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Er ist der Mann, der seit 2007 unsere Nationalspieler bekocht: Holger Stromberg. Wir haben beim Starkoch nachgefragt, wie es ist, Fußball-Weltmeister zu verpflegen, und was es mit Nudeln in Tomatensauce auf sich hat.
Herr Stromberg, wie sieht Ihr Tag aus, wenn Sie für die Nationalelf kochen?
Holger Stromberg: Kein Tag ist da wie der andere, denn der Ablauf hängt unter anderem davon ab, ob wir in unserem Hauptquartier bleiben, ob ich einen Tag im Voraus zu einer Spielstätte fliege, ob ein Turnierspiel ansteht, ein Trainingstag usw. Auf jeden Fall beinhaltet ein großes Turnier wie eine EM im Vorfeld jede Menge akribischer Planung. Von meiner Seite reist eine Europalette mit Kochutensilien mit, Gewürze und spezielle Zutaten. Natürlich kein Fleisch oder Fisch, Gemüse oder Obst. Aber Kleinigkeiten, mit denen ich Grundprodukten ein anderes Gesicht geben kann.
Sobald das gesamte Küchenequipment und das Buffet aufgebaut sind, besuche ich, um den Spielern eine abwechslungsreiche Küche zu bieten, vor Ort einen Bäcker, Fleischer, einen Gemüsemarkt etc. und kaufe dort nochmals regionale Spezialitäten ein. Und das ist jetzt in Frankreich, der großen Kulinarik-Nation, ja ein Leichtes.
Was darf hier bei keinem Essen fehlen?
Holger Stromberg: Ernährung ist, nach Sauerstoff, die zweitwichtigste Energiequelle für jeden Menschen. Insofern ist eine gute Ernährungsform per se anzuraten. Aber für Menschen, die mit ihrem Körper erhöhte Leistung bringen müssen und in Wettkämpfen stehen, ist dieser Part eine besonders relevante Säule. Ich koche vor Ort ja für rund 65 Personen, für 23 Spieler und den Betreuerstab. Natürlich kann ich nicht für jeden individuell kochen, daher stelle ich immer ein Buffet zusammen.
Das ist möglichst bunt und vielseitig, auf die Bedürfnisse des Teams abgestimmt und berücksichtigt die unterschiedlichen ernährungsphysiologischen Optionen sowie kulinarische Vorlieben: Suppen, Salate, Gemüse, Hauptspeisen und Nachtisch – natürlich alles selbstgekocht und frisch zubereitet. Wichtig bei der Zusammenstellung ist auf alle Fälle das ausgewogene Verhältnis zwischen Kohlenhydraten, Eiweiß und gesunden Fetten.
Dabei lege ich höchsten Wert auf Lebensmittel und Energielieferanten in natürlichster und allerbester Qualität. Schmecken muss es natürlich auch, aber gesunde und genussvolle Küche schließen sich ja nicht aus, sondern bedingen sich vielmehr.
Was sind die liebsten Gerichte oder kulinarischen Rituale der Spieler während großer Turniere?
Holger Stromberg: Von Avocado bis Ziegenkäse wird alles angeboten. Pasta und Sushi werden gerne gegessen, Kartoffelpüree ist sehr beliebt. Ein Klassiker ist die Tomatensuppe „Spezial“. Gemüse steht immer mehr im Vordergrund, die meisten essen mittags sehr gerne abwechslungsreiche Salate.
Bislang ist es wirklich immer gelungen, alle unsere Spieler kulinarisch glücklich zu machen, denn auch hier gilt: Wenn mit Liebe und Leidenschaft gekocht wird, schmeckt es jedem. Obwohl wir natürlich sehr abwechslungsreich kochen, am Spieltag werden keine Experimente gemacht. Da verlassen sich die Spieler und auch ich mich auf routinemäßige Gerichte, mit denen wir gute Erfahrungen gesammelt haben: z. B. Kamut-Pasta, Gemüse, Salat, helles Fleisch in Form von Geflügel oder Kalbssteaks und leichter Fisch, Grießbrei oder Milchreis.
Von den Spielern werden über den Tag verteilt zwei bis drei Liter stilles Wasser getrunken, zudem empfehle ich ihnen stoffwechselfördernde Kräutertees.
Verraten Sie uns, was Sie vor dem Endspiel und nachdem Sie in Brasilien Weltmeister wurden, gekocht haben?
Holger Stromberg: Vor dem Finale 2014 gegen Argentinien gab es ein Buffet mit Palmenherzen, Avocado, Karotten, Roter Bete, Büffel-Käse und Mais. Dazu Kürbissuppe, Hähnchensteak, Pasta, Reis und Gemüse. Zum Nachtisch Mango, Milchreis und Grießbrei. Und eine Dreiviertelstunde nach dem Finale gab es – direkt in der Kabine – Nudeln mit Tomatensauce.
Abseits vom Fußball – welche Tipps haben Sie, wenn wenig Zeit zum Kochen ist?
Holger Stromberg: Die Ausrede Zeit kann ich nicht gelten lassen. Denn wenn es danach geht, dürften wir auch keine Zeit zur Freizeit haben. Wir vergessen leider so häufig, dass unsere Gesundheit die Basis für alles ist, und nehmen Gesundsein als etwas Selbstverständliches. Es fehlt das Bewusstsein, die Aufmerksamkeit für die Brisanz und Wichtigkeit, sich gesund zu ernähren und natürliche Lebensmittel einzukaufen. Denn schnell und gesund, das beinhaltet einen gewissen Widerspruch, denn es gibt nun mal kein Wundergericht.
Die meisten Menschen möchten, dass ich zehn Ratschläge gebe, die sie in zwei Wochen schlank, glücklich und erfolgreich machen. So läuft es aber nicht. Gesund und rasch zubereitet ist beispielsweise ein Rote-Bete-Salat mit Feta und Hanfsamen. Noch mehr Rezepte, die sich überwiegend schnell kochen lassen, gibt es übrigens in meinem neuen Buch Das Kochbuch der Nationalmannschaft.
Jetzt wird gerne gegrillt. Was empfehlen Sie außer Fleisch dazu?
Holger Stromberg: Spieße aller Art eignen sich als ideales Grillgut: Neben Fleisch mit Scampi, Fisch und Gemüse sind sie einfach lecker und unkompliziert. Wenn man die Holzspieße vorher eine Stunde ins Wasser legt, vermeidet man das Verbrennen der Spieße.
Was darf in keiner Küche fehlen und warum?
Holger Stromberg: In meiner Küche sind das in der Regel Risottoreis, Schalotten, Parmesan, Naturjoghurt, Kräuter und Gewürze, denn daraus kann man immer etwas Gesundes, Gutes und Leckeres zaubern. Gar nicht in den Kochtopf kommen mir minderwertige Qualität und Fertiggerichte, deren Zutatenliste sich komplizierter liest als das chinesische Alphabet. Denn ich möchte dazu beitragen, dass sich die Menschen mit dem Zusammenhang von Lebensmitteln, Inhaltsstoffen, der eigenen Gesundheit und dem eigenen Wohlbefinden auseinandersetzen.
Herr Stromberg, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Interview: Kirsten Metternich
Redaktion Diabetes-Journal,
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