Intervallfasten: kein Superfood, keine Spezial-Diät. Einfach mal nix essen

4 Minuten

© Schallpark GmbH & Co. KG
Community-Beitrag
Intervallfasten: kein Superfood, keine Spezial-Diät. Einfach mal nix essen

Keine Kohlsuppe, keine Rohkostplatten, keine Reistage zum Entschlacken, keine Eiweißshakes… sondern einfach mal nix essen. So einfach lautet die Botschaft des neuen Abnehm-Trends, über den ich vor einer Weile zum ersten Mal im Stern-Heft „Gesund leben“ (Heft 1.2016)  gelesen habe. Klingt spannend und auch ziemlich einfach – schließlich muss man für diese Diätform keine speziellen Zutaten einkaufen, nicht aufwändig kochen und auch nicht überlegen, welche Nährstoffe zusammen mit welchen anderen gegessen werden dürfen. Man legt ganz einfach mal eine Pause beim Essen ein und fastet für eine Weile.

Ohne Kalorienzufuhr muss der Körper seine Fettreserven anzapfen

Teller_Leer

Die Betonung liegt dabei auf „eine Weile“. Wochenlange Fastenkuren sind nicht jedermanns Sache; für Diabetiker ist das Blutzuckermanagement beim längeren Fasten auch eine ziemlich große Herausforderung, die man nicht ohne ärztliche Begleitung angehen sollte. Beim Intervallfasten hingegen geht es darum, an einzelnen Tagen längere Abschnitte ohne Essen einzubauen. Also zum Beispiel ab dem Mittagessen oder sogar ab dem Frühstück für den Rest des Tages nichts mehr zu essen. Wenn keine neuen Kalorien von außen zugeführt werden, muss sich der Körper notgedrungen aus seinen Fettreserven bedienen. Und genau denen wollen wir ja im Frühjahr, wenn es auf die Bikinisaison zugeht, gern zu Leibe rücken.

Jo-Jo-Effekt: Der Stoffwechsel läuft nur noch auf Sparflamme

Intervallfasten bedeutet zwar – wie alle anderen Diäten auch –, dass man weniger Kalorien zu sich nimmt, als der Körper verbrennt. Doch anders als andere Abnehmprogramme verspricht das Konzept, dass man damit den gefürchteten Jo-Jo-Effekt umgehen kann. Ihr wisst schon: Man hält drei Wochen eisern Diät, nimmt jeden Tag deutlich weniger Kalorien zu sich, als der Körper braucht, verliert auch etliche ungeliebte Kilos – doch kaum hat man sein Ziel erreicht und gönnt sich wieder eine normale, ausbilanzierte Kost, da sind die Kilos wieder da. Häufig sind es sogar mehr überflüssige Speckkilos als zuvor. Dieser Mechanismus hat nach Auffassung der Befürworter des Intervallfastens – wie so viele Dinge in der menschlichen Ernährung – mit der Evolution zu tun. Während einer längeren Hungerphase (also einer konventionellen Diät) nämlich drosselt der Körper den Energieverbrauch und stellt sich langsam, aber sicher auf sparsame Energieverbrennung um. Isst man nach der Diät wieder wie gewohnt, läuft der Stoffwechsel weiterhin auf Sparflamme, so dass die zugeführten Kalorien effizienter verwendet und vorsichtshalber schon einmal für die nächste Hungerperiode in den Fettdepots eingelagert werden.

Die alten Jäger und Sammler hatten nie gleich viel zu essen

Schüssel_Leer

Intervallfasten hingegen ist für den menschlichen Organismus aus evolutionärer Sicht der Normalzustand. Als Jäger und Sammler hatten die Menschen früher nicht immer gleich viel zu essen. Es gab Tage, an denen sie ausreichend zu essen hatten, weil sie gerade ein Mammut erlegt oder einen Beerenbusch geplündert hatten. An anderen Tagen gab es nicht so viel zu essen und man musste auf die Jagd oder auf Sammeltour gehen. Es wäre kontraproduktiv, wenn der Körper während einer kurzen Fastenperiode auf Sparflamme umschalten würde – schließlich musste der hungrige Jäger und Sammler fit und reaktionsschnell sein, um neue Nahrung finden zu können. Und so heißt es in der einschlägigen Ratgeberliteratur zum Intervallfasten denn auch, beim kurzzeitigen Fasten fühle man sich nicht schlapp oder müde, sondern im Gegenteil fit und leistungsfähig. Den Intervallfasten-Experten zufolge kann man sein Fasten sehr flexibel gestalten: entweder 5 Tage pro Woche normal essen, an 2 Tagen drastisch reduziert. Oder immer mal einen kompletten Fastentag einlegen. Oder nur in einer Zeitspanne von maximal 8 Stunden normal essen, ansonsten fasten. Aber nie länger an einem Stück fasten, sonst droht der Stoffwechsel in den Energiesparmodus umzuschalten.

