Die „richtige Ernährung“ bei Diabetes – anno 2017

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Die „richtige Ernährung“ bei Diabetes – anno 2017

1954 war es, als das Buch “Nutze die Heilkraft unserer Nahrung” erschien. Es enthält auch ein Kapitel über die Zuckerkrankheit. Viele der Empfehlungen von Dr. Ernst Schneider, dem Autor, sind natürlich veraltet – manche aber auch noch erstaunlich aktuell. Antje hat mal reingeschaut.  Zum Vergleich hat sie einen intensiven Blick in das Diabetes-Buch der Ernährungs-Docs geworfen:

Man kennt die Hamburger Ernährungsdocs aus der gleichnamigen NDR-Fernsehserie „Ernährungs-Docs“, in der sie über die richtige Ernährung zur Vorbeugung verschiedener Erkrankungen aufklären. Jetzt ist mit dem Ratgeber „Die Ernährungs-Docs – Diabetes“ auch ein Buch herausgekommen, das dabei helfen soll, „mit der richtigen Ernährung Diabetes vorbeugen und heilen“ zu können, dazu gibt es über 70 Rezepte für den Alltag.

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Wenige Kohlenhydrate, viel Eiweiß, gute Fette und jede Menge Gemüse

Ich war sehr gespannt auf das Buch, denn ich hatte vor einer Weile schon einmal die Gelegenheit gehabt, mit Dr. Matthias Riedl einen der drei Ernährungs-Docs zu interviewen. In dem Gespräch seinerzeit ging es zwar um das Thema Ernährung zur Krebsvorbeugung, doch die Botschaft ist im Grunde dieselbe: Unser Speiseplan braucht weniger Kohlenhydrate, mehr sättigendes Eiweiß, gute Fette und jede Menge Gemüse mit sekundären Pflanzenstoffen. Damit lassen sich Übergewicht und mit ihm eine nichtalkoholische Fettleber, ein gestörter Zuckerstoffwechsel und auch Krebserkrankungen vermeiden.

Auch abseits von Trenddiäten: An der Steinzeiternährung ist etwas dran

Wenn es ums Abnehmen und Schlankbleiben geht, dann ist in letzter Zeit in den Medien viel von der sogenannten Steinzeit- bzw. Paläo-Diät die Rede. Verfechter dieser Ernährungsform gehen davon aus, dass der neuzeitliche Mensch genetisch immer noch genauso disponiert ist wie seine steinzeitlichen Vorfahren. Diese waren Jäger und Sammler, ernährten sich also überwiegend von Wurzeln, Früchten, Nüssen und erbeuteten Jagdtieren. Ackerbau hingegen kannten sie noch nicht, entsprechend verzehrten sie so gut wie kein Getreide.

Dr. Riedl mochte sich bei seinen Ernährungstipps zwar nicht auf bestimmte Trenddiäten festlegen, doch an der Steinzeit-Hypothese ist aus seiner Sicht tatsächlich etwas dran: „Früher standen uns Menschen keine Kohlenhydrate in reiner Form zur Verfügung, Getreide zu beschaffen und zu verarbeiten war extrem aufwändig. Gleichzeitig waren Menschen damals ständig in Bewegung.“ Der moderne Mensch hingegen verbringt seinen Alltag überwiegend im Sitzen und hat immer und überall Zugriff auf Nahrungsmittel, die überwiegend aus schnell wirksamen Kohlenhydraten bestehen. Ein Überangebot an Kohlenhydraten aber fördert Übergewicht – auch wenn die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) diesen Umstand beharrlich ignoriert und weiterhin Kohlenhydrate als Basis einer gesunden Ernährung betrachtet.

Die wenigsten Menschen essen so, wie Ernährungsmediziner es empfehlen

Leider zeigen große Untersuchungen wie die Nationale Verzehrsstudie, dass das tatsächliche Ernährungsverhalten der Bevölkerung deutlich von dem abweicht, was die moderne Ernährungsmedizin empfiehlt. „Die Menschen essen nicht nur zu viele Kohlenhydrate und zu wenig Gemüse, sondern häufig auch zu wenig Eiweiß“, erklärte mir Dr. Riedl im Interview. Eiweiß aber ist für den Körper ein unverzichtbarer Baustoff und hält zudem langanhaltend satt. Pro Tag und Kilogramm Körpergewicht sollten es 1,2 Gramm Eiweiß sein, am besten gleichmäßig auf alle Mahlzeiten verteilt.

