“Seehalde”: Feinstes vom Fisch

6 Minuten

© Hans Lauber
“Seehalde”: Feinstes vom Fisch

Das Echt essen-Gasthaus im Juni, Teil zwei: In Traumlage am Bodensee serviert Markus Gruler eine außergewöhnliche Fischküche. Doch der Genuss ist bedroht.

Das Paradies auf Erden lockt unterhalb der Basilika Birnau bei Überlingen und hört auf den Namen „Seehalde“. Von allen Zimmern schweift der Blick über den hoteleigenen Strand mit dem kleinen Hafen auf die gegenüberliegende Blumeninsel Mainau – und in der Ferne grüßt der mächtige Säntis. Hier kocht Markus Gruler eine von den Essenstestern hochgelobte (nur der Guide Michelin könnte noch eine Schippe drauflegen), sehr bezahlbare Fischküche und sein Bruder wacht über eine klug aufgebaute Weinkarte. An lauschigen Sommertagen stehen die Tische auf der einmaligen, direkt über dem See liegenden Terrasse, die längst kein Geheimtipp mehr ist.

© Hans Lauber
Fischkoch Markus Gruler und „Weinnase“ Thomas Gruler

Markus Gruler fischt selbst, kennt alle ihn beliefernden Fischer persönlich. So kommt er an die höchst begehrten, inzwischen leider sehr raren Fische aus dem Bodensee – und bereitet sie natürlich zu, was die Vitalität dieses großartigen Lebensmittels auf das Beste zur Geltung bringt. Wer wie ich einige Tage hier gegessen hat, weiß wie eine kulinarisch hochstehende Gesundküche schmeckt. Lassen Sie sich von den nachfolgenden Gerichten begeistern!

© Hans Lauber
Kraftpaket: Aal mit Kartoffelschaum

Ein Vorgericht mit der Kraft einer Hauptspeise: Der geräucherte Aal schwimmt in einem ungeheuer intensiven Kartoffelschaum, der mit Gemüsebrühe hergestellt wird. Zum Niederknien! Der aromatische Fisch punktet mit fitten Fetten und Blutdruck balancierendem Kalium.

© Hans Lauber
Seltener Genuss: Eingelegte Rotfeder

Ein von Anglern geschätzter Fisch ist die Rotfeder. Weil der Fisch grätenreich ist, wird er aber selten in der Gastronomie serviert. Markus Gruler hat den aus der Karpfenfamilie stammenden Fisch in einer milden! gewürzten Lake eingelegt, sodass er höchst schmackhaft ist – und mit Radieschen, Gurke, Apfel und eigenem Hechtkaviar eine veritable Delikatesse ergibt.

© Hans Lauber
Tomatissimo: Bodenseefelchen als Saltimbocca

Äußerst begehrt ist der lachsartige Felchen, der in Bayern Renke und in Norddeutschland Maräne heißt. Allerdings gehen die Bestände sehr stark zurück, was auch am umstrittenen Gewässermanagement liegt, siehe Schluss dieser Geschichte. Leicht angebraten mit Salbei knusprigem Speck wie Saltimbocca serviert, liegt der Fisch auf Ochsenherzen und schwimmt in einer intensiven Essenz dieser Tomate. Mit Melonenkugeln und frischem Estragon zaubert Markus Gruler einen wunderbaren Sommerklassiker.

© Hans Lauber
Geschmackstark: Konfierter Hecht

Selbst gefangen hat Markus Gruler den Hecht, der früher als „Grätenmonster“ gefürchtet war – aber inzwischen bereiten ihn gute Köche grätenfrei zu. Wohl schmeckend ist das Fleisch dieses Raubfisches, der mit basischem Magnesium punktet. Schonend konfiert und mit brauner Butter aromatisiert, wie bei diesem Rezept, mundet mir der Fisch am Besten. Eine Delikatesse die Variation vom Blumenkohl, etwa mit Essig mariniert quasi roh, die Röschen gebraten, dazu eine intensive Blumenkohlpaste – plus Verdauung fördernde Kapern.

© Hans Lauber
Rare Delikatesse: Karpfenwurst

Was alles eine Wurst werden kann: Etwa mit Piment, Majoran und Koriandergrün gewürzt, eine herrlich aromatische aus Karpfen. Thronend auf einem schmackigem Kartoffelsalat. Immer wieder bewundere ich den Einfallsreichtum dieses Kochs, der auch im größten Kochstress noch die Zeit für außergewöhnliche Ideen findet!

© Hans Lauber
Lohnt die Reise: Seeforelle mit Maiscreme

Für mich ein Grund an den See zu fahren: Eine topfrische, Niedertemperatur gegarte, sehr seltene Seeforelle. Das ist ein Gedicht, sogar die Haut schmeckt prächtig. Begleitet von einer Maiscreme, einem Hauch Speck etwas selbst gesammelter Vogelmiere zeigt dieses Gericht, wie Genuss und Gesundheit eine kulinarische Symbiose bilden können. Diätköche der Welt fahrt in die „Seehalde“ – und eure Kunden werden endlich die Diäten lieben!


