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Die Weihnachtsfeiertage werden in diesem Jahr „dank“ Corona zwar auch bei Familie Dahlinger etwas anders als gewohnt, aber auf ein Festessen und Plätzchen werden sie nicht verzichten. Wie sie gelernt haben, während und nach dieser kulinarisch opulenten Zeit mit Leonies hohen Blutzuckerwerten umzugehen, berichtet Kathy ihrer Freundin Nadine in ihrem aktuellen Brief.
Liebe Nadine,
Weihnachten steht wieder vor der Tür, und auch wenn es in diesem Jahr wohl etwas kleiner ausfallen wird, so werden wir auch in diesem Jahr nicht auf unser (opulentes) Weihnachtsmahl verzichten. Wie bei vielen Familien steht auch bei uns am zweiten Weihnachtsfeiertag eine leckere Gans mit Knödeln und Blaukraut auf dem Tisch. Ein Nachtisch darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Der Plätzchenteller steht auch immer griffbereit, und so verschwindet gerne mal das eine oder andere Plätzchen zusätzlich in Leonies Mund.
Und wie in jedem Jahr, müssen wir genau deswegen bei Leonie mit hohen Blutzuckerwerten rechnen. Das fettige, deftige Essen sorgt wohl für eine trägere Verdauung. Hinzu kommt dann auch noch die geringe Bewegungslust eines Teenagers, der seine Zeit am liebsten chillend in seinem Zimmer verbringt.
Nadine, wenn wir also nicht möchten, dass Leonies Blutzucker in unermessliche Höhen steigt oder gar extrem Achterbahn fährt, müssen wir neben den Kohlenhydraten für Knödel, Blaukraut und Nachtisch auch noch die Fett-Protein-Einheiten (FPE) für die Weihnachtsgans mit einrechnen und mit dem Mahlzeiteninsulin entsprechend abdecken. Allerdings dürfen wir die gesamte Insulinmenge nicht komplett auf einmal abgeben, sondern über einen verzögerten Bolus über mehrere Stunden (das ist allerdings nur mit einer Insulinpumpe möglich). So wird die Insulinabgabe verlängert, und wir können dem verspäteten Blutzuckeranstieg durch eine verzögerte Insulinwirkung gut abfangen.
Daneben können wir Leonie dann meist doch noch zu einem kurzen Weihnachtsspaziergang überreden. Die Bewegung an der frischen Luft ist uns dann zusätzlich behilflich, die hohen Blutzuckerwerte zu reduzieren und erlaubt es Leonie, sich danach doch noch einmal über den Plätzchenteller herzumachen.
Denn bei einem sind wir uns sicher: Auch wenn es schwierig ist, den Blutzucker an Weihnachten im Zaum zu halten, werden wir es im nächsten Jahr wieder genauso machen. Denn Weihnachten ist nur einmal im Jahr, und da darf man auch einmal über die Stränge schlagen. In diesem Sinne, liebe Nadine, wünsche ich Dir und Deiner Familie ein schönes Weihnachtsfest.
Viele Grüße und bis bald
Kathy und Leonie
von Kathy Dalinger
E-Mail: kinder-mit-diabetes-typ1@web.de
Website: kinder-mit-typ1-diabetes.net
Kathy Dalinger auf der Blood Sugar Lounge
Die zwölfjährige Leonie hat seit einigen Jahren Typ-1-Diabetes. Familie Dalinger hat also im Alltag schon reichlich Erfahrung mit der Erkrankung sammeln können. Ihr Wissen gibt Mutter Kathy Dalinger gerne weiter an ihre Freundin Nadine, deren Tochter erst vor kurzem die Diagnose erhalten hat.
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2020; 12 (4) Seite 30
5 Minuten
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