- Eltern und Kind
Nachgefragt | Psychologie: Mara (14) will keinen „Follower“ mehr
3 Minuten

Sie haben medizinische und/oder psychosoziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort!
Die Frage:
Unsere Tochter Mara (14) hat seit über 10 Jahren Diabetes. Die ersten Sensoren waren für uns Eltern und auch Mara eine große Erleichterung. Sobald es technisch möglich war, haben wir auch die Follower-Funktion genutzt, um Mara jederzeit bei ihrer Therapie zu unterstützen. Bisher hatte sie noch nie eine schwere Unterzuckerung erlebt und beim letzten Ambulanzbesuch sagte man uns, dass ihre Diabetestherapie sehr gut laufe. Neben der Schule ist Mara viel mit ihren Freundinnen unterwegs, meist beim Sport oder beim Shopping in der Stadt. Vor ein paar Tagen hat Mara uns gesagt, dass sie nicht mehr von uns “verfolgt” werden will. Sie kennt sich mit ihrem Diabetes aus und die ständige Überwachung “nervt” sie. Wir als Eltern möchten dagegen jedoch nur sicher sein, dass es unserem Kind gut geht.
Familie K.
Die Antwort von Prof. Dr. Karin Lange
Wahrscheinlich ist Mara für ihr Alter normal entwickelt und jetzt mitten in der Pubertät. Dazu gehört nicht nur die unübersehbare äußere Veränderung, sondern auch ein eindrucksvoller Wandel im Denken und in der Sicht auf die eigene Person. Typisch ist, dass Jugendliche sich von ihren Eltern lösen, engere Bindungen zu Gleichaltrigen eingehen und nicht mehr alle Erlebnisse und Sorgen mit ihren Eltern teilen. Dazu gehört auch, dass sie sich selbst bestätigen und ihre Unabhängigkeit als Person beweisen wollen. Und der Diabetes, der ja schon Maras ganzes bewusstes Leben geprägt hat, gehört auch dazu. Wahrscheinlich möchte sie sich eher etwas selbst beweisen als nur die Hilfe der Eltern abzulehnen. Jugendliche, die über die Jahre gelernt haben, ihren Diabetes verantwortlich zu behandeln, sollten auch hier auf dem Weg zur Selbständigkeit unterstützt werden, denn spätestens mit dem Abschluss der Schule werden sie auf eigenen Beinen stehen (müssen). Und wie schnell vergehen 4 oder 5 Jahre.
Kinder loslassen und in ihrer Selbständigkeit unterstützen
Und gleichzeitig müssen alle Eltern, auch die von Kindern ohne Diabetes, lernen, dass sie nicht mehr jeden Schritt ihres heranwachsenden Kindes kontrollieren können. Viele Ängste von Eltern werden dabei von sozialen Medien geprägt und verstärkt, die uns ohne Pause mit tragischen Unglücken oder Unfällen von jungen Menschen konfrontieren.
Diese Bilder beherrschen unser emotionales System, obwohl sie bei sachlicher Betrachtung nichts mit unserem konkreten Leben zu tun haben. Wenn Sie Ihre Tochter mit etwas Abstand betrachten, dann wird sie sich recht gut mit ihrem Diabetes auskennen und wissen, was in schwierigen Situationen zu tun ist. Ich gehe auch davon aus, dass sie ihre Freundinnen über Hypos informiert hat. Was kann ihr also passieren, das eine kontinuierliche Überwachung erforderlich macht?
Auf der anderen Seite habe ich großes Verständnis für Eltern, die sich wie Sie wahrscheinlich Tag und Nacht für die Gesundheit ihres Kindes eingesetzt haben. Dafür meine ehrliche Hochachtung.
Es braucht Zeit, das ständige Mitrechnen wieder zu “verlernen”
Über Jahre haben Sie es sich zur Gewohnheit gemacht, die Glukosewerte zu überwachen und das hat Ihnen ein gutes Gefühl der Sicherheit gegeben. Ohne den Blick auf die Glukosewerte auf Ihrem Handy fehlt diese Sicherheit auf einmal – und das ist ungewohnt und macht vielleicht auch Angst. Auf längere Sicht kann es Ihnen und Ihrer Tochter aber helfen, diese gelernte Angst wieder zu verlernen und sie durch gegenseitiges Vertrauen und Zutrauen auszutauschen. Letztlich ist es für alle Kinder wichtig, dass wir Erwachsene ihnen zutrauen, das eigene Leben zu meistern.Vielleicht ist es ein erster Schritt, dass Sie mit Mara darüber nachdenken, wann ein “Verfolgen der Glukosedaten” wirklich hilfreich und gewünscht ist.
Entwickeln Sie Regeln für den gemeinsamen Umgang mit Diabetes
Sicher sollten Sie auch darüber sprechen, ob und wie Sie Ihre Tochter anrufen, wenn Ihnen der Glukosewert Sorgen macht. Das Vertrauen, dass Sie hier in Ihre Tochter setzen, ist ein wichtiger Baustein für ein stabiles Selbstbewusstsein – auch im lebenslangen Umgang mit dem Diabetes.
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2023; 12 (2) Seite 18-19
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tako111 postete ein Update vor 17 Stunden, 51 Minuten
Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 20 Stunden, 36 Minuten
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 5 Stunden, 58 Minuten
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 2 Tagen, 1 Stunde
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 4 Stunden
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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