Interview mit der Gründerin: Insulinpumpen gut weggesteckt mit der Unterwäsche von Ruby Limes

4 Minuten

© Ruby Limes
Interview mit der Gründerin: Insulinpumpen gut weggesteckt mit der Unterwäsche von Ruby Limes

Die Insulinpumpen komfortabel und stylisch unterbringen – das ist für die Träger*innen von Ruby-Limes-Unterwäsche kein Problem. Ein Interview mit Ruby-Limes-Inhaberin Frida Lüth über ihr Faible für Pantys und Tops, Funktionalität und Design – und für welche Zwecke die integrierte Pumpentasche sonst noch gut ist.

Ruby Limes – ist das ein Name? Oder was steckt sonst dahinter? Nein, ein Name ist es nicht, sagt Ruby Limes-Inhaberin Frida Lüth, „der Name ist rein farb- und klangbasiert“. Ansonsten steckt aber sehr viel hinter Ruby Limes: viel Entwicklungsarbeit, viel Liebe zum Detail und der Wille, Unterwäsche mit Zusatzfunktion nicht funktional aussehen zu lassen. Wie das funktioniert, erzählt Frida Lüth im Interview.

Im Interview: Frida Lüth

Foto: zVg

Frida Lüth ist die Gründerin und Inhaberin von Ruby Limes. Sie entwirft und vertreibt Unterwäsche für Menschen, die eine Insulinpumpe tragen. Sie selbst hat keinen Diabetes. Aber Unterwäsche designen und nähen – das macht sie schon seit 15 Jahren mit großer Leidenschaft.

So wurde auch eine Pumpenträgerin auf ihre Sachen aufmerksam. Ihre Wünsche und Erfahrungen –auch von vielen weiteren Pumpenträgerinnen, von Ärztinnen und Diabetes-Expertinnen – ist in die Entwicklung der Ruby Limes-Unterwäsche eingeflossen.

Steckbrief:

  • Name: Frida Lüth
  • Alter: 33 Jahre
  • Wohnort: Kommt aus Hamburg, lebt aber schon seit über 10 Jahren in Berlin
  • Ausbildung/Beruf: Studium Journalismus- und Medienkommunikation, viele Jahre in der Filmbranche beschäftigt, dann Gründung von Carida Products mit der Marke Ruby Limes im Jahr 2018
  • Diabetes-Typ: Typ B (B steht für Beruf)

Diabetes-Journal (DJ): Frau Lüth, Sie nähen schon sehr lange Unterwäsche. Das ist ja eher ein ungewöhniiches Hobby …

Frida Lüth: Ich habe schon immer einen extremen Fokus auf Komfort gelegt und habe früher einfach nicht das gefunden, was mir gefallen hat und was ich mir auch leisten konnte. Eigentlich aus der Not heraus habe ich deshalb mit nicht einmal 20 Jahren angefangen, Wäsche zu nähen. Das ist immer mehr geworden und auch bei anderen gut angekommen.

DJ: Und wie kamen Sie dazu, Unterwäsche speziell für Pumpenträger*innen zu nähen?

Lüth: Bevor ich Ruby Limes gegründet habe, habe ich für einen Autor geschrieben, war aber in einer Schreibkrise und brauchte etwas zum Anfassen. Quasi zur Entspannung habe ich wieder angefangen, sehr viel zu nähen. Und das ist dann völlig ausgeartet und kam eben auch im Umfeld sehr gut an. Ich wollte mehr daraus machen, und genau in dem Moment kam eine Bekannte auf mich zu, die eine Insulinpumpe trägt, und sagte: ‚Kannst du mir das nicht in Schön machen? Ich stecke die Pumpe immer so in die Wäsche, aber das ist suboptimal.‘

So war die Idee geboren. Ich wusste aber kaum etwas über Diabetes. Und so habe ich viel recherchiert, mit Menschen mit Diabetes gesprochen, viel gelesen, viel ausprobiert. Ich musste erst einmal verstehen: Was brauchen die Leute, welche Ansprüche muss diese Unterwäsche mit Pumpentasche erfüllen? Die gesamte Entwicklungsphase der Pantys hat dann über ein Jahr gedauert. Es gab über 12 Testrunden mit vielen Insulinpumpenträgerinnen und verschiedenen Taschenvarianten.

DJ: Wie wichtig ist für Sie das Design der Wäsche?

Lüth: An oberster Stelle neben der Funktion steht für mich, dass sich die Wäsche von außen nicht von herkömmlicher Wäsche unterscheiden lässt. Was eine Funktion hat, muss nicht immer gleich funktional aussehen. Es soll immer auch Spaß machen, Ruby-Limes-Produkte zu tragen. Und es soll auch Menschen ohne Diabetes Spaß machen, die Sachen anzuziehen.

DJ: Wird Ruby-Limes-Unterwäsche denn auch manchmal zweckentfremdet?

Lüth: Tatsächlich höre ich immer wieder von Nicht-Diabetikern, die die Tasche umfunktionieren: für den Schlüssel beim Laufen, das Geld beim Tanzen oder im Urlaub. Ich selber trage täglich meist mehr als ein Ruby-Limes-Wäschestück mit Tasche. Normalerweise nutze ich die Funktion nicht, außer ich gehe joggen, dann passt gut der Schlüssel rein oder in die Tasche des Tops der iPod. Aber die Wäsche ist auch so super bequem und hochwertiger als Standardware.

DJ: Machen Sie vom Design bis zur Entwicklung der Schnittmuster alles selbst?

Lüth: Ich entwerfe immer den Basisschnitt und probiere den auch selbst aus. Und dann habe ich eine Frau, die vom Fach ist, die das auch studiert hat und den Schnitt auf Papier bringt und die Gradierung macht, den Schnitt also auf die verschiedenen Konfektionsgrößen umrechnet. Und beim Designen und Nähen von Unterwäsche steckt sowieso noch viel mehr dahinter, als man denkt, zum Beispiel wenn es um die Stoffe, die Eigenschaften der Stoffe und die Kombination von verschiedenen Materialien geht.

DJ: Bei Ruby Limes sind faire Arbeitsbedingungen und eine umweltfreundliche Produktion sehr wichtig. Warum?

Lüth: Ich finde jeder, der etwas produziert, sollte sich dafür verantwortlich fühlen, darauf zu achten, wie produziert wird. Ich möchte guten Gewissens schlafen können und meine Kund*innen sollen das auch. Bei uns kommen sämtliche Materialien von 13 Zulieferern aus insgesamt 8 europäischen Ländern. Jeder einzelne Artikel wird von mir geprüft und durchläuft mehrere Tests, bevor er ins Sortiment kommt.

DJ: Sie sind ja Typ-B-Diabetikerin – das bedeutet, Sie haben beruflich mit Diabetes zu tun. Welchen Eindruck haben Sie von der Diabetes-Community?

Lüth: Dadurch, dass es so eine Nische ist, gibt es einen sehr engen Kontakt zu meinen Kundinnen und Kunden. Und gerade in der Corona-Krise haben sich schon manche gemeldet und gefragt, wie es geht. Und auch sonst gibt es viel Kontakt, Kund*innen melden sich mit ihren Wünschen, und ich fühle mich durch die vielen positiven Rückmeldungen sehr unterstützt. Das ist sehr schön!

Die Diabetes-Community ist eine wahnsinnig tolle und unterstützende Community – das merke ich auch als Nicht-Diabetikerin. Man braucht ein bisschen, bis man einen Überblick hat, aber inzwischen schätze ich es sehr, dass das so eine offene und nette Community ist.



Interview: Nicole Finkenauer

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (7) Seite 36-37

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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