Heimatküche heilt

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Heimatküche heilt

Wer unsere traditionellen Gerichte klug konsumiert, lebt präventiv. Das zeigt Hans Lauber in seinem neuen Buch „Heimatküche für Diabetiker“.

Die Botschaft ist über 2 000 Jahre alt – und sie ist aktueller denn je: „Nahrung ist Medizin – und Medizin ist Nahrung“. Hippokrates von Kos, der größte Arzt der Antike, hat dieses Postulat formuliert. Ein Postulat, das seit Jahrtausenden gültig ist. Denn Medikamente in unserem Sinne gibt es erst seit einigen hundert Jahren. Es ist im wesentlichen die Auswahl der Nahrung, der Heilpflanzen, die über die Gesundheit der Menschen entscheidet. So sind überall auf der Welt Volksmedizinen entstanden, die sich immer an drei Parametern orientieren: Das jeweilige Klima, die jeweiligen Menschen – und die jeweiligen Pflanzen. Weshalb etwa die hochentwickelte Ayurveda-Medizin in Indien viel, bei uns weniger Sinn macht.

Auch bei uns haben vor allem die Kelten, aber auch die Germanen sehr stark im Einklang mit der Natur gelebt – leider gibt es darüber wenig schriftliche Aufzeichnungen. Erst mit Hildegard von Bingen ist zum ersten Mal eine ganzheitliche Medizin aufgezeichnet worden, die auf unseren Nahrungs- und Heilpflanzen basiert: So empfahl die kluge Frau das Heilkraut Sanikel, das von der Schulmedizin wieder als Mittel bei Magenblutungen entdeckt wird. So pries sie das Urkorn Dinkel, das sich bis heute allen Züchtungsversuchen widersetzt – und inzwischen zurecht ernährungsphysiologisch hoch geschätzt wird. Auch empfahl sie Bier für eine schöne Haut, was wegen dem darin enthaltenen Silizium Sinn macht. Ebenfalls hoch im Kurs stand bei ihr der trockene Wein, der in Maßen getrunken, den Blutzucker in der Balance hält.

Hildegard von Bingen – und die Geburt der Schwarmintelligenz

Woher die Heilige Hildegard das alles wusste? Sie hörte auf die klugen Frauen und Männer aus dem Volk, beobachtete genau, was die Leute bei Krankheiten zu sich nahmen. Das alles komprimierte sie – und brachte es in eine gültige Form. Sie machte damit etwas, was heute „Schwarmintelligenz“ heißt: Sie zapfte das Wissen der Volksmedizin an – und brachte es auf eine für alle nutzbare Ebene.

Analog zu diesem Verfahren habe ich mir einmal angeschaut, welche heilenden Potentiale die Rezepte unserer Volksküche der letzten 100 Jahre bieten – und bin überrascht, wie stark ich fündig geworden bin: Denn es ist tatsächlich so, dass die Gerichte, die sich bis heute im kulinarischen Gedächtnis gehalten haben, auch vielfach einen hohen heilenden Aspekt haben – etwa das urdeutsche Sauerkraut mit seinem seltenen Vitamin B-12 und seinen probiotisch wirkenden Mikroorganismen, welche die Darmflora regenerieren.

Rund 100 Rezepte habe ich geprüft – und daraus 44 ausgewählt, die ich in meinem neuen Buch „Heimatküche für Diabetiker und alle Genießer“ zusammengefasst habe. Natürlich habe ich sie meistens nicht im Originalzustand belassen, sondern habe sie verfeinert und verschlankt. Schließlich arbeiten wir heute nicht mehr so stark körperlich, bewegen uns leider viel weniger. An drei Beispielen will ich die Vitalkraft unserer Traditionsrezepte zeigen: Königsberger Klopse, Büsumer Krabben und Leipziger Allerlei.

Klopse, Krabben und Krebse: Drei Heimatklassiker

Pure Protein-Power sind die Klopse mit der Eigelb-Sauce. Gut, dass die Kapern in der Sauce sind, denn sie enthalten den Oxidationshemmer Rutin, welcher die Folgen von zu viel Fleisch neutralisiert. Auch kurbeln die Blütenknospen der Kapernsträucher die Verdauung an und schützen das Herz. Der Essig wirkt als Resorptionsverzögerer, bremst also die Kohlenhydrate, zu schnell ins Blut zu flutschen, was den gefürchteten Blutzuckerspitzen vorbeugt. Auch kombiniere ich die Königsberger in meinem Rezept mit Wildreis, der ebenfalls Blutzucker-freundliche Kohlenhydrate enthält.

Die Büsumer Krabben serviere ich mit Rührei und Dill auf kräftigem Schwarzbrot. Die Krabben sättigen schnell und prunken mit drei eminent wichtigen Diabetes-Stoffen: Vitamin B3, bei Diabetikern häufig erniedrigt, schützt vor Entzündungen; Vitamin B12 regeneriert die Nervenleitungen; das enthaltene Spurenelement Zink ist der Zucker-Zähmer: Zink verbessert die Wundheilung, wirkt gegen Infekte – und ist entscheidend für die Regulation des Blutzuckers. Insgesamt also ein Gericht der Volksküche, das sich ernährungsmedizinisch kaum mehr optimieren lässt.

Das Leipziger Allerlei ist frisch zubereitet eines der besten Gemüsegerichte der Welt. Hervorzuheben sind hier vor allem die Erbsen mit ihren pflanzlichen Eiweißen. Leicht verwertbare tierische Proteine stecken in den schmackhaften Krebsen – und die sättigend wirkenden Morcheln helfen der schlanken Linie. Sicher, das Gericht ist selbst gekocht, etwas aufwendig, aber dafür ist es auch Naturmedizin pur.

Wie steht es um Risiken und Nebenwirkungen?

Was für jede Medizin gilt, gilt natürlich auch für die Ernährungsmedizin: Was wirkt, wirkt neben. Und: Die Dosis macht das Gift. So tragen auch beste Fische und bestes Fleisch immer auch zu einer Erhöhung der Säurebelastung des Körpers bei – und Übersäuerung ist eine wichtige Mitursache für Entzündungen, welche wiederum den Diabetes begünstigen. Vieles lässt sich durch eine kluge Zubereitung mildern, etwa indem ich in meinem Buch den Schweinebauch in einer basischen Gemüsebrühe gare. Aber genau so wichtig ist es, auch die heimischen Klassiker nur in Maßen zu genießen, sie also so zu dosieren, dass sich ihr vitales Potential optimal entfalten kann.

„Ein hervorragendes Update der Hausmannskost“

Wer das beherzigt, kann voll auf den Rat des bayerischen Arztes und Apothekers Dr. Siegfried Schlett vertrauen, der schreibt: „Lauber’s Heimatküche ist ein hervorragendes Update der Hausmannskost. Seine Rezepte sind wegen des wachsenden Übergewichtsproblems ein präventiver Beitrag und nicht nur für Diabetiker zu empfehlen. Ich wünsche mir, dass viele Anregungen umgesetzt werden“.

Das wünsche ich mir auch – und vielleicht beginnen Sie mit der Umsetzung schon bei den kommenden Festtagen, für die ich Ihnen alles Gute wünsche. Zur Rezeptsammlung geht es hier.


von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de

Website: www.lauber-methode.de

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 1 Woche

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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