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Die zehnjährige Nonie hat seit 2019 Typ-1-Diabetes. Ihre Mama Maren Sturny und sie meistern den Alltag als Team. Nonie lernt viel über ihren Diabetes und zieht auch gerne einmal ihre eigenen Schlussfolgerungen. Hin und wieder lässt sie Freunde oder die Familie an ihren Erkenntnissen teilhaben.
“Bitte, mein lieber Schatz, iss noch ein bisschen mehr Nutella”, sage ich zu Nonie beim Frühstück in unserem Skifahrhotel. Sie schaut mich ungläubig an. Ich füge hinzu: “Und bitte schmier‘ Dir das Nutella etwas dicker aufs Brötchen.” “Willst Du mich veräppeln?” fragt Nonie nun doch sehr verdutzt, “Mama, das ist verkehrt herum! Du bist doch immer gegen Nutella.”
“Bitte, bitte”, ich lasse nicht locker und sie grinst. Endlich einmal kein Kampf um ihr Lieblingsfrühstück, das sie sonst fast nie bekommt. Verschmitzt sagt sie: “Mama, können wir bitte jeden Tag Skilaufen gehen? Dieser FPE (Fett-Protein-Einheit)-Effekt kann ja richtig Spaß machen, wenn man ihn richtig benutzt.” Beschwingt schnappt sie sich den letzten Happen ihres Brötchens und schon sitzen wir mit Sack und Pack im Skibus.
“Heute Mittag, wenn Dein Skikurs vorbei ist, essen wir gemeinsam auf der Hütte”, rufe ich ihr hinterher, als sie bereits mit ihrem Skikurs in Richtung Lift unterwegs ist. Während des Vormittages behalte ich, wie immer beim Skilaufen, ihre Gewebezuckerwerte im Blick und bin jedes einzelne Mal perplex, wie gut unsere ausgeklügelte Nutella-Taktik funktioniert. Sie wird beim Mittagessen direkt durch die Schnitzel-mit-Pommes-Taktik abgelöst: “Nonie, bitte, bitte iss das größte panierte Schnitzel und so viele Pommes wie möglich”, flehe ich sie auf der Hütte an.
Wieder schaut sie mit dem “Mama, wie cool bist Du denn heute drauf”-Blick zu mir hinüber und kann ihr Glück kaum fassen. Voller Appetit haut meine Tochter so richtig rein: “Leider kann ich Dir keinen einzigen Pommes abgeben, denn ich brauche jeden einzelnen davon für meinen FPE-Effekt. Sonst reicht der nicht aus.” Sie feiert ihren Spruch und ich nehme sie einmal so richtig in den Arm.
Nachmittags fahren wir zusammen Ski. Einmal schnellen ihre Gewebezuckerwerte dann doch etwas in die Höhe – was ein Wunder bei der Masse an Pommes, die in diesen kleinen Magen hineingewandert waren. Wir nehmen eine extralange Abfahrt, die das Ganze zum Glück wieder ins Lot bringt. Nonie schnauft. Jetzt findet sie es doch echt anstrengend.
Im Auto nach Hause ist sie fix und fertig und schläft nach nicht einmal fünf Minuten ein. Ihr Gewebezucker fängt nun an zu steigen. In dem Wissen, dass da noch ganz viele FPE in ihrem System sein müssen, die Muskeln aber erst deutlich später ihre Zuckerreserven wieder auffüllen, was dann zu einem erneuten Absinken des Zuckerspiegels führt, gebe ich über die Pumpe eine großzügige Korrektur ab. Meine müde Skiheldin bekommt davon nichts mit.
Als wir zurück zu Hause sind, schafft sie es gerade noch so ins Bett mit den Worten: “Mama, und nächstes Mal erklärst Du mir, warum sich Muskeln nach viel Bewegung so über den restlichen FPE-Effekt, der noch im Blut chillt, freuen … Und warum Du immer davon sprichst, dass sich die beiden Effekte – also der von den Muskeln und der von den FPE – im besten Fall ausgleichen, okay? Aber das müssen die beiden heute nochmal hinbekommen, ohne dass ich es genau verstehe.” Und schon ist sie eingeschlafen.
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Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2024; 12 (1) Seite 30
5 Minuten
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