Nonie blickt’s: „Jetzt mal ehrlich …“ – Kekse, Schokokugeln und Korrekturen

3 Minuten

Illustration: Christian Mentzel
Community-Beitrag
Nonie blickt’s: „Jetzt mal ehrlich …“ – Kekse, Schokokugeln und Korrekturen

Wenn Nonie in der Adventszeit zwischen Schokokugeln und Schätzinsulin jongliert, bleibt bei ihrer Mama vor allem eines konstant: der Follow-Alarm. Doch Nonie hat längst gelernt, wie man mit Humor und Einsicht damit umgeht.

Ich stehe mit dampfendem Tee am Fenster. Eigentlich könnte es gerade vorweihnachtlich besinnlich sein, wenn da nicht der andauernde Diabetes-Alarm meiner Follow-App wäre. Er hat derzeit Hochsaison. Wenn man zumindest ein Weihnachtslied programmieren könnte … Von Nonie weit und breit keine Spur. Und erreichbar ist sie heute auch nicht.

Seit Beginn der fünften Klasse trifft sie sich nachmittags bevorzugt mit ihren neuen Freundinnen. Die meisten wohnen direkt bei der Schule im Nachbarort, weshalb die Treffen oft nicht bei uns stattfinden. Als Dia-Mama hilft mir gerade in der Weihnachtszeit beim Thema Leckereien nur das regelmäßige tiefe Durchatmen, bevor die Schnappatmung einsetzt.

Zwischen Teetasse und Zuckeralarm: Besinnlichkeit bleibt Theorie

Endlich … Strahlend steht meine Tochter vor mir. Seit sie sich das Insulin für die Kohlenhydrate für ihre Mahlzeiten unterwegs größtenteils selbst spritzt – meistens geschätzt –, bekomme ich nur noch wenig von dem mit, was sie isst. “Mein Schatz, was hast du denn heute so gegessen?”, frage ich vorsichtig. “Eigentlich nur die Nudeln mittags, das war’s.” “Komisch, deine Gewebezuckerwerte sind gerade in der vollkommen falschen Etage unterwegs. Weißt du, warum?” “Nein, Mama, manchmal ist das halt so. Morgen ist ein neuer Tag.”

Jetzt bin ich baff. Da bleibt nur mein neuester Trick: “Also, ich denke, dann funktioniert wohl das Infusionsset nicht mehr. Bitte komm in die Küche, dann wechseln wir das und spritzen dir noch mal eine ordentliche Korrektur direkt im Anschluss.” Nonies Begeisterung darüber bleibt wie erwartet aus.

“Äh, Mama, also, jetzt mal ehrlich, vielleicht habe ich doch noch was gegessen …” “So, was denn?”, frage ich so unschuldig, wie ich es eben hinbekomme. “Also, bei Carla gab es buttriges Weihnachtsgebäck und sie hatte noch ein paar Schokokugeln.” “Okay”, forsche ich weiter, “wie viel war es denn so?””Naja, so 20 insgesamt. Die waren aber auch lecker und ich habe alles gespritzt wie abgemacht.””Und der FPE-Effekt?” “Also, Mama, den hab’ ich vergessen vor lauter Quatschen. Tut mir leid.” Jetzt schaut sie mich mit großen Augen an. Wir messen blutig und spritzen eine Korrektur, die den Algorithmus der Pumpe berücksichtigt.

Kekse, Schätzinsulin und der vergessene FPE-Effekt

“Mama, weißt du, mir ist ja voll bewusst, dass Kekse und Schokolade nicht alles im Leben sind. Aber ich mag halt nicht, wenn du mit mir schimpfst, wenn ich so viel davon esse. Aber es ist schließlich Dezember und das passiert alle Jahre wieder.” Sie grinst. “Habe ich denn je mit dir geschimpft bei so was?”

Nonie überlegt: “Nee, aber vielleicht fängst du ja jetzt damit an?” “Mein Engel, nicht dein Ernst, oder? Mit dem Management des FPE-Effekts möchte ich dir einfach helfen. Zu zweit kriegen wir das doch in der Regel schnell wieder in den Griff.” “Okay, Mama, das nächste Mal geb’ ich mir so richtig Mühe. Und ich stecke dann einen besonders leckeren Keks für dich ein, damit du verstehst, warum Widerstand zwecklos ist.”

Ich wische ihr ein paar restliche Krümel vom Mund und schon ist sie unterwegs in ihr Zimmer. Ihre Freundinnen rufen, dieses Mal per Telefon.


Die elfjährige Nonie hat seit 2019 Typ-1-Diabetes. Ihre Mama Maren Sturny und sie meistern den Alltag als Team. Nonie lernt viel über ihren Diabetes und zieht auch gerne einmal ihre eigenen Schlussfolgerungen. Hin und wieder lässt sie Freunde oder die Familie an ihren Erkenntnissen teilhaben.

 Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2023; 11 (4) Seite 30

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