Viel Tee und Mineralwasser – irgendwann hört der Magen auf zu knurren

Kanne_spiegel

Klar, dass ich das einmal ausprobieren musste. Nach meiner Laufreise nach Andalusien war eine gute Gelegenheit. Ich hatte während der Reise zwar viel Sport getrieben, gleichzeitig aber regelmäßig am üppigen Hotelbuffet zugeschlagen. Ergebnis: ein Kilo mehr auf der Waage nach dem Urlaub, Mist. Auch sonst würde ich zum Sommer hin gern noch ein paar Kilos loswerden. Ich habe zwar kein gesundheitlich bedenkliches Übergewicht, aber mir wäre es lieber, wenn eine Jeans in Größe 38 wieder fluffig sitzt, anstatt zu kneifen. Also schob ich ein paar Intervallfastentage ein. An diesen Tagen gab es normales Frühstück, ein leichtes Mittagessen (zum Beispiel ein Salat mit Ei) und danach einfach nichts mehr für den Rest des Tages. Ich trank viel Tee und Mineralwasser, fertig. Es fiel mir nicht einmal besonders schwer, das Abendessen komplett auszulassen. Schließlich wusste ich, dass ich am nächsten Tag wieder normal würde essen dürfen. Und mein Magen hörte irgendwann auch auf zu knurren, nachdem ich ihn mit Unmengen Tee zugeschüttet hatte und er realisieren musste, dass wirklich vorerst keine feste Nahrung mehr zu erwarten war.

Das Sommerziel lautet: „Kleidergröße 38“

Der Effekt nach einer Woche mit drei Intervallfastentagen: ein ganzes Kilo weniger auf der Waage. Mein Blutzucker spielte bei dem Experiment übrigens brav mit. Natürlich nahm ich Kohlenhydrate in Form von Traubenzucker oder Apfelschorle zu mir, wenn er (zum Beispiel beim Sport) abzusacken drohte. Daran führt für uns Diabetiker kein Weg vorbei. Doch ansonsten gab es – ja, ich weiß, ich wiederhole mich… – einfach nix. Übrigens auch eine tolle Gelegenheit, mal nebenbei die Basalrate zu überprüfen. Inzwischen ist das verlorene Kilo leider wieder auf meine Hüften zurückgekehrt. Das liegt aber vermutlich nicht am Jo-Jo-Effekt, sondern an Ostern und den damit verbundenen Schokoladenexzessen. Deshalb schiebe ich nun wieder regelmäßig ein paar Tage Intervallfasten ein, bevor ich das Sommerziel „Kleidergröße 38“ wieder aus den Augen verliere. Just während ich diesen Artikel schreibe, ist übrigens wieder ein solcher Fastentag. Ich habe heute normal gefrühstückt, seither aber nichts gegessen. Und das fühlt sich überraschend okay an.

Es gibt übrigens eine ganze Reihe von Büchern zum Thema Intervallfasten. Zum Beispiel „Gesund schlank durch Kurzzeitfasten“, oder „5+2=schlank“ oder „2 Tage Diät sind genug – Das Rezeptbuch“. Ich persönlich habe keines davon gelesen, denn mir reicht die Quintessenz völlig aus: einfach mal nix essen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig

Gürtelrose wird vom Windpocken-Virus ausgelöst. Sie kann von einem Ausschlag, aber auch langwierigen Nervenschmerzen begleitet sein und die Lebensqualität stark mindern. Die STIKO empfiehlt daher besonders Älteren und chronisch Kranken zur Vorsorge eine Impfung.
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig | Foto: Publicis China / Publicis UK – ASSET-242627

3 Minuten

Anzeige

Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand

Jedes Jahr am 14. November ist Weltdiabetestag. Das ist Anlass für viele in der Diabetes-Szene, rund um dieses Datum die Öffentlichkeit mit großen Veranstaltungen und Aktionen über Diabetes zu informieren. Auch die organisierte Selbsthilfe ist dabei aktiv „vom Nordseestrand zum Alpenrand“ – neben ihren Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden.
Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand | Foto: LAYHONG - stock.adobe.com

3 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände