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Gerade junge Menschen wollen und sollen sich viel bewegen. Kinder und Jugendliche mit Diabetes müssen ein paar Dinge beachten, wenn sie Sport machen wollen, z. B. beim Schulsport. Dr. Nicolin Datz gibt dazu praktische Tipps.
Körperliche Bewegung ist für Kinder und Jugendliche wichtig: Sie hält fit und macht zudem auch Spaß. Ob Schulsport, Vereinssport, Fitness oder Leistungssport ist nicht entscheidend. Jeder sollte die Sportart ausüben, die ihm Spaß macht und mit der er sich wohlfühlt.
An Diabetes erkrankt zu sein darf nicht dazu führen, auf Sport zu verzichten. Wer sich regelmäßig körperlich bewegt, verhindert eine übermäßige Gewichtszunahme und fördert eine bessere Blutzuckereinstellung. Außerdem fühlen sich körperlich aktive Menschen oft leistungsfähiger und selbstbewusster. Es ist also wichtig, die körperliche Bewegung junger Menschen zu unterstützen und zu fördern.
Kinder und Jugendliche, die an Diabetes erkrankt sind, müssen ein paar Dinge beachten, wenn sie sich körperlicher Belastung aussetzen oder Sport ausüben wollen.
Damit der Mensch körperlich aktiv sein kann, muss seine Muskulatur “arbeiten”. Für diesen Vorgang, der Muskelkontraktion genannt wird, benötigt der Körper Energie. Diese Energie stammt aus den Zellen der Muskeln, der Leber und dem Fettgewebe, in denen in Form von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen Energie gespeichert ist.
Kohlenhydrate werden nach der Aufnahme über die Nahrung zunächst in Glukose zerlegt und dann in Form von Glykogen im Muskel und in der Leber gespeichert. Diese Glykogenspeicher dienen bei körperlicher Aktivität als Energiespender: Das Glykogen wird zu Glukose abgebaut, an das Blut abgegeben und kann so die Muskulatur mit Energie versorgen.
Bei länger anhaltender körperlicher Belastung (zum Beispiel Ausdauersport) sind die Glykogenspeicher irgendwann leer, sodass dann das Fettgewebe als Energiespender einspringen muss. Im Körper gibt es einen fast unerschöpflichen Vorrat an Fettzellen, über den ausreichend Energie zur Verfügung gestellt werden kann.
Da aber das Gehirn und die Nervenzellen Fette nicht zur Energiegewinnung nutzen können, müssen sogenannte Ersatzkohlenhydrate aus den Fetten produziert werden: Die Ketonkörper. Sehr lang anhaltende körperliche Aktivitäten führen also zur Bildung von Azeton (sogenanntes Sportazeton).
Bei extremen körperlichen Belastungen wird in der Leber auch aus Eiweißen Glukose produziert.
Um zu verstehen, wie Menschen mit Diabetes ihre Insulintherapie bei körperlicher Belastung anpassen müssen, soll zunächst erklärt werden, wie ein gesunder Organismus auf körperliche Aktivität reagiert.
Ziele des menschlichen Organismus sind:
Bei körperlicher Aktivität werden die Zellen insulinempfindlicher, d. h., man benötigt weniger Insulin, um die gleiche Menge Glukose zu verwerten. Ist die Belastung zu Ende, hält dieser Effekt noch eine Zeit lang an, damit die Glykogenspeicher wieder gefüllt werden können: Dies ist der sogenannte Muskelauffülleffekt.
Bei gesunden Menschen sinkt der Blutzuckerspiegel bei körperlicher Belastung leicht ab, weil die arbeitenden Muskeln vermehrt Glukose aufnehmen. Dies führt zu einer Reduktion der Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse. Ist weniger Insulin vorhanden, setzt die Leber mehr Glukose aus den Glykogenspeichern frei, und die Muskulatur nutzt in vermehrtem Ausmaß Fette, um Energie zu gewinnen.
Um die Diabetestherapie an die körperliche Aktivität anzupassen, gibt es also drei Möglichkeiten:
Wichtig zu wissen: Sport erhöht zwar die Wirkung des Insulins, kann es aber nicht ersetzen. Ohne Insulin kann kein Sport getrieben werden! Bei Insulinmangel führt Sport zu einer Entgleisung des Stoffwechsels mit Ketonkörperbildung.
Eine sofortige Reduktion der Insulinzufuhr – wie beim Stoffwechselgesunden – ist bei Menschen mit Diabetes auch mit den differenziertesten Methoden bisher nicht erreichbar. Deshalb sollte ein Kind oder ein Jugendlicher mit Diabetes eine sportliche Betätigung nicht unter einem Blutzuckerspiegel von 150 mg/dl (8,3 mmol/l) beginnen.
Um die Freisetzung der Glukose aus der Leber nachzuahmen, können zusätzliche Kohlenhydrate, sogenannte Sport-KE/BE, eine Lösung sein. Die Art und die Menge der notwendigen Kohlenhydrate hängen immer von der jeweiligen Belastung, der Blutzuckerhöhe, der Insulinversorgung und dem Trainingszustand ab.
Eine Kombination aus beiden Möglichkeiten ist in den meisten Fällen die beste Lösung. Darüber hinaus beeinflussen andere Faktoren den Blutzuckerspiegel bei körperlicher Belastung und müssen daher bei der Insulinanpassung ebenfalls berücksichtigt werden:
Dies klingt für den einen oder anderen eventuell schwierig und kompliziert und führt möglicherweise in einigen Fällen sogar dazu, dass Kinder mit Diabetes nicht mehr an sportlichen Aktivitäten teilnehmen, aus Sportvereinen austreten und nur noch zu Hause “rumsitzen”. Um die Umsetzung des oben Genannten zur vereinfachen, finden Sie in den drei Kästen ein paar praktische Regeln.
Diese sind als Leitfäden zu sehen und immer auf die jeweilige individuelle Situation anzupassen. Denn jeder muss selbst herausfinden, wie intensiv er die jeweilige sportliche Aktivität ausübt, wie stark diese den eigenen Blutzucker beeinflusst und welche konkreten Absenkungen des Insulins bzw. zusätzliche Kohlenhydrataufnahmen notwendig sind.
2. Möglichkeit
Beispiel: Eine Reduktion um 25 Prozent erreicht man z. B., wenn man die Funktion “temporäre Basalrate” auswählt und dort statt 100 Prozent 75 Prozent einstellt. Eine Reduktion um 50 Prozent bedeutet, dort 50 Prozent einzustellen.
Diabetes zu haben, darf nicht dazu führen, auf Sport zu verzichten. Wer ein paar Regeln beachtet (vor, während und nach der körperlichen Aktivität), kann die Sportart ausüben, die ihm Spaß macht und mit der er sich wohlfühlt.
Die hier genannten Regeln und Tipps sind immer an die jeweilige individuelle Situation anzupassen. Jeder muss selbst herausfinden, wie stark der eigene Blutzucker dabei beeinflusst wird.
von Dr. med. Nicolin Datz
Oberärztin Pädiatrie III, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“, Hannover, E-Mail: datz@hka.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2015; 8 (1) Seite 24-26
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