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Zufällige Begegnungen können banal und schnell vergessen sein. Die meisten sind dies wohl auch. Dann gibt es aber manchmal auch welche. die inspirierend sind und zum Nachdenken anregen – von einer solchen berichtet Tine in ihrer Kolumne…
In einer großen Stadt wie Berlin leben Millionen Menschen. Alle auf ihre Art und Weise. Und jeder trägt sein Päckchen durch die Gegend, dabei immer auf der Suche nach dem guten Leben. Manche davon körperlich und geistig ganz gesund, manche mit beeinträchtigenderen Paketen im Schlepptau. Für wiederum andere sind ihre Pakete vielleicht gar nicht so schwer wie für die nächsten. Ab und an treffen die Menschen hier für einen Moment aufeinander. Und wenn man Glück hat, passieren dabei wundervolle Dinge.
Folgender Moment passierte mir in der S-Bahn: Ich saß mit meinem Rad im Fahrradabteil, und eine junge Frau im Rollstuhl stieg mit einem Freund zu. Sie unterhielten sich über alles Mögliche, und ich hörte ihnen etwas zu, weil die junge Frau das ganze Abteil mit ihrer Aura erfüllte und ich einfach nicht anders konnte. Sie erzählte ihrem Freund, dass sie gerade für 2017 eine Reise nach Südafrika plante, in den Semesterferien jetzt zunächst einmal Amsterdam unsicher machen wird.
Weiter plane sie gerade, ein Auto zu kaufen, wobei sich aber etwas schwierig erweise, ein geeignetes Modell zu finden. Aber da mit dem Führerschein alles geklappt habe, bleibe sie recht positiv, und sie habe inzwischen auch einige interessante Modelle gefunden. Irgendwann stieg der Freund aus, sie und ich blieben übrig im Abteil. Sie drehte ihren Kopf zu mir rüber: „Radtour?“ Ich nickte freudig. Irgendwann stiegen wir beide aus. Ich habe diese Frau nur kurz in meinem Leben gehabt, aber sie hat mich sehr zum Nachdenken angeregt.
Für viele Menschen mit chronischer Krankheit und/oder Behinderung ist diese ein normaler Teil ihres Lebens, den sie für sich akzeptiert haben und als bloße organisatorische Frage verstehen. So ist es bei dieser Frau – und so sollte es auch bei uns sein. Immer wieder erinnere ich mich seit der Diagnose daran, dass ich mich nicht selbst in eine Opferrolle begeben und so auch nicht von außen betrachtet werden möchte; dass mir mit Diabetes Dinge möglich sind, nicht trotz Diabetes; dass ich nur wegen des Diabetes nicht mein eines Leben hier auf der Erde verpassen möchte. Es ist doch alles nur eine organisatorische Frage.
Jeder von uns hat sein Leben mit Diabetes in der Hand. Leben wir ein aktives Leben, beschäftigen uns mit dem Diabetes und unserem Körper und geben gut auf diesen Acht: Dann kann es insgesamt einfacher sein, als wenn wir versuchen, den Diabetes von uns wegzustoßen, ihn als Feind ansehen und ihn und unseren Körper schlecht behandeln: Denn unsere Aktionen, unsere Psyche haben sehr viel Einfluss auf uns und unseren Körper.
Manchmal trifft man in seiner Stadt auf Menschen, die einen nachträglich beeinflussen – auch, wenn die Begegnung nur sehr kurz war. Achtet auf eure Umgebung und seid offen für Begegnungen mit Menschen, die spannend und inspirierend sein könnten!
Eure Tine
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (9) Seite 40
5 Minuten
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