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Ich bin Köchin. UND ich bin Diabetikerin. Lässt sich das beides unter einen Hut bringen? Manchmal. Wie oft wurde mir schon gesagt: „Mach doch was anderes. Kochen und dann auch noch eine Krankheit wie Diabetes, das geht nicht.“, „Tut dir das gut? Ständige Zuckerschwankungen, das ständige Essen um dich herum?“ – Nein. Ich weiß. Es tut mir oft gar nicht gut.
Ich bin eine Stress-Esserin.
Eine leidenschaftliche Genießerin.
Undiszipliniert.
Vergesslich.
Ich folge zu oft meinem Bauch – nicht meinem Verstand.
So viel zu mir.
Das alles hat zur Folge, dass ich schon des Öfteren eine Pause einlegen musste. Immer wieder habe ich meinen Job gekündigt, habe an mir gezweifelt, wollte aufgeben, habe Hilfe gesucht. Mein Gewicht. Mal zu hoch, dann viel zu niedrig, jetzt wieder mal an der oberen Grenze. Das alles schwankt und schwankt. „Ich will mich nicht ernähren. Ich will was essen.“ (ein treffendes Zitat der Schriftstellerin Ildikó von Kürthy)
Ich komme aus einem Zuhause, in dem Essstörungen schon früh Thema meines Lebens wurden. Dann kam meine Diagnose. Mein Halt und meine Art, mit meiner Krankheit umzugehen, war meine Liebe zum Essen. Ich habe begonnen, mehr und mehr Kochsendungen anzusehen. Nach den verschiedensten Diäten und Ernährungsregeln zu forschen. Auszuprobieren, zu lernen. Ich bin süchtig nach neuen Rezeptideen geworden.
Ich habe eine Lehre begonnen. Und so begann mein ewiger Kampf. Ich habe selbst eine Essstörung entwickelt, war sehr dünn, habe nur noch gekämpft. Was ist wichtiger?! Mein Diabetes, mein Aussehen oder meine Leidenschaft zum Kochen? (Eigentlich sollte das keine Frage sein – doch sagt das mal eurem Herzen, wenn ihr ein Herzensmensch und kein Kopfmensch seid.)
Inzwischen habe ich mich entschieden, meinen Herzensweg weiterzugehen. Und zu lernen, einen gesunden Umgang in meiner Arbeit und im Alltag für mich zu finden. Nicht leicht, wenn man liest, welche Schwachstellen ich habe.
Im letzten Jahr habe ich mich mit dem Thema „intuitives Essen“ beschäftigt. Dazu bewegt hat mich eine sehr schwache „Ich-mag-mich-grad-gar-nicht“-Phase und ein Online-Meeting. Ich war ein wenig skeptisch, denn mir fällt es auch noch schwer, mich an Regeln zu halten. Noch schlimmer: gar keine Richtlinien außer, dem Hungergefühl zu lauschen!
Ich sage gleich vorweg: Drei Monate durchhalten ist mir nicht leichtgefallen. Und es gab immer wieder Phasen, in denen ich mich und auch mein Projekt habe schleifen lassen. Und das ist okay. Ich habe es gemacht und es war eine spannende Erfahrung.
In diesem Programm habe ich mich viel mit meinen Gedanken, Gefühlen und Gewohnheiten auseinandergesetzt.
Gerade wir Diabetiker haben es nicht leicht. Wir nehmen schneller zu und schwerer ab. Wir müssen uns STÄNDIG mit dem Thema „richtige Ernährung“ auseinandersetzen und zusätzlich nicht vergessen, „trotzdem richtig zu genießen“. Ich sage: „Hut ab – für all die Diabetiker, die ein normales Gewicht haben und denen es egal ist, wie viel, wann und was sie essen.“
Als Kinder leben wir nach diesem Prinzip. Wir schreien, wenn wir hungrig sind, und machen den Mund nicht mehr auf, wenn es genug ist. Im Laufe der Zeit werden wir mit den verschiedensten Dogmen, Situationen, Empfehlungen und Regeln konfrontiert. „Der Teller wird aufgegessen, andere Menschen hungern.“, „Iss gesund! Iss genügend Obst und Gemüse.“, „Jetzt gibt’s nichts zu essen – wir essen erst abends.“ … Der Kopf ist voll mit Regeln und Eindrücken. Das Bauchgefühl wird leiser und leiser und wir verlieren den Bezug dazu. Beim intuitiven Essen lernt man, wieder seinem Bedürfnis und seinem Hungergefühl zu folgen. Frei von allen Regeln und Empfehlungen! Man bestimmt, was, wann und wie viel man essen mag!