Nächste Seite: Bodenseeklassiker: Gebratene Egli +++ Gut gezupft ist voll gewonnen: Schleie +++ Sag mir, wo die Fische sind… +++ Ökologischer Wein von nebenan +++ Die Seehalde kann nicht nur Fisch! +++ Fazit und Adresse

© Hans Lauber
Bodenseeklassiker: Gebratene Egli

Der Flußbarsch, der am deutschen Ufer Kretzer, am schweizerischen Egli heißt, ist ein äußerst beliebter Fisch. Obwohl ich kein großer Freund gebratener Fische bin, schmeckt mir die hier auf den Punkt zubereitete Version, begleitet von Artischocken und dem nussigen resorptionsverzögernden, also schlank machenden Topinambur.

© Hans Lauber
Gut gezupft ist voll gewonnen: Schleie

Ebenfalls eine Karpfenart wie der Felchen ist die grätenarme und schmackhafte Schleie. Originell dieses Rezept, wo der mit grünem Tee und Buchenmehl geräucherte Fisch leicht gezupft und mit Rührei serviert wird – gekrönt vom selbst gewonnenen Hechtkaviar. Es ist halt schon ein Segen, wenn eine Küche auf so eine Bandbreite an Fischen zugreifen kann.

Sag mir, wo die Fische sind, wo sind sie geblieben?

Klingt alles großartig – und doch ist der Fischgenuss langfristig bedroht. Denn die Fischer fangen immer weniger und immer kleinere Fische. Über die Gründe wird heftig gestritten am See. Die Fischer sagen, dass es im wesentlichen daran liegt, dass der See inzwischen zu sauber ist, wodurch vor allem das für das Wachstum wichtige Phosphat fehlt. Aber der Wunsch nach etwas mehr Nährstoffeintrag wird von der Politik vehement abgelehnt – was wohl damit zusammenhängt, dass der Bodensee vor allem als gewaltiger Trinkwasserspeicher gesehen wird, dessen Wasser für Stuttgart lebenswichtig ist, das aber auch bis kurz vor Frankfurt gepumpt wird. Inzwischen ist der Voralpensee sogar als Mineralwasser sauberer „Alpensee“ eingestuft, obwohl die Alpen in weiter Entfernung liegen.

Manche denken nun über Aquakulturen nach, weil sich die Fische damit auch endlich wirksam vor den gefräßigen Kormoranen schützen ließen. Ein absurder Gedanke. Mein Vorschlag: Wieder die natürliche Balance herstellen, sowohl für die Wassergüte wie den Kormoranbestand.

© Hans Lauber
Butterzart: Teegeräucherte Lammzunge

Aber die „Seehalde“ kann natürlich nicht nur Fisch. Hier gibt es einen legendären Zwiebelrostbraten, Lamm aus der Umgebung und großartige Kutteln. Ich war begeistert von einer butterzarten, teegeräucherten Lammzunge, begleitet von einem im Vakuum gegarten, mit Cognac gewürzten Karottentatar und aromatisiert mit eingelegten Bärlauchknospen.

© Hans Lauber
Von hier: Müller-Thurgau von der Birnau

Immer besser gefällt mir die Weinkarte. Thomas Gruler, der jede freie Minute nutzt, um Winzer zu besuchen, Weinmagazine zu studieren, hat inzwischen ein enormes önologisches Wissen. Ein besonderes Faible hegt er für deutsche und elsässische Rieslinge, sehr gerne auch ökologisch produziert. Wer Glück hat, kann sogar ganz besondere Schätze genießen, die nicht auf der Karte stehen. Aber auch die heimischen Gewächse kommen nicht zu kurz – und so konnte ich einen leichten, aber dennoch kräftigen 2015er Müller-Thurgau genießen, der von Birnauer Reben stammt, also direkt vom Hang oberhalb der „Seehalde“. Auch dieser Wein vom Markgraf von Baden wird inzwischen wie erfreulicherweise immer mehr Tropfen, ökologisch hergestellt. Es gibt also auch gute Nachrichten!

Fazit: Die „Seehalde“ ist mit der traumhaften Lage, der guten Küche, der großartigen Weinkarte – und nicht zu vergessen dem gastfreundlichen Service ein kleines Gesamtkunstwerk. Allerdings: Im Sommer sind die Zimmer praktisch alle ausgebucht und auch im Restaurant gibt es vor allem am Wochenende kaum Plätze. Dennoch: Einfach anrufen, irgendetwas geht meistens.

„Seehalde“, Familie Gruler, Birnau Maurach 1, 88 690 Uhldingen, 075 56/92 21 0. Dienstag und Mittwochmittag ist das Restaurant geschlossen.
www.seehalde.de


von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
, Internet: www.lauber-methode.de

zurück zur „Echt essen“-Übersicht

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig

Gürtelrose wird vom Windpocken-Virus ausgelöst. Sie kann von einem Ausschlag, aber auch langwierigen Nervenschmerzen begleitet sein und die Lebensqualität stark mindern. Die STIKO empfiehlt daher besonders Älteren und chronisch Kranken zur Vorsorge eine Impfung.
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig | Foto: Publicis China / Publicis UK – ASSET-242627

3 Minuten

Anzeige

Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand

Jedes Jahr am 14. November ist Weltdiabetestag. Das ist Anlass für viele in der Diabetes-Szene, rund um dieses Datum die Öffentlichkeit mit großen Veranstaltungen und Aktionen über Diabetes zu informieren. Auch die organisierte Selbsthilfe ist dabei aktiv „vom Nordseestrand zum Alpenrand“ – neben ihren Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden.
Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand | Foto: LAYHONG - stock.adobe.com

3 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände