Die Grundlagen der Nährstoffberechnung

4 Minuten

© Fotolia – Robert Kneschke
Die Grundlagen der Nährstoffberechnung

Kinder und Jugendliche brauchen Nährstoffe zum Wachsen, Spielen, Toben, Sporttreiben, Lernen und für die Stärkung des Immunsystems – das gilt selbstverständlich für Kinder mit und ohne Diabetes. Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie Ihren Kindern über eine ausgewogene Lebensmittelauswahl ein ausreichendes Angebot machen können.

Nährstoffe sind die Grundbestandteile unserer Nahrung. Mehr als 30 verschiedene Nährstoffe sind die nötigen „Treibstoffe“, die sicherstellen, dass der menschliche Organismus rundläuft.

Die Aufgaben der Nährstoffe

Je nach Art des Nährstoffs wird Energie geliefert und/oder Baumaterial. Nährstoffe werden zudem als Co-Faktoren für den ordnungsgemäßen Ablauf einer Vielzahl von Stoffwechselvorgängen benötigt. Kohlenhydrate, Proteine und Fette sowie das Genussmittel Alkohol liefern Energie. Proteine versorgen den Körper zusätzlich mit unverzichtbaren essentiellen Aminosäuren. Fette, besonders pflanzliche Fette, liefern die unverzichtbaren essentiellen Fettsäuren.

Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe) werden als Baustoffe benötigt und/oder sind unerlässlich an den permanent stattfindenden Auf- und Abbauprozessen des Organismus beteiligt sowie als Radikalfänger (Antioxidanzien) Schutzstoffe für die Körperzellen. Funktionelle Ballaststoffe fördern eine gesunde Besiedlung des Darms mit guten Mikroorganismen, stärken zudem das Immunsystem und unterstützen indirekt viele Stoffwechselprozesse.

Die deutschsprachigen Fachgesellschaften für Ernährung in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben für die verschiedenen Altersgruppen gemeinsame Referenzwerte für die empfehlenswerte Zufuhr an Nährstoffen formuliert. Darüber können Sie sich kostenfrei unter dge.de/wissenschaft/referenzwerte informieren.

Energie aus Nährstoffen und Alkohol

Energieliefernde Nährstoffe
Kohlenhydrate: 4 kcal/g
Organische Säuren: 3 kcal/g
Proteine: 4 kcal/g
Fette: 9 kcal/g

Genussstoff Alkohol: 7 kcal/g

Die Ernährungspyramide des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) umfasst von unten nach oben betrachtet die Lebensmittelgruppen Wasser, Gemüsegruppe/Obstgruppe, Getreidegruppe/Kartoffeln, Milch und Milchprodukte, die heterogene Gruppe der sonstigen Proteinquellen mit Hülsenfrüchten und tierischen Lebensmitteln (ein zusätzliches Milchprodukt, Fisch, Geflügel oder Fleisch) sowie die Gruppe der Fette und Öle. Eine kleine Menge an „Extras“ (etwa 10 % der Gesamtkalorien) darf dazukommen.

Jede einzelne Gruppe hat ein besonderes Potenzial für bestimmte Nährstoffe und lässt sich daher nur eingeschränkt durch eine andere Gruppe ersetzen.

Das 6-5-4-3-2-1-Prinzip

Neben der Einteilung zeigt die Pyramide nach dem 6-5-4-3-2-1-Prinzip, wie häufig man täglich aus den einzelnen Gruppen wählen soll. Die Ernährungspyramide wurde so konzipiert, dass eine ausreichende Nährstoffversorgung erzielt werden kann.

© Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Die Farbwahl nach dem Ampelprinzip verdeutlicht zusätzlich die Priorität bei der Auswahl der Lebensmittelgruppen. Dabei steht grün für reichlich/großzügig, gelb für mäßig/regelmäßig/ bewusst und rot für sparsam genießen/ mit Bedacht. Die Ernährungspyramide ist dadurch ein gutes Werkzeug für die alltagstaugliche Umsetzung der wissenschaftlichen Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr.

Individueller Nährstoffbedarf

Abhängig von Alter, Geschlecht und körperlicher Aktivität ergibt sich ein individueller Bedarf an Nährstoffen. Um dem Anspruch an Individualität gerecht zu werden, kann ganz praktisch zur Bestimmung der Pyramidenportionen das Handmaß eingesetzt werden – denn die Größe der Hände passt zur Körpergröße (kleine Kinder – kleine Hände, große Kinder – große Hände).

