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So heißt ein außergewöhnlich fundiertes und gut geschriebenes Buch über die Apotheke der Natur. Ein Standardwerk. Ein Weihnachtsgeschenk!
Geschrieben haben das lebenskluge Werk zwei Frauen, von denen eine meiner Leserschaft seit langem bekannt ist: Ursel Bühring, die führende deutsche Phytotherapeutin, die in Freiburg als erste eine Schule nur für die Vermittlung von Heilpflanzenwissen gründete – Nukleus für inzwischen über 80 solcher Ausbildungsstätten. Die ausgebildete Krankenschwester, erfolgreiche Autorin und Pflanzenforscherin hat auch entscheidend die 30 Kräuterporträts meines Buches TDM Traditionelle Deutsche Medizin mitgeprägt, das in diesen Tagen endlich wieder neu erscheint.
Bernadette Bächle-Helde wirkt nicht weit von Freiburg entfernt im Kaiserstuhl zusammen mit ihrem Mann auf einem Bioweingut, wo sie eigene Kräutertee-Mischungen herstellt und sich selbst mit Obst und Gemüse versorgt. Die Kinderkrankenschwester und Dozentin für Naturheilkunde ist eine ausgewiesene Expertin für Wickel und Auflagen und veranstaltet die sehr beliebten Kräuter- und Weinbergwanderungen.
Einzigartig ist die Kombination aus wissenschaftlich fundiertem naturheilkundlichem Wissen und langjähriger praktischer Anwendung. Das schafft die Voraussetzung, dass dieses Buch die übliche Ratgeberliteratur weit übertrifft. Das zeigt sich am Besten beim Aufbau des Buches, das aus drei Teilen besteht: „Vorteile einer pflanzlichen Ernährung“. Dann „Gezielt einzelne Organe unterstützen“ und natürlich einem besonders großen Kapitel über die einzelnen Obst- und Gemüsesorten.
Wer pflanzenbetont isst, wird seltener krank, lautet das bündige Fazit des ersten Teils in dem Buch. Deutlich steigern lässt sich dieser Effekt durch heimische, saisonale und natürlich ökologische Sorten. An sich sind diese Phänomene bekannt. Aber hier werden sie noch einmal in verständlicher Sprache zusammengefasst – und Lust machende Fotos animieren zum gesunden Genuss.
Bei „Organe unterstützen“ gefällt mir besonders gut „Schlank essen und Diabetes“. Hier wird subtil herausgearbeitet, wie die Pflanzenkraft ein natürlicher Zuckersenker ist, wobei dem Ballaststoff Inulin eine Schlüsselrolle zukommt, bremst er doch die Ausschüttung des dick machenden Insulins. Pastinaken, Schwarzwurzeln und Spargeln sind hier die Gemüse der ersten Wahl.
Klug der Absatz über eines der heikelsten medizinischen Themen, nämlich „Krebsgesund essen“. Ohne falsche Erwartungen zu wecken, wird umfassend herausgearbeitet, welche präventiven Potentiale vor allem viele Kohlsorten haben. Wobei auch hier die Naturapotheke am Besten hilft, wenn sie breit wirken darf, also reichlich „buntes“ Gemüse und Obst essen.
Ein Augen öffnendes Highlight ist der Absatz über Nitrat, das bis vor kurzem noch als reines Teufelszeug galt. Nun zeigen die beiden Autorinnen anhand aktueller Studien, dass diese Salze vernünftig verwendet auch der Gesundheit förderlich sein können, sie gar der Bildung von Magengeschwüren entgegenwirken, die Sauerstoffzufuhr von Herz und Hirn verbessern und die sportliche Leistungsfähigkeit steigern. Schon allein dieses Kapitel lohnt den Kauf des Buches.
Auf über 150 von den 220 Seiten des Buches werden 36 Obst- und Gemüsesorten sorgfältig analysiert und mundwässernd beschrieben. Wobei es in Wirklichkeit noch viel mehr Sorten sind, denn allein bei „Kohl“ finden sich zehn Arten von Brokkoli bis Wirsing. Herausgreifen möchte ich jeweils ein Obst und ein Gemüse, um den Aufbau der Beschreibungen zu zeigen.
