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Die Situation um das Coronavirus setzt vielen Menschen ganz schön zu – so auch Tine. Auch wenn sie sich mittlerweile etwas besser daran gewöhnt hat, fällt es ihr aus verschiedenen Gründen recht schwer, mit ihrem Diabetesmanagement die richtige Homeoffice-Routine zu finden.
Wenn Ihr diese Kolumne lest, werde ich (vielleicht) seit drei Monaten im Homeoffice sein. Man sagt ja so ganz allgemein, dass der Mensch ungefähr 30 Tage braucht, bis er sich an Neues gewöhnt hat und somit Dinge zum Alltag dazugehören. Eigentlich sollte ich mich sowohl psychisch als auch physisch schon total mit dieser Situation um das Coronavirus angefreundet haben. Eigentlich. In diesen absurden Zeiten ist aber alles anders, bei mir zumindest.
Zwar wirkt es täglich gewissermaßen vertrauter, in ein und derselben Wohnung zu schlafen, zu arbeiten und zu essen. Dennoch fühlt es sich nicht nach einer Situation an, an der ich großartig festhalten möchte. Ich vermisse es, unbeschwert vor die Tür gehen zu können. Ich vermisse, viel zu Fuß unterwegs zu sein, in meinem gewohnten schnellen Gehtempo. Auch meine Freundinnen zu umarmen, fehlt mir sehr. Und meine Diabetologin habe ich in den letzten Monaten höchstens am Telefon gehört. Immerhin konnten wir uns hören.
Mit meinem Diabetesmanagement scheine ich immer noch keine richtige Homeoffice-Routine gefunden zu haben. Es fällt mir schwer. Das hat verschiedene Gründe. Während meines letzten Zyklus beispielsweise entwickelte ich über gut zwei Wochen lang eine wirklich extrem hohe Insulinresistenz. Ich konnte Insulin spritzen, so viel ich wollte: Meine Werte gingen einfach nicht nach unten.
Ich tauschte Patronen, Kanülen und Pens aus, aber nichts passierte. Das waren echt blöde zwei Wochen. So eine starke und plötzlich auftretende Insulinresistenz hatte ich bisher noch nicht bei mir erlebt, und das muss auch so schnell nicht mehr sein, wenn Ihr mich fragt. Das war alles andere als angenehm und brachte das gesamte Management ziemlich ins Schwanken.
Mittlerweile ist es zum Glück wieder besser geworden, und ich kann tatsächlich auch einige Tage verzeichnen, an denen ich zu einer sehr hohen Prozentzahl in meinem persönlichen Zielbereich war. Das ist schön und macht mich stolz, dennoch überwiegen die Tage, an denen es hoch- und runtergeht wie bei einer Achterbahnfahrt.
Ich will Euch nichts vormachen und ich glaube, Ihr versteht das sehr gut: Diese aktuelle Zeit nagt vor allem an meiner mentalen Gesundheit, und das kann ich dank CGM-System an meinen Gewebezuckerwerten sehen. Am Telefon mit meiner Diabetologin meinte diese, dass das aber absolut okay und nachvollziehbar sei. Ich bin dankbar für ihr Verständnis und ihre Worte. Und dennoch – ich wünsche mir ruhigere Zeiten und sehne mich nach Langeweile und glatteren Verläufen.
Eure Tine
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (7) Seite 38
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