Versorgung mit Selen – so gelingt es

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© Kirchheim/Bernhard Kölsch
Versorgung mit Selen – so gelingt es

Von den Spurenelementen, zu denen auch Selen gehört, braucht der Körper nur geringe Mengen. Fehlt aber Selen oder auch ein anderes Spurenelement wie Kupfer oder Eisen, funktioniert unser Körper nicht mehr reibungslos. Bei Selen wird diskutiert, ob es sich bei verschiedenen Krankheiten positiv auswirkt, außerdem schützt es die Zellen. Doch wie können wir uns über Lebensmittel ausreichend mit Selen versorgen? Unsere Praxistipps und die passenden Rezepte helfen Ihnen, genug Selen aufzunehmen.

Selen ist ein lebenswichtiges Spurenelement, das der Körper nicht selbst herstellen kann. Deshalb ist er auf das regelmäßige Angebot über Nahrungsmittel angewiesen. Selen ist Bestandteil von Enzymen und an einer Fülle von Aufgaben im Organismus beteiligt. Besonders hervorzuheben ist es als Bestandteil von antioxidativ wirkenden Enzymen wie der Glutathionperoxidase. Was wie ein Zungenbrecher klingt, ist enorm wichtig für den Körper, denn dieses Enzym fungiert als Schutzschild der Zellen gegen schädliche Einflüsse durch Umweltgifte, Medikamente, Strahlungen oder Rauchen.

Wie viel Selen darf es sein?


Da der Gehalt an Selen in Lebens­mitteln davon abhängig ist, aus welcher Region sie kommen, gibt es zur täglichen Aufnahme Schätzwerte für eine angemessene Menge, die täglich über Lebens­mittel aufgenommen werden sollte.

Empfehlenswerte Selenmengen pro Tag:

Säuglinge
0 – unter 4 Monate: 10 µg
4 – unter 12 Monate: 15 µg

Kinder
1 – unter 4 Jahre: 15 µg
4 – unter 7 Jahre: 20 µg
7 – unter 10 Jahre: 30 µg
10 – unter 13 Jahre: 45 µg
13 – unter 15 Jahre: 60 µg

Jugendliche und Erwachsene
ab 15 Jahren
Männer: 70 µg
Frauen: 60 µg
Schwangere: 60 µg
Stillende: 75 µg

Quelle: D-A-CH-Referenzwerte für die ­tägliche Vitamin- und Mineralstoffzufuhr

Außerdem regulieren selenabhängige Enzyme den Haushalt der Schilddrüsenhormone. So kann ein Selenmangel zu einer Schilddrüsenunterfunktion beitragen. Wichtig ist es auch für Männer, denn als Baustein von Spermien spielt Selen für die männliche Fruchtbarkeit eine wichtige Rolle. Besteht ein unerfüllter Kinderwunsch, ist es deshalb sinnvoll, dass sich nicht nur die Frau gründlich untersuchen lässt, sondern auch der Mann. Eine Blutuntersuchung mit Bestimmung des Selenwerts kann helfen, eine Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch zu finden.

Auch für ein intaktes Immunsystem ist das Spurenelement wichtig. Diskutiert wird, ob Selen das Krebsrisiko von z. B. Prostata, Darm und Lunge senken kann.

Mangel und Überfluss – was im Körper ­passiert

Weder zu viel noch zu wenig Selen tun dem Körper auf Dauer gut. Besteht über einen längeren Zeitraum ein Mangel, geht dies zulasten des Immunsystems, die Muskelfunktion leidet und bei Männern ist die Spermienbildung gestört. Risiko­gruppen für eine Unterversorgung mit Selen sind Menschen mit Erkrankungen, bei denen die Aufnahme beeinträchtigt oder ein Verlust an Selen erhöht ist.

