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Wer einen insulinpflichtigen Diabetes hat, kennt das sicher: Man ist fern der Heimat unterwegs und merkt, dass man einen Teil der Utensilien fürs Selbstmanagement vergessen hat. Doch wie darauf reagieren? Tine beschreibt in ihrer Kolumne, wieso Ruhe bewahren die beste Reaktion darauf ist.
Eigene Ratschläge befolgen, mich mal entspannen in Situationen, die eigentlich gar nicht so schlimm sind, wie sie einem zunächst erscheinen: Gerade in einer vollen, großen Stadt wie Berlin fällt mir das oft schwer. Zum Glück werde ich wie wir alle älter, mache meine Erfahrungen und lerne daraus. Ich war zwar wirklich schon immer sehr vergesslich, aber … es wird! Geholfen hat auch folgende Geschichte, die Ihr so ähnlich sicher auch kennen könntet:
Letzten Sommer fuhr ich nach Düsseldorf, um dort ein großes Konzert zu besuchen. Viel Vorfreude, das Ticket war teuer, ich hatte es schon Monate zuvor gekauft. Mein Koffer war viel zu voll, denn was ich zum Konzert tragen würde, wollte ich spontan entscheiden. Düsseldorf wiederzusehen, freute mich, ich lernte es zum Weltdiabetestag 2015 kennen. Auf dem Weg nach Düsseldorf im Zug dann fällt es mir ein: Du hast dein ganzes Insulin im Kühlschrank liegen lassen! Schei… Und jetzt?
Zunächst überprüfte ich schnell, wie viel Insulin noch in meinen Pens war (diese hatte ich zum Glück dabei). Natürlich reichte es nie für die Tour. Ich machte direkt eine Praxis für Diabetologie in der Nähe meines Hotels ausfindig, rief dort an, schilderte mein Problem. Man sagte mir, dass ich ein Rezept für Insulin bekommen könne, wenn ich zuvor einen Termin mit einer Diabetesberaterin wahrnehme – na, so sah mein Reise-Plan ja nicht aus … Zum Glück bekam ich tags darauf den Termin und nach einem netten Gespräch mit der Beraterin auch mein Rezept.
Alles halb so wild also. Ab in die nächste Apotheke und gut war’s – fürs Erste. Mit meinem neuen Insulinvorrat im Pen machte ich mich am Abend auf zum Konzert. Für meine Blutzuckerwerte war der Tag natürlich ein Auf und Ab. Es ist doch immer interessant, wie wirklich alles einen Einfluss auf unseren Blutzucker haben kann. Einmal korrigierte ich während des Konzertes meinen Wert, ansonsten konnte ich die Show genießen, achtete gar nicht weiter auf die Tasche mit den Diabetes-Utensilien.
Im Hotel dann der Schock: Mein Insulin-Pen fehlt! Ich rastete aus, war wütend auf mich und auf auf meinen Diabetes! Wieso muss ich permanent Zeug mitschleppen, um zu überleben? Wieso kann ich nicht auf dieses Zeug aufpassen? Erst das Insulin und nun der Pen. Zum Glück hatte ich meinen Basalpen noch und konnte so die nächsten Tage mit mehreren Insulinampullen-Wechseln überbrücken.
Am Ende lief alles total okay! Trotzdem bestrafte ich mich zunächst mit meinen Gedanken … und machte mir so den Abend nach dem Konzert ein wenig kaputt. Wieso atmete ich nicht durch? Befolgte meine eigenen Ratschläge? Entspann dich einfach mal! Ist gut für den Kopf, fürs Herz und für den Blutzucker.
Eure Tine
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (2) Seite 38
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