Du isst, wenn du körperlich hungrig bist!
In diesem Satz, der für mich entscheidend ist, steckt alles drin. Das intuitive Essensprogramm, dem ich folge und das mir guttut, hat lediglich 4 Regeln, die ich verinnerlichen musste.
Wie fühlt sich mein körperlicher Hunger an? Habe ich Durst und nur zu wenig getrunken? Esse ich aus Stress oder aus Gewohnheit, weil ich immer um diese Zeit Lust auf etwas zu essen habe?
Worauf habe ich Lust? Ist mir lieber nach etwas Warmem oder Leichtem? Mag ich etwas Süßes, obwohl ich zum Salat greife? Ich darf alles essen und sage mir: Wenn ich meinem Körper das gebe, was er möchte, dann esse ich weniger und bin zufriedener danach. Der Körper holt sich, was er braucht.
Ich gebe meinem Körper und mir die Zeit. Es reichen 15-30 min. Ich lenke mich nicht mit dem Handy ab, sondern achte bewusst darauf, was ich esse. Ich esse nicht unter Druck, im Stehen oder, während ich etwas anderes tue. (Als Diabetiker ist das sowieso nicht gut, denn ich habe dadurch schon oft Spritz-/Berechnungsfehler gemacht oder sogar schlichtweg beim Lesen das Essen vergessen…)
Das schien für mich schlicht UNMÖGLICH! Wenn ich mir doch schon das Essen gespritzt hatte, muss ich es doch auch aufessen. Ja, stimmt – ABER: Ich kann vor dem Essen kurz einmal durchatmen und in mich hineinhören, wie viel ich möchte. Zur Not spritze ich lieber für 1-2 BE weniger und dann nochmal während des Essens für die restlichen BE. Ich tue mir ganz bewusst – obwohl ich hungrig bin – die richtige Ladung auf den Teller (WENN ich mir Zeit nehme und nicht in meinen gierigen „Ess-Modus“ verfalle). Ich habe gelernt, mir nicht noch einmal nachzuladen, sondern diesen einen Teller zu genießen und mir Reste in eine Dose zu packen und an einem anderen Tag zu essen.
Mein Fazit:
Als ich mich für dieses Programm entschieden hatte, wollte ich eigentlich 3 Kilo abnehmen. Nach den drei Monaten war ich genauso schwer, aber ich habe so viel in mir drin verändert. Und um ehrlich zu sein: Das war das Beste, was ich habe tun können. Aus meinen vielen Diät-Gedanken auszubrechen und endlich zu lernen, dass ich wertvoll bin. Egal mit wie vielen Kilos auf der Waage, egal was ich esse und wie viel. Dass ein inneres Strahlen gesund ist. Und nicht die Zahl auf der Waage.
Inzwischen sind noch 2 Kilo dazugekommen. Ich habe die Kilos zugenommen, die dringend notwendig waren für meinen Körper, um gesund zu werden. Nicht vom Diabetes. Aber von meinem jahrelangen Ausbleiben meiner Regel und den ständigen Essanfällen und inneren Zweifeln. Meine Werte sind in vielen Phasen nun ausgeglichener und ruhiger. Und langsam pendelt sich ein Rhythmus ein. Mir hat es geholfen, in mir drin zu arbeiten und nicht an meinem Körper draußen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es bei vielen keine Gewichtsveränderung gibt oder manche sogar abnehmen, anstatt wie ich zuzunehmen.
Ich habe gelernt, dass das Ziel von intuitiven Essen Folgendes ist:
Man lässt seinen Körper wieder entscheiden, was er braucht und wie er auszusehen hat. Nicht jede Frau oder Mann hat einen gleichen Körperbau und für die wenigsten gilt das Schema BMI. Der Körper weiß, was er braucht, damit es ihm gut geht. Wenn ich ihm zuhöre und ihm den Raum zum Selbstentscheiden gebe, kann ich mich entspannt meinen Herzensthemen widmen.
Ich wünsche euch eine schöne Winterzeit und ganz viele Herzens- und Bauchmomente, die euch zu glücklichen Menschen in dieser Zeit machen. Passt auf euch auf!
Auch Antje hat sich mit verschiedenen Ernährungsformen beschäftigt. Zum Beispiel mit Intervallfasten: Ernährungs-Trend ohne wissenschaftliche Basis?
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