„Bei den meisten Menschen stimmt die Bilanz allerdings schon beim Frühstück nicht“, sagte Dr. Riedl. Ein Brötchen aus Weißmehl mit Marmelade oder Honig enthält fast nur Kohlenhydrate und so gut wie gar kein Eiweiß. Zum Ausgleich mittags nur einen Salat zu essen, ist auch keine Lösung: Ohne Eiweißbestandteile sättigt ein Teller voller Blattgemüse nicht und man hat schnell wieder Hunger. „Und was findet man dann am Nachmittag im Büro in der Schreibtischschublade? Genau, einen Schokoriegel“, erklärte der Ernährungsmediziner.

 

Gemüse
Fotoquelle: Pixabay

Auf dem Speiseplan der Deutschen spielt Gemüse eine viel zu kleine Rolle.

„Fett macht fett“ gilt als Faustformel schon längst nicht mehr

Auch was den Verzehr von Fett angeht, sind viele Verbraucher noch falsch informiert. Denn die eingängige Formel „Fett macht fett“, mit der in der Vergangenheit für fettarme Diäten geworben wurde, geht nicht auf. „Es kommt auf die Qualität der Fette an und auf das Mischungsverhältnis zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren“, sagte Dr. Riedl. „Olivenöl, Leinöl, Fischöle und Milchfett sind gute Fette, die nicht dick machen und deshalb bevorzugt verwendet werden sollten.“ Nur bei tierischen Fetten aus Fleisch und Wurst ist mehr Zurückhaltung angesagt.

Die Ernährungs-Docs empfehlen die LOGI-Methode

Und so empfehlen Dr. Riedl und seine Kollegen auch in ihrem aktuellen Ratgeber zum Thema Diabetes eine Ernährungsumstellung nach der LOGI-Methode. Bei dieser Ernährungsform werden Kohlenhydrate nicht radikal ausgeklammert, sondern der Fokus liegt auf Lebensmitteln, die den Glukose- und Insulinspiegel möglichst niedrig halten. Sprich: viel Gemüse, ausreichend viel Eiweiß und wenige Kohlenhydrate, vorwiegend mehrkettige Kohlenhydrate, für deren Verstoffwechselung der Körper mehr Zeit braucht als für Einfachzucker aus Haushaltszucker, Weißmehl oder anderen Stärkeprodukten.

Mir ist es wichtig, dass Rezepte immer bebildert sind

Alle Rezepte im Buch sind ausführlich beschrieben, enthalten sämtliche Nährwertangaben und sind immer bebildert. Letzteres ist mir persönlich besonders wichtig, denn ich mag keine Rezeptbücher, in denen nicht einmal das Endprodukt abgebildet ist. Was ich einmal nachkochen werde, sind zum Beispiel die Spinatbratlinge mit Pilz-Tomaten-Sauce, die Auberginenpfanne mit Lamm und die Buchweizenrollen mit Schinken-Möhren-Füllung.

Offenbar stoßen die Ernährungs-Docs mit ihren Empfehlungen auf großes Interesse. Eine Lesungsreihe, die seit Jahresbeginn in den Buchhandlungen Heymann stattfindet, war immer schon Wochen im Voraus ausverkauft. Sonst hätte ich den Docs gern persönlich gelauscht, als sie auch in der Buchhandlung Heymann in meinem Heimatort Elmshorn aufgetreten sind.

Und hier noch die Angaben zum Buch: Dr. med. Anne Fleck, Dr. med. Jörn Klasen und Dr. med. Matthias Riedl: Die Ernährungs-Docs – Diabetes. Mit der richtigen Ernährung Diabetes vorbeugen und heilen. Hardcover, 192 Seiten. 22,90 Euro. ISBN: 978-3-89883-661-6

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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