Milch und Milchprodukte

4 Minuten

Milch und Milchprodukte

Ein Klecks frisch aufgeschäumte Milch auf den Kaffee oder Matcha, eine Portion kühles Frozen Joghurt zwischendurch; Buttermilch für die Suppe, Kefir mit Früchten zum Dessert, Quark oder Joghurt für pikante Dips: Die Familie der Milchprodukte ist unendlich vielfältig und hat für jeden Geschmack etwas im Angebot. Ob säuerlich mild bis ultracremig oder besonders fettreich – die richtige Wahl und Mischung macht’s.

Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, nach Geschmack ein bis zwei Portionen Fisch oder Fleisch pro Woche –und täglich ein bis zwei Milchprodukte: Das sind praktische Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl bei Diabetes. Joghurt, Kefir und Co bieten sich an, um den Körper täglich mit dem Knochenmineral Kalzium zu versorgen; der lebenswichtige Mineralstoff ist mengenmäßig der bedeutsamste im menschlichen Körper. Allein schon deshalb sollte es täglich etwas mit oder aus dieser Familie geben.

Jedoch enthält Milch im Vergleich zu Käse mehr Kalzium als Phosphat; dieses Verhältnis ist wichtig, denn zu hohe Phosphatmengen können dazu beitragen, dass vermehrt Kalzium aus den Knochen gelöst wird, was wiederum die Osteoporose-Entstehung fördert. Kalzium ist wichtig für die Knochen und hält auch die Zähne stabil.

Um den Haushalt in jedem Lebensabschnitt konstant zu halten, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Jugendlichen in ihrer stärksten Wachstumsphase zwischen 15 und 19 Jahren täglich 1 200 mg. Für Erwachsene, Schwangere und Stilllende gilt eine Menge von 1.000 mg am Tag.

Rundumversorger Milch

Milch wird gern auch als ganze Mahlzeit eingestuft, da sie Eiweiß, Kohlenhydrate und je nach Gehalt eine unterschiedliche Menge an Fett enthält. Deshalb wird sie auch nicht zu den Getränken wie Wasser, Tee oder Kaffee gezählt. Wer sich täglich seine Milch schmecken lässt – pur, als Kakao oder im Latte Macchiato –, beeinflusst damit seinen Blutzucker; ganz gleich, ob es sich dabei um pure Milch, Joghurt, Kefir oder Produkte mit Frucht handelt.

Milchzucker (Laktose) ist in der klassischen und der süßen Variante enthalten, jedoch in unterschiedlichen Mengen. Neben dem natürlich enthaltenen Milchzucker steckt in Fertigprodukten mit Früchten zusätzlich Fruchtzucker (Fruktose) durch Obst und Obsterzeugnisse. Bei den meisten Sorten gesellt sich dazu noch Zucker (Saccharose), Honig, Kokosblütenzucker oder Agavendicksaft. Hier lohnt der Blick auf die Zutatenliste und Nährwertanalyse.

Kohlenhydratberechnung leicht gemacht

Welche und wie viele Kohlenhydrate aus Laktose und Saccharose im Milchprodukt enthalten sind, erklärt sich auf der leider sehr klein gedruckten Zutatenliste und Nährwertanalyse. Um alles exakt und deutlich lesen zu können, kann eine Lupe helfen. Die Zutaten in jedem Produkt werden nach ihrer Menge in absteigender Reihenfolge aufgelistet.

Stehen Zucker, Honig, Traubenzucker oder zum Beispiel Schokolade ganz vorne, ist ihr Gehalt am Gesamtprodukt sehr hoch – und das wiederum kann den Blutzucker nach oben treiben. Letztlich zeigt die Nährwertanalyse, wie es um den tatsächlichen Gehalt an Energie aus Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten sowie dem Gehalt an Zucker aussieht.

Wie bei sämtlichen Lebensmitteln sind auch bei Milch und Milchprodukten fettarme Erzeugnisse sinnvoll: Denn fetter Käse, Mascarpone, Doppelrahmfrischkäse oder Sahnequark fallen zwar nicht unter die Kohlenhydratanrechnungspflicht – allerdings ist ihr Fett- und damit Kaloriengehalt so hoch, dass er insbesondere bei Typ-2-Diabetes wenig sinnvoll ist.

Zu fettarmen Varianten greifen

Ganz gleich, ob ein Produkt 1,5 oder 3,5 Prozent Fett enthält: Sein Kohlenhydratgehalt bleibt gleich. Dennoch empfiehlt es sich, Milch, Joghurt, Kefir, Buttermilch, Dickmilch und Molke für den alltäglichen Genuss in der fettarmen Variante auszuwählen. Die gibt es heute in großer Auswahl mit gutem Geschmack in jedem Supermarkt.

Wer es gern fruchtig mag, rührt am besten selbst etwas Obst und bei Bedarf einen Spritzer Flüssigsüßstoff in den Becher. Denn in gekauften Fruchtjoghurts ist der tatsächliche Fruchtgehalt sehr gering zugunsten eines hohen Zuckeranteils. Auch der Eigengeschmack der jeweiligen Milchproduktsorte wird durch Zucker und Aromen übertüncht.

Schützen Milchprodukte vor Typ-2-Diabetes?