Die orientierenden Empfehlungen für die Energiezufuhr der Fachgesellschaften basieren auf den Referenzwerten von Körpergröße und Körpergewicht (Tab. 1). Für Kinder und Jugendliche entsprechen sie der 50. Perzentile der Referenzperzentile für anthropometrische Maßzahlen aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS; 2003 – 2006). Angegeben sind jeweils die Werte für die Mitte des Altersbereichs (2,5; 5,5; 8,5; 11,5; 14 und 17 Jahre), Quelle: dge.de/wissenschaft/­referenzwerte/energie/

Empfehlungen zu Tagesmengen dienen der ersten Orientierung

Auf Basis der Energieempfehlungen für die verschiedenen Altersgruppen finden Sie http://hiereineTabellemitPortionsangabenzudenLebensmittelgruppen
. Bitte beachten Sie, dass die Empfehlungen zu Tagesmengen an Energie lediglich einer ersten Orientierung dienen können. Sie basieren auf den Referenz-­werten für Körpergröße und Körpergewicht und nehmen als Maß für die körperliche Aktivität einen moderaten PAL (physical activity level, dt.: Pegel der körperlichen Tätigkeit; ein Maß für die körperliche Aktivität) von 1,4 an.

Lebensmittel als Nährstoffquellen
  • Gemüse: geringe Mengen Energie, Mikronährstoffe (kein Vitamin B12), Ballaststoffe
  • Früchte: Zucker, Mikronährstoffe (kein Vitamin B12), Ballaststoffe
  • Vollkorngetreide: Stärke, Mikronährstoffe (Vitamin B1, Folsäure, Eisen, kein Vitamin B12), Ballaststoffe
  • Kartoffeln: Stärke, Mikronährstoffe (Kalium, kein Vitamin B12)
  • Milch und Milchprodukte, Käse: Proteine, Mikronährstoffe (Vitamine B2, B12, Kalzium, Magnesium), Milch und Sauermilchprodukte zusätzlich Milchzucker
  • Gruppe sonstiger Proteinquellen | Hülsenfrüchte: Proteine, hohe Qualität in Kombination mit anderen Proteinen, Stärke, Mikronährstoffe (kein Vitamin B12), Ballaststoffe
  • Ei: Proteine, Mikronährstoffe
  • Fisch: Proteine, Omega-3-Fettsäuren, Mikronährstoffe (B-Vitamine; Seefisch: Jod)
  • Fleisch: Proteine, Mikronährstoffe (B-Vitamine, Eisen)
  • Fettquellen | Pflanzliche Fette: ungesättigte Fettsäuren, Vitamin E
  • Nüsse, Samen: Proteine, ungesättigte Fettsäuren, Mikronährstoffe (kein Vitamin B12)

Kinder und Jugendliche, die mit Körpergröße und Gewicht von den Referenz-­werten und/oder dem PAL abweichen, benötigen entsprechend eine individuelle Anpassung der Energiemengen. Lassen Sie sich hierbei kinderärztlich oder auch ernährungstherapeutisch unterstützen.

Noch etwas Wichtiges zum Schluss

Bei allem Wunsch nach einer optimalen Nährstoffversorgung unserer Kinder und Jugendlichen sollten Sie immer bedenken: Diese optimale Nährstoffversorgung soll lediglich der gesunde Nebeneffekt leckerer Mahlzeiten sein.
Die Quellen der benötigten Nährstoffe sind unsere Lebensmittel. Beziehen Sie Ihre Kinder und Jugendlichen so weit als möglich in die Essensplanung, den Einkauf und die Nahrungszubereitung ein. Wählen Sie möglichst häufig schmackhafte, regionale, saisonale und wenig verarbeitete Lebensmittel aus und machen Sie durch die kreative Zubereitung das Essen zu einem köstlichen Erlebnis.

Portionsmengen aus ­Lebensmittelgruppen

Autorin:

Dipl.oec.troph. Doris Fritzsche
Ernährungswissenschaftlerin

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2022; 13 (1) Seite 12-14

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen

Lange hat Nina Joachim ihren Typ-1-Diabetes versteckt. Doch als junge Erwachsene beginnt sie, offener mit ihrer Erkrankung umzugehen. Mit ihrer Tätigkeit als „Insulencerin“, durch die sie anderen helfen kann, hat sie ihren Traumjob gefunden.
Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen | Foto: Nina Sanchez/MedTriX

11 Minuten

Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025

Die neue Magazin-Ausgabe ist ab sofort erhältlich: Dr. Katrin Kraatz/Prof. Dr. Thomas Haak aus der Chefredaktion stellt die Themen des Diabetes-Anker-Magazins 11/2025 vor. U.a. geht es um Wochen-Insuline, die nun auf den Markt kommen, den Schutz der Nieren bei Diabetes und um blutzuckerfreundliches Backen für die Adventszeit.
Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025 | Foto: MedTriX

4 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände