Alte Post: Moderne Tradition

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© Hans Lauber
Alte Post: Moderne Tradition

Das Echt essen-Gasthaus im September, Teil 2: Das stattliche Müllheimer Anwesen verwandelte Heinrich Mack in 30 Jahren in ein ökologisches Hotel mit kreativen Tagungsräumen und einer gehobenen regionalen Küche in der legendären Hebelstube. Eine Meisterleistung!

„Z’Mülle an der Post, Tausigsappermost! Trinkt me nit a guete Wi! Goht er nit wie Baumöl i“. So poetisch besang schon 1807 der von Goethe hochgeschätzte alemannische Dichter Johann Peter Hebel das 1746 gegründete Wirtshaus. Eine 270 Jahre währende Tradition des verkehrsgünstig an der Müllheimer Bundesstraße gelegenen großen Anwesens, weshalb es zuerst eine Posthalterei war – und eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat.

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Blühende Landschaften vor Traditionslokal: Alte Post

Dass die Alte Post heute ein blühender Betrieb aus stilsicherem Hotel, attraktiven Seminaren und guter Küche ist, verdankt das Traditionshaus Heinrich Mack, den die meisten Heiner nennen. Arg in die Jahre gekommen war der Betrieb, als ihn der damals 32-jährige übernahm – und es ist eine ungeheure Lebensleistung, wie es dem gebürtigen Todtmooser gelungen ist, den alten Charakter des Hauses zu bewahren und trotzdem eine moderne, aber keine modernistische Atmosphäre zu schaffen. Alles ist hier solide, alles ist zusammen mit heimischen Handwerkern entstanden; alles ist mit biologisch optimalen Materialien gebaut, sodass die Post eines der ersten Ökohotels in Deutschland war.

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Bewährtes Trio: Markus Martin, Uschi und Heinrich Mack

Nicht immer war der Weg leicht, manchmal hat dem gelernten Koch das Schicksal ins Leben gepfuscht – und manchmal ist er sich auch selbst ins Leben gegrätscht. Aber das ist vergessen, heute präsentiert sich der Anfang 60-jährige voll schöpferischer Tatkraft, freut sich über die zurückliegenden 30 Jahre. Eine bewährte Mannschaft steht ihm zur Seite, an erster Stelle seine Frau Uschi, eine lebensfrohe, charmante Gastgeberin. Wichtig ist auch sein Koch Olaf Wortmann, der seit 20 Jahren am Herd steht – und mit ihm seit einiger Zeit das Kreativtalent Markus Martin, der sich bei Vorzeigebetrieben wie dem Söl’ring Hof in Sylt weiteres Rüstzeug holt.

Nicht zu vergessen die toughe Winzerstochter Katharina Ruser als stellvertretende Geschäftsführerin, die mit ihrer Erfahrung aus Schweizer Spitzenhotels kongenial dafür sorgt, dass die 50 individuell gestalteten Zimmer auch immer gut belegt sind, und dass sich die vielen Seminargäste wohlfühlen.

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Hier zechte schon der große Heimatdichter: „Hebelstube“

Subtil modernisiert wurde die mit dem Konterfei des Dichters geschmückte „Hebelstube“, die Keimzelle der Post. Gerne hat sich Heiner Mack gestalterischen Rat von Konrad Winzer geholt, einem Lörracher Bildhauer, der ungemein stilsicher auch als Architekt arbeitet, in Müllheim das „Taberna“ vorbildlich umgebaut hat. Aktuell hat er das von ihm betriebene Lörracher Restaurant „Drei König“ in einen lichtdurchfluteten Ort verwandelt, der Tradition mit Moderne verbindet. Konrad Winzer ist es sicher auch zu verdanken, dass die Alte Post an vielen Stellen „alt“ ist, sie etwa die alten Steinmauern zeigt. Dass sie aber auch mit modernen Möbeln immer wieder „neu“ ist. Doch all das Interieur würde nichts nützen, wären nicht die vielen freundlichen Mitarbeiter, die für eine heitere Stimmung sorgen.

Hier steht die heimische Natur auf der Speisekarte

Eine bodenständige Küche mit Produkten des Umlandes pflegt die Alte Post, wo mir vor allem die „Sonntagsklassiker“ gefallen, etwa „Chateaubriand“ oder „Rinderroulade“. Ich konnte ein dreigängiges Mittagsmenü für 35 Euro genießen. Es wurde bei herrlichem Spätsommerwetter natürlich nicht in der Hebelstube serviert, sondern unter den schattigen Bäumen im prächtigen Garten, und der zählt zu den schönsten im Markgräflerland, dieser gottgesegneten Weingegend (wo nur die schrecklichen Maisfelder stören) zwischen Basel und Freiburg am Fuße des Schwarzwaldes.

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Knackig-frisch: Blumenkohlparfait mit gegrillter Jakobsmuschel

Nun gut, eine Jakobsmuschel erwarte ich nicht als erstes in einem Markgräfler Landgasthof. Aber die Meeresfrucht ist frisch, korrekt gegrillt und harmoniert erstaunlich gut mit dem Cannelloni. Ein Gedicht das Blumenkohlmousse mit schmackhaftem Petersilienkäppchen. Fein dazu die gepickelten Sommergemüse sowie die kräftigen Blättchen von der Schafgarbe. Alles wird sanft von einem dezenten Thymianjus zusammen gebunden. Passend die 2015er Exklusivabfüllung vom nahen Weingut Schlumberger aus Weissburgunder und Chardonnay.

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Zartest: Kalbsfilet und Bäckchen mit Sahnepurée

Ein richtig guter Gang: Zartest gedünstete Kalbsbacke und das auf den Punkt zubereitete Kalbsfilet, umspielt von intensivem Jus und Schmorfond – so müssen Soßen heute sein! Zum Niederknien das Sahnepurée. Dazu geschmackstarke Gemüse, wie Sellerie, Lauch und Karotten. Schon seit vielen Jahrzehnten bezieht Heinrich Mack das Gemüse vom vortrefflichen und nahegelegenen demeter-Betrieb Piluweri. Auch das meiste Fleisch kommt aus der hochgelobten Müllheimer Metzgerei Brunner & Rüdlin, welche das sehr gute Rindfleisch der alten Rasse Hinterwälder verarbeitet und Schweine vom benachbarten Heitersheimer Züchter Bernhard Walz bezieht.

Getrunken habe ich dazu einen knapp zwei Jahre im Faß gelegenen 2013er Spätburgunder vom Markgräfler Erfolgswinzer Hans Peter Ziereisen. Nicht schlecht, aber meiner Meinung noch etwas zu jung. Übrigens ebenfalls eine Exklusivabfüllung für die Alte Post.

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Erfrischend: Sesam-Karamelltörtchen mit grünem Apfelsorbet

Weil’s mittags war, habe ich auch das Dessert gegessen – und habe keinen Bissen bereut. Gereicht wurde ein dünnes, hocharomatisches Sesam-Karamellgebäck. Darüber thronten Anis-gewürzte Apfelkugeln und gekrönt wurde das Ganze von einem erfrischenden Apfelsorbet. Eine gewagte Kombination, die aber erstaunlich gut harmoniert – und die vorbildlich zeigt, dass ein gutes Dessert gar nicht so viel Zucker braucht.

© Hans Lauber
Exklusiv für die Alte Post abgefüllt: Hausweine

Wie „Baumöl“ schmeckte Johann Peter Hebel der Wein in der Post. Damit meinte der lebenskluge Dichter wohl besonders schwere Weine. Heute geht es in der Post zeitgemäß leichter und eleganter zu. Die Weinkarte konzentriert sich vorbildlich auf trockene Weine aus dem Markgräflerland, dem Kaiserstuhl mit ein paar Ausflügen nach Frankreich und Italien. Das ist völlig ausreichend, denn in dieser sonnenverwöhnten Gegend wachsen inzwischen großartige Rotweine, etwa von Hermann Dörflinger, Karlheinz Ruser und vom Weingut Huber. Auch empfehle ich die heimischen Gutedel – Weine, die so leicht und trocken sind, dass sich davon gerne auch mehrere Gläser trinken lassen. Nicht zu vergessen natürlich auch die anderen Weißen, vor allem die Grauburgunder, die vielen großen Franzosen inzwischen locker Paroli bieten.

Was das Trinkvergnügen steigert: Die Weine sind fair bepreist – eine Flasche Gutedel gibt es schon für 17 Euro. Nach dem Essen lohnt sich ein Besuch im nahen Weingut Dörflinger, wo sich im feigenbestandenen mediterranen Innenhof gerade jetzt die formidablen 2015er-Weine verkosten lassen.

Fazit: Ein lebensfroher Ort, wo es sich zu zivilen Preisen sehr gut tafeln und individuell übernachten lässt. Auch wer sich weiterbilden möchte, ist hier hervorragend aufgehoben.

Meine Empfehlung: Klicken Sie sich durch die Homepage – und entdecken die verzückende Vielfalt der Zimmer, bis hin zu japanischen und einem richtig schönen Appartement. Alles übrigens zu erschwinglichen Preisen um die 130 Euro für das Doppel.

Landhotel Alte Post, Posthalterweg, 79 379 Müllheim, 07631/1787-0, Restaurant von 12 bis 23 Uhr geöffnet. info@alte-post.net / www.alte-post.net

Ausflugstipp: Eine halbe Autostunde von Müllheim entfernt lockt in Freiburg Günterstal das Kloster „Lioba“ mit einem schönen Klostergarten und prächtigen Sonnenblumen.


von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
, Internet: www.lauber-methode.de

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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