- Aus der Community
Ich bin eine Mutter und habe Diabetes
4 Minuten
Unter uns DiabetikerInnen gibt es auch einige Mütter. Viele dieser Mütter mit Diabetes haben einen Beruf, gehen arbeiten und sind nebenbei als Familienmanagerin tätig. Wenn eine Mutter zusätzlich einen Diabetes (meist Typ-1-Diabetes im gebärfähigen Alter) managt, leistet sie Hochleistungssport. Ich spreche aus Erfahrung. Denn ich selbst bin seit 32 Jahren Typ-1-Diabetikerin und seit 7 Jahren Mutter.

Diabetesroutine am Morgen
Früh um 6 Uhr klingelt bei mir der Wecker. Ich gehe als Erstes in die Küche und schalte die Kaffeemaschine an. Ohne Kaffee am Morgen geht nichts!
Als Zweites kommt sofort mein Diabetes an die Reihe. Ich schaue auf mein Handy. Wie hoch ist mein aktueller Morgen-Gewebezucker? Falls der Gewebezucker zu hoch ist, gebe ich mir sofort mein Korrekturinsulin und zugleich das Frühstücksinsulin mit meiner Insulinpumpe.
Als Drittes schaue ich erneut aufs Handy und muss meinen Sensor kalibrieren. Ich messe zunächst meinen Blutzucker blutig am Messgerät und gebe anschließend den aktuellen Blutzuckerwert in meine Eversense-Handy-App ein. Dies nimmt 15 Minuten in Anspruch.
Erst danach kommt meine Tochter in die Küche. Sie führt mit mir einen kurzen Morgenplausch, während ich das Frühstück für die Familie vorbereite. Dabei koche ich extra für mich einen Haferkleiebrei, während meine Tochter und mein Mann oft nur ein Butterbrot oder einen Joghurt essen. Ist das Frühstück beendet, lade ich meinen Eversense-Transmitter auf. Ich setze ihn jeden Morgen neu. Während der Transmitter lädt, mache ich meine Morgentoilette zusammen mit meiner Tochter. Ich kontrolliere dabei gleichzeitig den Insulinvorrat meiner Insulinpumpe. Ist noch genügend Insulin in der Pumpe? Muss ich meinen Katheter wechseln?
Das Diabetesmanagement am Morgen kostet viel wertvolle Zeit, in der ich lieber mit meiner Tochter einen Plausch halten oder ihr beim Anziehen helfen würde. Eine günstige Voraussetzung für einen stressfreien (Arbeits-)Morgen ist immer, dass meine Gewebezuckerwerte im grünen Bereich liegen (d.h. zwischen 70 (3,9) und 140 mg/dl (7,8 mmol/l)) und die Technik problemlos funktioniert. Das ist leider nicht immer der Fall.

Wie oft habt ihr zu hohe oder zu niedrige Werte? Wie oft macht bei euch eines der technischen Diabetes-Geräte ein Problem?
All das verlangt dann nach zusätzlicher Zeit. Und die ist – jedenfalls bei mir – am Morgen immer sehr knapp bemessen.
Denn meine Tochter muss pünktlich in die Schule gehen. Und ich muss nach dem Frühstück mit dem Rad zur Arbeit fahren, damit ich rechtzeitig ankomme. Ohne Unterzucker, denn das könnte auf dem Rad gefährlich werden, oder die Arbeitskollegen schauen mürrisch, weil ich zu spät komme.
Warum ist der Alltag von Muttersein mit Diabetes so herausfordernd?
Ich gebe euch wieder ein (zugegeben eher triviales) praktisches Beispiel: Ich liege mit meiner Tochter im Bett und lese eine Gute-Nacht-Geschichte vor. Ich merke bereits, dass mein Zuckerwert sinkt. Ich hole mir schnell eine Banane. Meine Tochter sieht die Banane und hat auch wieder Hunger. Die Zähne sind aber bereits geputzt. Darf ich sie nochmal von der Banane abbeißen lassen? Wir haben nun einen Deal beschlossen. Wenn ich während der Gute-Nacht-Geschichte noch eine Banane esse und sie auch etwas davon isst, putzen wir im Anschluss noch einmal (diesmal nur verkürzt) die Zähne. Denn mir sind die Zähne bei meiner Tochter sehr wichtig!
Diabetes und „Hypos“ verlangen häufiger Zwangspausen
Am meisten stören im Alltag die „ungeplanten Hypos“. In der heutigen Arbeits-, Frauen- und Mütterwelt existiert sehr viel Druck. Da sind „Hypos“, die den Rhythmus stören, fehl am Platz. Also verlangt es beständig extrem hohe Achtsamkeit, dass der Diabetes nicht aus der Balance gerät. Diese nötige Achtsamkeit fehlt dann aber oft in anderen Bereichen. Wenn meine Tochter einen Termin in der Musikschule hat, aber ich in diesem Moment eine „Hypo“ habe, dann esse ich schnell eine Banane. Es muss weitergehen! Leider auch ohne eine Pause.
Diabetes verlangt nach einem stabilen Umfeld!
Ohne eine gut funktionierende Partnerschaft und einen Beruf, in denen mein Diabetes gut zu integrieren ist, würde mein Diabetes noch stärker schwanken. Ein großer Dank gilt meinem Mann, der sich als Typ-F-Diabetiker immer wieder sehr ausdauernd und rücksichtsvoll an das System „Diabetes“ anpasst. Ohne seine wertvolle Unterstützung im Muttersein und mit meinem Diabetes wäre vieles nicht durchführbar.
Diabetes bedeutet viel Zeit und Aufmerksamkeit
Ich vergleiche mein Leben mit dem Diabetes mit einem Marathonlauf. Wir Diabetiker laufen nicht nur EINEN Marathonlauf, sondern absolvieren VIELE Marathonläufe während eines Diabetes-Lebens. Das Leben mit Diabetes und den heutigen zahlreichen technischen Hilfsmitteln funktioniert an sich sehr gut, nur dürfen sich die äußeren Umstände nicht verändern. Wenn das Kind krank wird, der Partner schlecht gelaunt ist, die weiblichen Hormone verrücktspielen, ich mir ein Bein breche oder es im Job Schwierigkeiten gibt … alle diese Dinge machen sich bei den Gewebezuckerwerten bemerkbar! Speziell bei uns Frauen gibt es da häufig durch Kinder oder Beruf viele wechselnde Gegebenheiten, die das Boot und damit den Diabetes zum Schwanken bringen können.

Ich habe in meinem Artikel nur wenige Szenen aus meinem Diabetesalltag als Mutter beschrieben. Vielleicht kennen die Frauen und Mütter unter unseren LeserInnen vergleichbare Augenblicke, in denen sie Diabetes, Beruf und das Mutter-Dasein schaukeln müssen.
Habt ihr manchmal auch ein schlechtes Gewissen, wenn zuerst euer Diabetes und erst dann euer Kind an der Reihe ist? Schreibt es an die Community, um das Frausein mit Diabetes in der Community noch sichtbarer zu machen.
Über das Leben als Mutter mit Typ-1-Diabetes hat auch Vivi schon öfter berichtet: Die Nach-Entbindungs-„Hypo“ und die Schwangerschaftsdemenz
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 5 Tagen, 3 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 22 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 22 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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