Zu diesen Erkrankungen gehören chronisch entzündliche Darm­erkran­kungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, aber auch Mukoviszidose, Zöliakie/Sprue, zystische Fibrose, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und hohe Schwermetallbelastungen. Menschen mit einer Niereninsuffizienz und mit chronischer Dialyse sind ebenfalls oft betroffen. Deshalb ist es für Menschen mit Diabetes mit einer Nieren­erkran­kung und besonders bei Dialysetherapie sehr wichtig, den Selenspiegel im Blut regelmäßig überprüfen zu lassen.

Selen-Lieferanten


Abwechslung in der Lebensmittel-Auswahl ist der Schlüssel zur bestmöglichen Versorgung mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Mit dem, was Sie essen, können Sie dazu beitragen, sich ausreichend mit Selen zu versorgen – Frauen benötigen 60, Männer 70 Mikrogramm (µg) pro Tag.

20 Lebensmittel mit hohem Selen-Gehalt

① Hering
② Sardinen
③ Dorsch
④ Lachs
⑤ Meeresfrüchte
⑥ Seezunge
⑦ Geflügel
⑧ Hühnerei
⑨ Rind- und Schweinefleisch
⑩ Sojabohnen
⑪ Quinoa
⑫ Hafer
⑬ Vollkornreis
⑭ Zwiebeln
⑮ Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen)
⑯ Pilze
⑰ Kohl
⑱ Spargel
⑲ Weizenvollkornbrot
⑳ Paranüsse

Falls die Werte sehr niedrig sind, muss mit selenreichem Essen und nach Rücksprache mit dem Arzt mit einem selenhaltigen Nahrungsergänzungsmittel gegengesteuert werden. Ein Zuviel an Selen im Körper kann entstehen, wenn Nahrungsergänzungsmittel zu hoch dosiert eingenommen werden. Folgen dieser ­Selenose können zuerst Übelkeit und Durchfall sein sowie Muskelschmerzen, starke Müdigkeit und Schwäche.

Im weiteren Verlauf entstehen neurologische Störungen wie Empfindungsstörungen, außerdem Hautausschläge, Haarausfall und der Verlust von Finger- und Fußnägeln. Typisch ist auch ein nach Knoblauch riechender Atem. Bei einer Aufnahme von mehreren Milligramm Selen an einem Tag kann es zu einer akuten Selenvergiftung kommen.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt für Erwachsene eine maximale Menge von 300 Mikrogramm Selen pro Tag. Die im Handel angebotenen Nahrungsergänzungsmittel enthalten maximal 200 Mikrogramm Selen pro Tablette. Bei sachgemäßer Dosierung ist deshalb auch in Kombination mit einer selenreichen Ernährung die Gefahr gering, dass sich durch ein Überangebot an Selen die oben genannten Beschwerden entwickeln.

Wie wird Essen selenreich?

Wer abwechslungsreich isst und bewusst auch selenhaltige Lebensmittel auswählt (siehe Übersicht auf der nächsten Seite), versorgt seinen Körper in der Regel ausreichend mit dem Spurenelement. Allerdings spielen bei pflanzlichen Lebensmitteln die Herkunft und der Selengehalt in den Böden eine wichtige Rolle. So sind europäische Böden meist selenärmer als Ackerflächen in den USA.

So essen Sie täglich 60 bis 70 µg Selen


bei vegetarischer Ernährung: bei Ernährung mit Fleisch:

Anders verhält es sich mit tierischen Produkten, da Tierfutter in der EU mit Selen angereichert wird. Deshalb sind Eier, Milchprodukte, Fleisch und Fisch gute und stabile Selenlieferanten. Der Star unter den pflanzlichen Selenquellen sind Paranüsse. Allerdings reichern sie radio­aktives Radium an. Deshalb empfehlen Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sowie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), lediglich zwei ­Paranüsse täglich zu essen.


Autorin:

Kirsten Metternich von Wolff
Diätassistentin DKL und DGE
Hildeboldstraße 5, 50226 Frechen-Königsdorf

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (10) Seite 74-76

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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