- Eltern und Kind
Neues von der Jahrestagung der Experten für Kinder-Diabetologie
3 Minuten
Schon seit 15 Jahren findet jährlich die gemeinsame Jahrestagung JA-PED der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) und der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie (DGKED) statt – 2021 zum ersten Mal rein virtuell.
In diesem Jahr war aufgrund der Corona-Pandemie alles anders: Die ursprünglich für November letzten Jahres in Stuttgart geplante Jahrestagung war auf Juni 2021 verschoben worden, in der Hoffnung auf eine Präsenzveranstaltung. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht, da die Liederhalle in Stuttgart noch Impfzentrum und die Einschränkungen wegen COVID-19 noch zu restriktiv waren. Somit fand die JA-PED 2021 zum ersten Mal als rein virtuelle Fortbildung und als „summer edition“ statt.
Dr. Martin Holder (Diabetes) und PD Dr. Martin Bald (Endokrinologie), beide langjährige Oberärzte am Olgahospital, der Kinderklinik des Klinikums Stuttgarts, stellten in Zusammenarbeit mit den Vorständen der beiden Gesellschaften und der Kongressorganisation event lab. GmbH ein abwechslungsreiches und interessantes Programm zusammen.
Bedeutung der Insulinwirkung im menschlichen Gehirn
Im ersten Plenarvortrag sprach Prof. Dr. Martin Heni von der Universitätsklinik Tübingen über die Insulinwirkung im Gehirn bei Menschen. Mittels der MEG (Magnetencephalographie) konnte in sehr aufwendigen Untersuchungen festgestellt werden, dass übergewichtige im Vergleich zu schlanken Menschen eine Insulinresistenz im Gehirn haben. Versuche mit hochdosiert gegebenem intranasalem Insulin zeigten, dass es insulinsensible Gehirnareale gibt, das Insulin im Gehirn die Glukoseproduktion der Leber unterdrücken, aber auch die Insulinproduktion aus den Betazellen des Pankreas stimulieren kann.
Das Insulin im Gehirn ist ein wichtiger langfristiger Regulator des Körpergewichts und der Körperfettverteilung. Besteht eine Insulinresistenz im Gehirn, sind viele Funktionen der Insulinwirkung gestört. Positiv ist, dass diese reversibel sein kann, z. B. kann die Insulinempfindlichkeit des Gehirns durch Sport verbessert werden.
Das interdisziplinäre Diabetes-Team – neue Herausforderungen
Vor über 30 Jahren unterstützte zum ersten Mal im Rahmen eines Pilotprojektes eine speziell ausgebildete Kinderkrankenschwester, die spätere erste Diabetesberaterin am Olgahospital, den damaligen Diabetesarzt. Heute sind Diabetesberater und Diabetesberaterinnen im Diabetes-Team nicht mehr wegzudenken. Die Diabetesbehandlung ist Team-Arbeit, als erstes natürlich in der Familie, dann aber auch im Diabetes-Team der Klinik oder Praxis. Je besser das Team zusammenarbeitet, umso besser geht es den Patienten und Familien.
Durch Corona und den starken Digitalisierungsschub hat sich die tägliche Arbeit des Diabetes-Teams enorm verändert. Die Technik soll im täglichen Ablauf helfen und unterstützen, jedoch nicht belastend sein. Trotz dieser neuen Angebote sollten die Kinder und Jugendlichen noch Kind bzw. sie selbst sein dürfen und Eltern sollten trotz der digitalen Hilfen ihre Kinder rechtzeitig los- und selbstständiger werden lassen. Vielleicht ist ein neues Team-Mitglied, z. B. ein Physician Assistent IT, notwendig, das alle anderen Team-Mitglieder bezüglich der neuen Medien auf den neuesten Stand bringt und Familien unterstützen kann, mit der neuen Technik klarzukommen.
Hypoglykämie-Wahrnehmung
Wenn Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes „verlernen“, Unterzuckerungen zu erkennen oder häufige Unterzuckerungen ohne klinische Symptome auftreten, kann eine spezielle Schulung, das „Hypo-Training“, hilfreich sein.
Durch diese ausführliche Schulung soll die Erkennung der Symptome einer Unterzuckerung verbessert werden, die Ursachen von Unterzuckerungen erkannt und die Aufmerksamkeit und Bereitschaft gestärkt werden, in jeder Situation sich mit einer möglichen Unterzuckerung auseinanderzusetzen. Die Technik hilft, Unterzuckerungen, besonders schwere, zu vermeiden: Eine Umstellung auf die Pumpentherapie senkt das Risiko für Hypoglykämien um das 4-fache, CGM-Systeme, vor allem diejenigen mit Insulinabschaltung bei drohender Hypoglykämie und die AID-Systeme, um mehr als 50 %.
Diabetes-Technologie
Durch die Einführung der AID-Systeme (AID: automatische Insulindosierung) hat sich das Diabetes-Management in der Nacht erheblich gebessert. Egal, wie Kinder und Jugendliche in die Nacht gehen, die Morgenglukose ist in der Regel im Zielbereich.
Die Frage bleibt, wann man mit einem AID-System startet und für wen solche Systeme derzeit noch nicht in Frage kommen. Auch ist das traditionelle Konzept von „Basal“- und „Bolus“-Insulin mit der Anwendung solcher Systeme vorbei bzw. schwieriger zu unterscheiden. Auf jeden Fall sollte das bisherige eigene Verhalten an die neuen Systeme angepasst werden. Hier ist erheblicher Schulungsbedarf für Familien und Patienten zu erwarten.
Internationale Zusammenarbeit
Der Kontakt, Austausch und Vergleich von Diabeteszentren weltweit und zwischen unterschiedlichen Regionen ist faszinierend, aber auch fordernd. Leider fehlt bisher bei der Zusammenarbeit verschiedener nationaler Diabetesregister eine gemeinsame Struktur. Internationale Vergleiche machen die Interaktion zwischen der Erkrankung Typ-1-Diabetes, dem jeweiligen Gesundheitswesen und der Gesellschaft deutlicher. Diabetes-Technologie und neue Medikamente können international entwickelt werden, eine Evaluation sollte aber dann auch international erfolgen.
Mit 726 registrierten Teilnehmern nahmen an dieser virtuellen Tagung so viele Teilnehmer teil wie noch nie. Jedoch haben viele die Präsenz und direkte Austauschmöglichkeiten vermisst. Die Organisatoren haben versucht, mit kurzen Filmbeiträgen über das Olgahospital, die Automobilstadt Stuttgart, mit Gesprächen mit dem Organisten der Stiftskirche, einem Winzer vom Remstal, einem Sternekoch und dem Zauberkünstler Topas lokales Kolorit auf ihrer Seite „Das A und O von Stuttgart“ zu vermitteln. Als positiv an diesem Format wird gesehen, dass alle Vorträge und Symposien registrierten Teilnehmern noch bis Ende September zur Verfügung stehen.
von Dr. Martin Holder und Dr. Thomas Kapellen
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2021; 12 (3) Seite 6-7
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Tagen, 19 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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