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Ich gebe zu, zu den ganz klassischen Tabuthemen gehört Alkohol wohl nicht. Es wird in Schulungen darüber geredet, welche Prozesse im Körper stattfinden, wie die Einflüsse auf den Blutzucker sind, und über die mit Alkohol in Verbindung stehenden Gefahren wird auch aufgeklärt. Und trotzdem hat es zumindest den Charakter eines Tabus, denn bei meiner Schulung hieß es damals unterm Strich: Keinen Alkohol trinken!
Deshalb wird meiner Meinung nach viel zu wenig über das Thema gesprochen, denn in der Theorie ist das alles schön und gut, aber die Realität sieht anders aus. Spätestens seit dem Diabetes-Barcamp weiß ich nämlich: Ich bin nicht der einzige Mensch mit Diabetes, der gerne mal einen trinkt!
Vor vier Jahren war mir nicht gerade zum Feiern zumute, als der Diabetes seinen filmreifen Auftritt in meinem Leben hatte. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, Kohlenhydrate zu zählen, Einflüsse auf den Blutzucker kennenzulernen und die Krankheit zu akzeptieren. Und ich denke, genau das ist es, was in der Anfangszeit Priorität haben sollte.
Ich erwähne es explizit deswegen, weil erst vor kurzem in der Facebook-Gruppe Diabetes Typ 1 von einer neudiagnostizierten Person die Frage gestellt wurde, ob es denn stimmt, dass man mit Diabetes nicht mehr als „zwei Gläser“ trinken darf. Die Gruppe hat, wie ich finde, super reagiert und darauf hingewiesen, dass man das schon darf, der Fokus aber zunächst einmal auf anderen Dingen liegen sollte.
Aber daran merkt man wieder, dass meine Schulung anscheinend nicht die einzige war, bei der ein nennen wir es mal „indirektes Alkoholverbot“ ausgesprochen wurde. Mich würde mal interessieren, wie das bei euch so war und ob ihr Ähnliches vermittelt bekommen habt. Oder vielleicht war es auch ganz anders? Lasst es mich mal in den Kommentaren wissen!
Nach fast zwei Jahren mit Diabetes, besser gesagt bis zum März 2016, konnte ich an einer Hand abzählen, wie oft ich betrunken war oder überhaupt Alkohol getrunken hatte. Das Partymonster wurde vom „Dia-Monster“, wie viele meiner Bloggerkollegen den Diabetes ja gerne nennen, unterdrückt. Wer mich schon etwas länger kennt, der konnte sich vielleicht damals schon denken, dass dies nicht auf ewig der Fall sein sollte.
Denn was soll ich sagen? Ich feiere, tanze und singe gerne! Natürlich geht das auch ohne Alkohol, aber… ich glaube, ihr könnt alle den Satz selber beenden. Das Partymonster wartete also nur noch auf den richtigen Moment, und der sollte dann auch kommen!
Als ich mich zu meinem Work & Travel-Jahr nach Kanada aufmachte, ahnte ich bereits, dass vor allen Dingen das Hostel-Life die ein oder andere Party für mich bereithalten würde. Der Rest ist quasi Geschichte, denn wer meinen Blog verfolgt, der weiß, dass ich den gesamten Sommer 2016 in Montréal als Pubcrawl-Leader für das HI-Montréal-Hostel unterwegs war und jeden Dienstag und Freitag fröhlich von einer Kneipe zur nächsten spaziert bin. Die Tatsache, dass ich im Hostel und in allen Pubs ausreichend Freigetränke bekam, um mich, rein theoretisch, zwei Mal auf den Mond zu schießen, machte das Ganze irgendwie auch nicht gerade hilfreicher.
Und so begann quasi das „Experiment“ Alkohol, Party und Typ-1-Diabetes. Wie ihr euch sicher denken könnt, beinhaltete dieses hohe sowie niedrige Blutzuckerwerte während der Feierei. Danach, genauer gesagt am nächsten Morgen, glücklicherweise hohe oder anständige Blutzuckerwerte. Denn egal wie betrunken ich war, der Blutzucker wurde vorm Schlafen immer gemessen und unter Werten von 200 mg/dl (11,1 mmol/l) lag ich nie im Bett.
Wenn ich meine eigenen Worte so lese, hören sich vor allen Dingen die letzten Zeilen etwas harmlos an, wenn ich davon spreche, dass meine Werte am nächsten Morgen oft im anständigen Bereich lagen. Tatsache ist, dass ich nach einiger Zeit tatsächlich ein sehr gutes Gespür dafür bekommen habe, wie sich mein Blutzucker verhält. Solch ein Gespür kann jedoch auch sehr trügerisch und fehlerhaft sein, denn wir Betroffenen wissen alle, wie unberechenbar der Diabetes sein kann.
Am besten lässt sich das, worüber ich hier spreche, mit einem kleinen Erfahrungsbericht veranschaulichen. Es war mal wieder das Ende eines Pubcrawls, als ich schwer betrunken im Hostel ankam. Grundsätzlich lief es dann jedes Mal folgendermaßen ab: Runter in den Aufenthaltsraum, rein in die Küche, Blutzucker messen und reagieren.
Wo der Wert in besagter Nacht genau lag, weiß ich nicht mehr. Irgendwas um die 80 bis 160 mg/dl (4,4 bis 8,9 mmol/l), schätze ich mal. Jedenfalls musste ich noch etwas essen, und dabei kam es sehr gelegen, dass mir eine Art Marmorkuchen angeboten wurde. So einen klassischen in runder Form, den wohl irgendwer im Supermarkt gekauft hatte. In dieser Nacht aß ich mindestens ein Drittel des Kuchens, vielleicht sogar mehr. Jedenfalls eine Menge Kohlenhydrate und ich war der festen Überzeugung, dass ich am nächsten Morgen mit einem hohen Wert aufwachen würde. Lieber zu hoch als zu niedrig, und obendrein war der Kuchen verdammt lecker!
Als ich dann nach ein paar Stunden Schlaf am nächsten Morgen aufwachte, war die Überraschung groß, als mir mein Messgerät einen Wert um die 130 mg/dl (7,2 mmol/l) anzeigte. In diesem Moment war ich echt happy und erschrocken zugleich, denn so schön der Wert auch war, stellte ich mir die Frage, was wohl gewesen wäre, wenn ich „nur“ zwei, drei Stücke gegessen hätte? Ein Moment, in dem mir schlagartig wieder bewusst wurde, wie hoch das Gefahrenpotenzial der Kombination Alkohol und Diabetes ist!
Vorsicht! Hochprozentige Chance auf einen Blutzuckerabfall!
Zum Abschluss noch ein paar Erfahrungen und Dinge, die ich mir zur Regel gemacht habe, wenn ich mir den Alkoholkonsum beim Feiern nicht verbieten lassen will.
Ich…
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