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Sellerie – die runzlige Knolle am Schüsselboden
4 Minuten
Kindheitserinnerungen – ja, die verbinde ich meistens mit Essen. Und wenn man mich fragt, welches Gemüse ich einfach nicht mag, dann ist es er. DER SELLERIE. Meine Erinnerung an dieses Gemüse liegt in der halb leer gegessenen Suppenschüssel. Gemüseeintopf – generell schon nicht mein Lieblingsgericht. Und dann auch noch diese penetrant schmeckenden weißen Würfelchen zwischendrin. PFUII DEIFE (würde man bei uns daheim sagen). Meine kleine Schwester und ich saßen oft seeeehr lange an unserem Platz und überlegten fieberhaft, wie wir dieses Gemüse vermeiden konnten. Bei uns daheim galt: „Es wird aufgestanden, wenn der Teller leer ist.“ Nur blöd, wenn der Sellerie einfach nicht runtergeschluckt werden konnte. Durch jahrelange Versuche haben wir es selten an meiner Mutter vorbeischmuggeln können ohne Schimpf oder das Verbot auf einen ersehnten Nachtisch. Wie kann ich diesem Gemüse nur verziehen haben?!

Knorrig sieht er aus, wie ein alter faltiger Greis. Runzlig, mit Erde verwachsen, überall Wurzeln und Härchen. Sein weißes Fleisch riecht schon beim Aufschneiden und dominiert den Geruch in der Küche und im Gericht…
Ich mochte ihn nicht. Zu Unrecht! Denn er hat weit mehr zu bieten, als ein Sellerie-Gegner es für möglich hält. Du glaubst mir nicht?! Lasst ihn mich mit den Worten von Nigel Slater beschreiben…
„Wenn die Erdreste abgebürstet und die dicke warzige Schale abgehackt ist, dann kommt eine saubere, frische Knolle mit einem Geruch des frisch geschnittenen Selleries zum Vorschein. Plötzlich eröffnen sich verschiedenste kulinarische Möglichkeiten für das knorrige Wurzelgemüse. Mit seinem kühlen, an Anis, Haselnüsse und saubere Erde erinnernden Duft: Auf jeden Fall eine Suppe, einen frischen Salat mit Äpfeln und vielleicht einigen Speckstreifen, oder vielleicht im Ofen gebacken. Ein samtig weiches Püree luftig und locker auf dem Teller mit einem Kräuter Pesto, das langsam darüber fließt…“ Worte aus dem Kochbuch „TENDER“*, das mich für jedes Gemüse im Handumdrehen verzaubern kann.
Die Eigenschaften vom Sellerie
Sellerie zählt zu einer der ältesten Heilpflanzen. In der ayurvedischen Medizin wird dieser zum Beispiel zur Behandlung von Verdauungsstörungen und Altersbeschwerden eingesetzt, in der TCM (traditionelle chinesische Medizin) gilt der Pflanzensaft als Mittel für zu hohen Blutdruck. Gicht und rheumatische Beschwerden soll er lindern können. Und auch durch den hohen Kaliumgehalt treibt er die Entwässerung an und sorgt dafür, dass die Säuren (z.B. die Harnsäure) aus dem Körper ausgespült werden.
Basische Eigenschaften werden ihm zugeschrieben. Menschen mit Magenbeschwerden können diese durch einen Tee oder Saft aus Sellerie ausgleichen und die überschüssige Magensäure wieder ins Gleichgewicht bringen.

