Von Sightseeing bis zum Arbeitsalltag – Nathalies Südkorea-Logbuch

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Von Sightseeing bis zum Arbeitsalltag – Nathalies Südkorea-Logbuch

[Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Produkt- und Markennennung.]

Als ich am 14. August in Südkorea landete, erwartete mich direkt ein wundervolles Empfangskomitee: 35°C und eine Luftfeuchtigkeit von 99% – super!
Ich, als Kälte liebender Mensch, war natürlich hin und weg von diesen Temperaturen und konnte es kaum erwarten, zwei Tage später mit meinem Vater eine große Sightseeing-Tour zu starten.

Bolusfreie Snacks – ein Hauch von Freiheit!

Eis und Ventilator – das Dreamteam für den koreanischen Sommer! (Quelle: Nathalie Bauer)

Da sich an der Wettersituation leider nicht viel ändern ließ, fokussierte ich mich auf die Einstellung meines Diabetes. Leider konnte ich in der ersten Zeit keinen richtigen Schlafrhythmus finden und auch die körperlichen Aktivitäten waren mehr als „normal“, sodass das gesamte Diabetesmanagement zum Bauchgefühl wurde.
An Tagen mit größeren Laufstrecken oder Aktivitäten fuhr ich die Basalrate auf 80% herunter. Auch meine Essensfaktoren verringerte ich etwas bzw. rundete großzügig ab (z.B. anstatt 10,8 Insulineinheiten nur noch 10 Insulineinheiten). Damit lief das Tourismusprogramm ganz gut und es blieb immer eine Möglichkeit für „bolusfreie Snacks“ zwischendurch.

Im Gyeongbokgung Palast – Sightseeing ohne schweres Gepäck! (Quelle: Nathalie Bauer)

Im September wurde das Wetter nun auch etwas angenehmer und wir wurden nur noch selten mit extrem schwülen Tagen gequält.
Angekommen im Arbeitsleben konnte ich dann auch das erste Mal meine Basalrate im „Normalzustand“ testen. Bisher läuft diese gut weiter und ich musste keine Änderungen vornehmen. Die Nächte sind stabil, am Schreibtisch bleibt es meist bei einer geraden Linie und das Schätzen der KEs habe ich auch gut im Griff.

Koreaner und die Besessenheit von Kalorien

Neben den „24-h-Hyposnack-Supermärkten“ habe ich hier auch den Vorteil, dass auf sämtlichen Lebensmitteln bereits die Nährwerte der verkauften Portion angegeben sind. Schluss mit Dreisatz und 100-g-Rechnungen. Ein Blick auf die Verpackung und ich weiß, dass dieses Sandwich 36g Kohlenhydrate hat!
Das liegt aber nicht etwa daran, dass Koreaner sich auch um Bolus und Blutzuckerwerte kümmern müssen, hier liegt der Fokus tatsächlich mehr auf den Kalorien. Selbst in einem Café und Restaurant findet man die Kalorienangaben neben den Portionen, und das nicht zu selten.

Diabetiker undercover

Eine weitere Erleichterung ist für mich definitiv die DANA RS Insulinpumpe. Dank ihr muss ich einfach nur mein Handy in die Hand nehmen und kann bequem einen Bolus abgeben (und vieles mehr!). Somit habe ich die Insulinpumpe meist den gesamten Tag über nicht in der Hand und es können auch keine komischen Fragen kommen, auf die ich je nach Laune vielleicht gar keine Lust habe. Den Schlauch, der unter meiner Bluse in der Hosentasche verschwindet, hat noch niemand bemerkt – zumindest wurde ich noch nicht darauf angesprochen.

Der Reservoirwechsel auf der Arbeit wird zur Routine (Quelle: Nathalie Bauer)

Ehrlich gesagt vergesse ich den Diabetes hier oft. Durch die Pumpe muss ich mich aktuell nicht mehr spritzen, das Dexcom gibt mir die Zuckerwerte direkt auf das Handy und große Schwankungen habe ich (zum Glück!) auch selten. Das einzige Mal, dass ich wirklich bewusst an den Diabetes denke, ist kurz vor einer Konferenz oder einem Meeting. Da habe ich aktuell noch die meiste Angst vor einer Hypoglykämie und den „Folgen“.
Ich möchte meine Krankheit hier nicht an die große Glocke hängen und es nicht erwähnen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Das bedeutet aber auch, dass eine „Hypo“ während eines Meetings vielleicht unangenehm werden kann.

Gibt es einen richtigen Zeitpunkt für das Diabetes-Coming-out?

Im Moment befinde ich mich noch in einem Zwiespalt, ob ich meine Kollegen nicht doch darüber aufklären sollte. Aber wann ist da der beste Zeitpunkt dafür?
Dabei geht es nicht darum, dass niemand von meinem Diabetes wissen darf – mehr darum, dass die Krankheit nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen soll, als ich es möchte. Mein Praktikumsbetreuer sowie eine Kollegin wissen sicherheitshalber Bescheid, mehr aber nicht.
Vielleicht könnt ihr eure Erfahrungen mit Diabetes am Arbeitsplatz mit mir teilen und mir dabei etwas weiterhelfen.

Alles in allem gefällt mir Südkorea immer noch sehr. Es hat sich im August mehr wie ein „nach Hause kommen“ angefühlt, anstatt ein Besucher zu sein. Ich hatte ein bisschen Bammel davor, wie es wohl mit dem Diabetes im Gepäck sein wird, doch diese Gedanken waren alle unbegründet. Wie ich euch bereits in meiner kleinen Korea-Reihe erklärt habe, ist die medizinische Versorgung hier top und es gibt an jeder Ecke entweder eine Apotheke oder einen kleinen Supermarkt. Ich bin also bestens versorgt und kann meine Zeit hier in vollen Zügen genießen.

Der Bongeunsa Tempel in Gangnam – Tradition trifft auf Wolkenkratzer (Quelle: Nathalie Bauer)

Ich bin gespannt, was ich euch das nächste Mal erzählen kann und was bis dahin so alles passiert! Die nächsten Wochen sind auf jeden Fall vollgepackt mit coolen Projekten und der ein oder andere private Ausflug steht ebenfalls auf dem Programm. Dabei werde ich natürlich ein wachsames Auge auf das kleine Diabetesmonster haben und ihm zeigen, wer hier das Sagen hat! 😉


Mit dem Essen unterwegs kennt sich auch Michael aus. Wie er das handhabt, erfahrt ihr in Speisen auf Reisen – unterwegs mit Typ-1-Diabetes.

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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