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In unserer Schulungsserie ging es in den letzten DEJ-Ausgaben um Veränderungen an den kleinen Blutgefäßen als Folge des Diabetes. In diesem Beitrag erklärt Dr. Nicolin Datz, welche Auswirkungen der Diabetes auf die “großen Gefäße” haben kann, die z. B. Gehirn, Herz und Beine mit Blut versorgen.
Nach langer Diabetesdauer kann es durch die anhaltende Einwirkung hoher Blutzuckerwerte zu Veränderungen in den kleinen und großen Blutgefäßen kommen (siehe DEJ 3/2017). Die Veränderungen der kleinen Blutgefäße nennt man mikroangiopathische/mikrovaskuläre Veränderungen, die der großen makroangiopathische/makrovaskuläre Veränderungen.
Die Auswirkungen der mikroangiopathischen Veränderungen auf die Augen, die Nieren und die Nerven sind in den letzten Heften ausführlich beschrieben worden; in dieser Ausgabe geht es um makroangiopathische Veränderungen.
Zu den “großen” Gefäßen zählen die Adern, die z. B. das Gehirn, das Herz und die Beine mit Blut versorgen. Ablagerungen durch z. B. Cholesterin führen zu Verengungen und Versteifungen in diesen Gefäßen. Diese Veränderungen nennt man arteriosklerotische Veränderungen oder Arteriosklerose.
Die Bildung solcher Ablagerungen findet auch bei Menschen ohne Diabetes im Laufe der Jahre statt. Durch fettreiche Ernährung, Übergewicht und wenig Bewegung steigen die Cholesterinwerte im Blut an und führen zur Entstehung der Arteriosklerose. Bei Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, kommen hohe Blutzuckerwerte als zusätzlicher Risikofaktor hinzu, so dass eine möglichst gute Stoffwechseleinstellung anzustreben ist.
Die Verengung der Blutgefäße führt zu einem verminderten Innendurchmesser und einer erhöhten Festigkeit (also einer verminderten Elastizität) der Adern. In der Folge entsteht ein erhöhter Druck innerhalb der Gefäße, dies nennt man Bluthochdruck. Durch Bluthochdruck kann es zu Verletzungen der Gefäßinnenwände kommen, an denen sich wiederum Cholesterinpartikel und Glukose ablagern und das Gefäß zunehmend verengen.
Dies ist ein Teufelskreis, der zu immer engeren Gefäßen und zu immer höherem Blutdruck führen kann und letztendlich eine verminderte Durchblutung z. B. des Herzens, des Hirns oder der Beine nach sich zieht. Die Folgen können ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall sein.
Um sich möglichst lange vor arteriosklerotischen Veränderungen zu schützen, sind eine gesunde Ernährung, Vermeidung von Übergewicht, viel Bewegung und bei Patienten mit Diabetes eine gute Stoffwechseleinstellung mit möglichst normnahen Blutzuckerwerten anzustreben.
Werden die Risikofaktoren (hohe Fettwerte) und die Veränderungen (erhöhter Blutdruck) frühzeitig erkannt, kann durch entsprechende Maßnahmen wie gesunde Ernährung, gute Blutzuckerwerte, Gewichtsreduktion oder ggf. eine medikamentöse Therapie eine frühzeitige Entstehung bzw. Verzögerung des Fortschreitens der Arteriosklerose erreicht werden.
Um die Risikofaktoren zu erkennen, werden bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes neben den bereits erwähnten Vorsorgeuntersuchungen (der Augen, der Niere und der Nerven) auch Untersuchungen bezüglich der Fettwerte und des Blutdrucks durchgeführt.
Die Fettwerte werden im Rahmen von Blutentnahmen untersucht. Die erste Untersuchung erfolgt im ersten Diabetesjahr nach Stabilisierung der Stoffwechsellage. Die weiteren Untersuchungen sind dann vor der Pubertät alle fünf Jahre fällig, ab der Pubertät alle zwei Jahre.
Eine Erhöhung der Fettwerte nennt man Hyperlipidämie. Sind die Fettwerte zu hoch, muss eine Beratung zur Umstellung der Ernährung, zur Erhöhung der körperlichen Aktivität und Gewichtsreduktion erfolgen und eine Optimierung der Insulintherapie angestrebt werden. Haben diese Faktoren keinen Erfolg, ist eine medikamentöse Therapie mit einem Statin (Fettsenker) der nächste Schritt.
Neben den genannten, beeinflussbaren Ursachen (fettreiche Ernährung, wenig Bewegung, Übergewicht, schlechte Stoffwechseleinstellung) für hohe Cholesterinwerte gibt es auch vererbbare Ursachen. In einigen Familien liegt eine Form des Cholesterins in erhöhter Konzentration im Blut vor. Es sind dann mehrere Familienmitglieder bereits in jungen Jahren von Arteriosklerose betroffen und damit gefährdet, frühzeitig einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden.
Durch Bestimmung des Cholesterins im Blut können diese Personen früher diagnostiziert werden, so dass eine rechtzeitig eingeführte gesunde Ernährung und ggf. auch medikamentöse Therapie vor der Entstehung der Arteriosklerose schützen bzw. sie verzögern können.
Werden hohe Fettwerte bei Kindern und Jugendlichen festgestellt, muss immer auch eine familiäre Ursache ausgeschlossen bzw. nachgewiesen werden!
Die Untersuchung des Blutdrucks sollte nach den Nationalen Leitlinien der Kinderdiabetologen ab dem 11. Lebensjahr alle drei Monate, mindestens aber einmal jährlich erfolgen.
Der Blutdruck sollte gemessen werden, wenn das Kind/der Jugendliche entspannt ist und ruhig sitzt. Dazu wird eine Blutdruckmanschette um den Oberarm (auf Höhe des Herzens) angelegt. Für korrekte Messungen spielt die Manschettengröße eine wichtige Rolle: Die Manschette sollte ca. zwei Drittel des Oberarms umschließen. In Kinderarztpraxen und Kinderkliniken gibt es viele unterschiedliche Manschetten, um eine alters-und größenangepasste Manschette verwenden zu können.
Bei Messung eines erhöhten Wertes sind mindestens eine, besser zwei Nachmessungen am ruhigen Patienten nötig, um Einflussfaktoren wie Stress zu reduzieren. Im Falle mehrfach erhöhter Messungen ist zunächst eine Kontrolle in drei Monaten ausreichend, bei wiederholt erhöhten Werten ist eine 24-Stunden-Blutdruckmessung notwendig, um die Werte über den Tag und unter Alltagsbedingungen möglichst objektiv auswerten zu können.
Bestätigen sich auch hier zu hohe Werte, muss der hohe Blutdruck nach Ausschluss anderer Ursachen mit einem ACE-Hemmer behandelt werden.
von Dr. med. Nicolin Datz, Hannover
Oberärztin Pädiatrie III, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin,
Krankenhaus „Auf der Bult“, Janusz-Korczak-Allee 12,
30173 Hannover, E-Mail: datz@hka.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 11 (2) Seite 26-27
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