- Eltern und Kind
„Hätten wir nicht für möglich gehalten“
3 Minuten
Für die meisten Jugendlichen ist die Zeit des Erwachsenwerdens sehr turbulent; auch für jene mit Diabetes, so dass deren Stoffwechselkontrolle dabei oft zu kurz kommt. Im Rahmen einer Studie wurde nun ein Pilotprojekt gestartet, in dem jugendliche Diabetiker auch von ihrer „Hausapotheke“ betreut werden – mit überraschend positiven Ergebnissen.
“Das hätten wir alle nicht für möglich gehalten”: Joel, 17 Jahre, ist Teilnehmer einer Studie für jugendliche Typ-1-Diabetiker … und echt überrascht über seine Fortschritte und besseren Werte. In den letzten Monaten wurde er nicht nur von der Diabetesambulanz seiner Klinik in Krefeld betreut, sondern auch von seiner Hausapotheke.
Konzentration auf die Diabeteseinstellung bleibt oft auf der Strecke
Joel geht es wie vielen Jugendlichen: Auf der Suche nach eigener Verantwortung, beim Abnabeln von zu Hause und den lästigen Vorschriften der Autoritäten bleibt die Konzentration auf die Diabeteseinstellung oft auf der Strecke; der durchschnittliche HbA1c-Wert von 9,3 Prozent spricht da eine deutliche Sprache. Wie also einen neuen, anderen Zugang zu den Jugendlichen finden? Wie ihr Verhalten beeinflussen?
Emina Obarcanin lebt in Sarajewo, Bosnien-Herzogowina – einem Land, das uns in letzter Zeit durch Flutkatastrophe und Fußball-WM nähergebracht wurde; sie ist Apothekerin, in Deutschland aufgewachsen, hat hier studiert und kennt so die Situation beider Länder. Ihre Feststellung: Hier wie da haben Jugendliche die gleichen Schwierigkeiten und schlechte, für ihre Zukunft viel zu hohe Blutzuckerwerte. Dies gilt es zu ändern, damit es nicht zu schrecklichen Diabetesfolgen kommt.
Wie das geht? Die Idee: durch engere Kooperation und fachlichen Austausch zwischen dem Diabetesteam der Klinikambulanz oder der Schwerpunktpraxis und der versorgenden Apotheke den Jugendlichen mehr und andere Ansprechpartner zu bieten, um Probleme besser zu erkennen und gemeinsam zu lösen.
Studie mit 68 Jugendlichen
Unter Leitung von Prof. Dr. Stephanie Läer (Klinische Pharmazie der Uni Düsseldorf) entwickelte Emina Obarcanin ein Studiendesign, was dann mit der Helios Klinik Krefeld, der Universitätsklinik Sarajewo und 15 beteiligten Apothekern in beiden Ländern umgesetzt wurde: mit 68 jugendlichen Typ-1-Diabetikern (12 bis 18 Jahre). 40 wurden gemeinsam von Diabetesteam und Apotheker betreut, 28 nur durch das Diabetesteam in der Standardversorgung.
Wie üblich kamen die Jugendlichen zu ihren monatlichen bzw. quartalsmäßigen Terminen in die Klinik. Die Jugendlichen benannten die Apotheke, in der sie betreut werden wollten. Die Ambulanz lieferte die aktuellen Blutzuckerwerte und erhielt vom Apotheker das Protokoll der Besprechung mit den Jugendlichen. Besprochen wurden Therapiekonzepte, Umsetzungsstrategien und Beratungsinhalte – in gemeinsamen Treffen von Diabetologen, Diabetesberaterinnen und Apothekern vor und während der Studie.
Zweifel und Vorbehalte – aber auch große Offenheit
Auf allen Seiten waren am Anfang Zweifel und Vorbehalte – aber auch eine große Offenheit, sich auf diesen neuen Weg einzulassen. Wie soll der zusätzliche Zeitaufwand geleistet werden? Klappt die interprofessionelle Verständigung oder verzettelt man sich in unnötigen Kompetenzstreitigkeiten? Bleiben die Jugendlichen bei der Stange – oder sind für sie Aufwand und Ertrag nicht in einem akzeptablen Verhältnis? Die Kommentare geben sehr gut wieder, wie positiv die Erfahrung aller Beteiligten nach 6 Monaten war.
Auch die harten Zahlen bestätigen das überraschend gute Ergebnis: 1,1 Prozent HbA1c-Senkung nach 3 Monaten, 0,5 Prozent nach 6 Monaten. Aber hält dieser Erfolg? Die Nachuntersuchung nach 12 Monaten brachte eine Senkung des HbA1c um 1 Prozent im Durchschnitt. Wichtig, dass viele profitierten – und einige wenige (dies auch nicht unerwartet) in alte Verhaltensmuster zurückfielen.
Zur rechten Zeit die Weichen stellen!
Jetzt gilt es, auf allen Seiten nachzudenken: Ist nicht eine sicher aufwendigere, aber erfolgreicheinterdisziplinäre Betreuung gerechtfertigt – gerade in dem Lebensabschnitt, wo der zukünftige, eigenständige Umgang und die Einstellung zum Diabetes geprägt werden? Die beteiligten Jugendlichen wünschten sich dies.
Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) ist ein wichtiges, aktuelles Thema – aber häufig nur in Kombination mit Polymedikation und Alter diskutiert. Hier eröffnet sich ein neues Feld, wo durch die intensivere, auf den Patienten bezogene Zusammenarbeit der Heilberufe viel zu erreichen wäre. Die Studie macht Mut für Nachahmer und sollte auch Krankenkassen auf neue Versorgungsmöglichkeiten mit Erfolgsaussichtaufmerksam machen.
- “Hätten wir nicht für möglich gehalten”
- „Diadema“: die Integration der Apotheker bei der Betreuung Jugendlicher
von Manfred Krüger
Landesbeauftragter für Pharmazeutische Betreuung und AMTS, Apothekerkammer und Apothekerverband Nordrhein, EADV Kommission BAK/DDG, AG Prävention DDG
Kontakt:
M.Krueger@Linner-Apotheke.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (9) Seite 18-21
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig