenz wie in den Schulpausen. Jede Mahlzeit wird abgewogen und auf erhöhte Blutzuckerwerte wird schneller reagiert. Wir konnten mit einem Basalratentest nebenbei die Basalrate optimieren, so dass Leonie derzeit Glukosewerte von 85 bis 90 Prozent im Zielbereich hat, was sich natürlich auch langfristig auf den Langzeitwert positiv auswirkt. Und so, liebe Nadine, können wir diesen Tagen auch etwas Positives abringen
Viele Grüße und bis bald
Kathy
von Kathy Dalinger
E-Mail: kinder-mit-diabetes-typ1@web.de
Website: kinder-mit-typ1-diabetes.net
Kathy Dalinger auf der Blood Sugar Lounge
Die zwölfjährige Leonie hat seit einigen Jahren Typ-1-Diabetes. Familie Dalinger hat also im Alltag schon reichlich Erfahrung mit der Erkrankung sammeln können. Ihr Wissen gibt Mutter Kathy Dalinger gerne weiter an ihre Freundin Nadine, deren Tochter erst vor kurzem die Diagnose erhalten hat.
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2020; 12 (2) Seite 30
5 Minuten
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