Quitten werden wie alle Pflanzen des Buches so vorgestellt: Zuerst wird die Pflanze erläutert, sie ist ein Rosengewächs. Dann folgt „Was ist drin“, etwa mehr Vitamin C als in Äpfeln. Es folgen sehr nützliche Tipps zum Einkaufen und Lagern, etwa die Aroma intensiven Quitten nicht mit anderem Obst zusammen aufbewahren. Dann wird erläutert, wie sie zubereitet werden, etwa als Gelee oder Kompott.
Den größten Teil der Beschreibung nimmt „So wirken Quitten“ ein – und wir erfahren, dass sie die Verdauung und die Abwehrkräfte stärken, gar dem Krebs vorbeugen können. Auch sind Quitten basisch, helfen also gegen die grassierende Übersäuerung der vieler Menschen. Auch lesen wir, dass der hohe Pektingehalt im Darm krankmachende Keime am Wachstum hindert und Giftstoffe bindet. Hilfreich gerade in der kalten Jahreszeit: Getrocknete Quittenkerne wie ein Hustenbonbon lutschen. Der so entstehende Schleim lindert Halsschmerzen und Reizhusten. Aber Vorsicht: Nicht zerbeißen, drinnen schlummert giftige Blausäure.
Sehr gut gefallen mir die jeweiligen Rezepte, die bewusst einfach gehalten sind, „denn sonst macht es ja doch niemand“, wie die beiden lebenserfahrenen Frauen wissen. Da ist beispielsweise das „Quittenmark“, wo das Fruchtfleisch in wenig Wasser weich gekocht und durch ein Sieb passiert wird. Das schmeckt gut, lindert aber auch die entzündete Magen-Darm-Schleimhaut, stoppt den Durchfall.
Zügelt den Zucker, fördert gesunde Darmflora: Topinambur
„Topinambur, das Diabetikergemüse“ ist das Kapitel über den aus Mexiko stammenden Korbblütler überschrieben. Die Diabetes-positive Wirkung beruht auf dem hohen Inulingehalt, der dafür sorgt, dass der Blutzucker beim Verstoffwechseln nicht ansteigt. Noch ein helfender Effekt: Das Inulin wirkt präbiotisch, was die Masse der gesunderhaltenden Bakterienkulturen im Darm günstig beeinflusst.
„Mag ja alles sein“, werden einige sagen, „aber ich bekomme vom Topi Blähungen“. Auch da wissen die klugen Frauen Rat: Einfach mit Kümmel oder Fenchel würzen – und die verzehrte Menge langsam steigern. Es sind diese kleinen Tipps und Winke, die das Buch so lesenswert machen.
Weit gereist sind die beiden Autorinnen – und so fällt ihnen auf, dass die über 2000 Jahre alte Weisheit von Hippokrates „Nahrung ist Medizin“ in anderen Kulturen einen sehr viel höheren Stellenwert genießt. Vor allem in Asien finden sie viele Anwendungen für die Kombination aus Gesundheit und Genuss – und ein Beispiel hat mich besonders beeindruckt: In Singapur gibt es ein „Kräuter-Restaurant mit Arzt“. Statt eines Aperitifs fühlt dort ein spezialisierter Arzt zuerst den Puls, beurteilt Pupille und Zunge – und spricht darauf seine ärztliche Empfehlung fürs „Therapie-Essen“ aus, etwa gedünstete Birnenschnitze in Weißdornsoße zur Herzkräftigung. Schmeckt gut, tut gut.
Mein Gefühl: Wer das Buch der beiden Breisgauerinnen gründlich gelesen hat, braucht vielleicht gar keinen Arzt mehr. Sondern probiert einfach selbst nach Herzenslust die Obst- und Gemüsesorten, die erfreulicherweise alle aus heimischen Gefilden stammen.
Also, das Buch möglichst bald besorgen – und spätestens nach Weihnachten nicht mit einer Fastenkur beginnen, sondern mit einer Genusskur á la Bühring/Bächle- Helde. Apropos Weihnachten: Das Buch ist ein wunderbares Geschenk!
Fazit: Das gut aufgemachte und lesenswerte Buch zeigt überzeugend, welche vitalen Schätze bei uns wachsen – und wie wir sie optimal nutzen können. „Heilkraft von Obst und Gemüse“ könnte ein Standardwerk werden – und gehört in den Schulunterricht.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Website: www.lauber-methode.de
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