Wer eine medizinisch diagnostizierte Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) hat, verträgt klassische Milch nicht. Je nach Ausprägung können Sauermilchprodukte wie Kefir oder Joghurt sowie Butter und Käse trotzdem gegessen werden, dies empfiehlt sich auszutesten. Wer die Unverträglichkeit nicht hat, sollte täglich ein bis zwei fettarme Milchprodukte essen. Natürlich gibt es auch hier kritische Stimmen, die Joghurt und Co verteufeln, doch medizinisch spricht nichts dagegen, ganz im Gegenteil.

Laut einer Veröffentlichung des Max Rubner-Instituts (MRI) über die Studienlage zur Bedeutung von Milch und Milchprodukten für die Gesundheit aus dem Jahre 2014 lässt sich das Risiko eines Typ-2-Diabetes durch regelmäßigen Genuss möglichst fettarmer Milch und Milchprodukte verringern. In einer vom MRI genannten Studie zeigte sich, dass sich Nüchterninsulin und Insulinresistenz verbesserten, wenn Übergewichtige über einen längeren Zeitraum täglich bis zu vier Portionen Milch und Milchprodukte (etwa 400 g) aßen.

So lecker und gesund Milchiges ist, ist diese Wirkung laut Forschern in kleinen Mengen zu beobachten. Es reicht in der Praxis aus, ein bis zwei Milchprodukte zu genießen – dazu zählt auch die Milch im Kaffee.

Sind Sie auf den Geschmack gekommen? Im folgenden Kasten erklären wir Ihnen, wie Sie Joghurt selbst machen können und was sich aus Milchprodukten Köstliches kochen lässt:

Tipps für selbstgemachte Milchprodukte

Joghurt, Kefir oder Buttermilch sind natürliche Kalziumspender. Es ist gar nicht schwer, die cremigen Köstlichkeiten selbst zu machen. Und Sie können den Fettgehalt selbst bestimmen, Bio- oder konventionelle Produkte auswählen. Der geringe Aufwand wird dazu schnell belohnt: Selbstgemacht ist der Eigengeschmack ausgezeichnet. Ob pur, mit einem Löffel Marmelade, frischem oder tiefgekühltem Obst: Probieren Sie es aus, Sie werden erstaunt sein.

So machen Sie frische Buttermilch

  1. Frische, lauwarme Milch in eine Schüssel geben. Zwei Esslöffel Essig oder Zitronensaft einrühren.
  2. Nach 15 bis 20 Minuten wird die Mischung dickflüssig.
  3. In einen fest verschließbaren Behälter füllen und im Kühlschrank maximal eine Woche lagern.

Kefir mit Knöllchen

  1. Kefirknollen z. B. im Internet bestellen.
  2. Dann Kefirknöllchen mit zimmerwarmer Milch in ein Gefäß geben und fest verschließen.
  3. An einem lichtgeschützten Ort bei Raumtemperatur stehen lassen.
  4. Nach ein bis zwei Tagen durch ein Plastiksieb in einen sauberen, fest verschließbaren Behälter gießen und im Kühlschrank lagern.
  5. Die Knollen abspülen, dann lassen sie sich wiederverwenden.

So lässt sich Joghurt zubereiten

  1. Einen Liter H-Milch auf 37 Grad Celsius erhitzen.
  2. Eine Messerspitze Milchsäurekulturen (z. B. aus dem Reformhaus oder Drogeriemarkt) einrühren, alternativ einen 200-g-Becher Naturjoghurt.
  3. Bei gleichem Fettgehalt von Milch und Joghurt wird das Ergebnis fester.
  4. Fertige Mischung in fest verschließbare Gläschen oder Plastikbecher füllen. In einen Joghurtbereiter stellen, auf 45 Grad Celsius erhitzen und je nach Anleitung 5 bis 11 Stunden warmhalten.
  5. Statt einem Joghurtbereiter geht es auch im Ofen: den auf 45 Grad Celsius erhitzen, Gefäße hineinstellen und den Ofen nach 15 Minuten ausschalten.
  6. Wichtig: Behälter immer gerade und ruhig stehen lassen, um die Milchsäuregärung nicht zu stören.
  7. Fertigen Joghurt im Kühlschrank aufbewahren.


von Kirsten Metternich
Diätassistentin DKL, DGE
Hildeboldstraße 5, 50226 Frechen-Königsdorf
Tel.: 0 22 34/91 65 41, Fax: 0 22 34/91 65 42
E-Mail: info@metternich24.de

Internet: www.metternich24.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (2) Seite 72-75

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025

Die neue Magazin-Ausgabe ist ab sofort erhältlich: Dr. Katrin Kraatz/Prof. Dr. Thomas Haak aus der Chefredaktion stellt die Themen des Diabetes-Anker-Magazins 11/2025 vor. U.a. geht es um Wochen-Insuline, die nun auf den Markt kommen, den Schutz der Nieren bei Diabetes und um blutzuckerfreundliches Backen für die Adventszeit.
Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025 | Foto: MedTriX

4 Minuten

Jetzt mitmachen: Umfrage zum Digitalisierungs- und Technologie-Report (dt-report) 2026 gestartet

Jetzt mitmachen: Umfrage zum Digitalisierungs- und Technologie-Report (dt-report) 2026 gestartet | Foto: diateam GmbH

3 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände