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Was brauchen Patienten und Patientinnen von ihrem Gesundheitsfachpersonal, wenn sie zum Termin erscheinen? Was macht einen guten Arzt, eine gute Ärztin aus? Darüber hat sich Tine in ihrer Kolumne Gedanken gemacht.
Als Person mit chronischen Krankheiten sitze ich im Alltag vergleichsweise häufig in einer Praxis und warte auf meinen Termin. Kennen viele: Check-up bei der Gynäkologin, Augenhintergrunduntersuchung beim Augenarzt, Impfungen und Checks bei der Hausärztin, zum Orthopäden, Prophylaxe beim Zahnarzt, Psychotherapie oder der Quartalscheck bei der Diabetologin stehen regelmäßig auf der Liste.
Hier in Berlin habe ich eine Auswahl an Ärzten und Ärztinnen – welch Privileg, dessen ich mir voll bewusst bin! Trotzdem sind lange nicht alle, bei denen ich bisher einen Termin hatte, das, was ich als „guten Arzt/gute Ärztin“ bezeichnen würde. Lange nicht überall fühle ich mich ernst genommen.
Das bedeutet aber: Wenn mir jemand aus welchen Gründen auch immer nicht zusagt, gehe ich zur nächsten Praxis. Das ist nicht überall so möglich. Gerade in ländlichen Gegenden müssen wir uns mit dem zufrieden geben, was für uns erreichbar ist. Dabei ist eine gute diabetologische Praxis, in der das Personal sich Zeit nehmen kann und versteht, was es bedeutet, mit dieser Krankheit zu leben, so wichtig für Personen mit Diabetes.
Ärzte und Ärztinnen sollten empathisch, verständnisvoll und nicht verurteilend ihren Patienten und Patientinnen gegenüber sein. Wieso scheint das nicht Teil der Ausbildung oder ein Kriterium für die Eröffnung einer Praxis zu sein? Wir befinden uns immer in der Hilfe benötigenden Position, die auf keine Weise ausgenutzt werden sollte. Warum bestehen so viele Arztbesuche dann aus Schuldzuweisungen, Heruntermachen und Herabwürdigen der Patienten und Patientinnen, gerade beim Thema Diabetes?
Einige meiner Ärzte und Ärztinnen sind zum Glück empathisch und wirklich hilfsbereit, können sich Zeit nehmen und hören mir zu. Dementsprechend fallen die, die das nicht tun, direkt mehr auf. Der große Unterschied: Gehe ich aus meiner Diabetologie-Praxis, bin ich entspannt. Gehe ich aus der Orthopädie-Praxis, bin ich wütend und angespannt, weil mir mal wieder nicht zugehört und ich regelrecht abgefertigt wurde.
Das Ergebnis einer Analyse aus dem Fachjournal BMJ Open von mehreren Studien aus fast 70 Ländern mit 28,5 Mio. Arztbesuchen zeigt, dass ein Arztgespräch im Schnitt in Deutschland 8 Minuten dauert. Dass da nicht viel Platz für Empathie ist, klingt logisch. Der Kostendruck spielt hier natürlich eine Rolle und beeinflusst stark. Aber ist es das, was wir alle wollen und brauchen? Es muss sich dringend etwas ändern hier, nur wie?
Eure Tine
Martina „Tine“ Trommer lebt seit Jahren in der Hauptstadt, bloggt seit ihrer Diabetesdiagnose 2013 unter icaneateverything.com sowie auf der Blood Sugar Lounge und schreibt regelmäßig in ihrer Diabetes-Journal-Kolumne „diabetes and the city“ über ihr Leben mit Diabetes in Berlin. |
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (11) Seite 42
5 Minuten
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