In der Frucht stecken außerdem eine Menge Antioxidantien, Vitamine (Beta-Carotin und Vitamin C), Polyphenole (diese sollen eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben) und, und, und… gesund ist er also schon mal!! Und: Sellerie wirkt sich kaum auf den Blutzucker aus und ist damit sowohl als Snack (insbesondere der Stangensellerie) als auch als Hauptmahlzeit sehr gut für Menschen mit Diabetes geeignet.
Und wie schmeckt das?
Der wahre Künstler ist der Sellerie meines Erachtens in der Küche. Der Sellerie ist ein freundlicher Aroma-Geselle. Zu ihm passen:
- Zitrusfrüchte aller Art: ob im Salat oder die Schalen abgerieben im luftigen weißen Püree untergerührt (ein Kartoffel-Sellerie Püree: MEIN absoluter Geheimtipp zu Ofengemüse, oder einem schönen Stück roten Fleisch… seufz)
- Äpfel mit untergeraspelt im klassischen Walddorfsalat mit einer leichten Remoulade oder spritzig mit einem Walnuss-Orangen-Dressing
- Walnüsse oder Haselnüsse als knusprige Zugabe auf Suppe, Gratin oder Salat; ein salziger Nuss-Crumble, unter dem ein Auflauf aus Sellerie, Apfel und Kürbis köchelt
- Thymian und Rosmarin – daraus eine Marinade mit etwas Honig, Öl, frischem Pfeffer und Salz; den Sellerie in Spalten geschnitten darin wenden und im Ofen golden backen
- Petersilie – die beste Freundin des Selleries! Passt überall dazu.
… Ihr seht: 1000 Möglichkeiten mit der unscheinbaren runzligen Knolle.

Mein absolutes Lieblingsrezept möchte ich gleich mit euch teilen. Ein Einstieg in den Genuss des weißen Herbstgemüses. Eines, das bisher jeden Sellerie-Skeptiker dazu brachte, noch eine zweite Portion auf den Teller zu laden.
Zum Nachkochen: Mein Lieblingsrezept
Vegetarisch/veganes Sellerie Gulasch mit Orangen-Hirse
Für das Gemüse-Gulasch
- 2 Zwiebeln
- 1/2 Sellerie
- 1 Apfel (ich bevorzuge Boskop)
- 300 ml Wasser
- 1/2 Stange Lauch
- 2 EL Rosinen
- 150 ml Sahne (oder veganen Ersatz)
- 80 g Walnüsse
- Salz, Pfeffer, Zimt
- Petersilie
Für die Hirse
- 200 g Hirse
- Wasser (nach Packungsanleitung)
- 1 Saft-Orange
- Salz, Pfeffer
Zuerst schneidet ihr den Sellerie in etwa Daumendicke Würfel. Zusammen mit den klein geschnittenen Zwiebeln und etwas Öl schwitzt ihr diese in einem mittel großen Topf an.
Dazu gebt ihr dann das Wasser und Salz und die Rosinen. Deckel drauf und auf mittlerer Hitze (Stufe 4-5) ungefähr 10 min. köcheln lassen.
Inzwischen könnt ihr den Lauch in Ringe und den Apfel in Würfel schneiden.
Die Walnüsse grob zerkleinern und einen Topf mit Wasser für die Hirse aufsetzten.
Wenn das Wasser im Sellerietopf etwas reduziert ist (nach ca. 8 Minuten), gebt ihr die Sahne, den Lauch, den Apfel und die Gewürze hinzu. Das Ganze darf jetzt auf niedriger Temperatur ca. 15-20 Minuten vor sich hin köcheln.
Währenddessen kocht ihr die Hirse nach Packungsangabe.
Reibt die Schale der Orange ab und rührt sie unter die Hirse. Dazu gebt ihr dann auch den ausgepressten Saft der Orange.
Wenn die Hirse fertig und das Gulasch, mit gut Salz und Gewürzen, abgeschmeckt ist, ist es Zeit anzurichten. Die Nüsse unter das Gulasch rühren, die Hirse auf den Teller geben und zum Schluss grob gehackte Petersilie über dem Gericht verteilen.
Lasst es euch schmecken, ihr Lieben!!!
Kohlenhydrate: 71,1 g / Eiweiß: 15,2 g (das sind lediglich meine Erfahrungswerte)
Quellen:
- https://www.zentrum-der-gesundheit.de/artikel/gemuese/sellerie
- Kochbuch: *Nigel Slater TENDER|Gemüse (S.280)
Mehr Herbst-Rezepte findet ihr zum Beispiel von Tine: Es muss nicht immer Kürbis sein – 3 herbstliche Rezepte mit anderem Gemüse
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carogo postete ein Update vor 1 Tag, 12 Stunden
Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?
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cesta postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa
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kw antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)
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cesta antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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cesta antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Wochen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 3 Wochen
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 3 Wochen
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 2 Wochen, 6 Tagen
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike -
sveastine antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻♀️
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.
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Das wüsste ich auch gerne.
Liebe Carogo,
anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
VLG
Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion
@gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?