Mal nur kurz ein Teil austauschen …

2 Minuten

© erhui1979 - iStockphoto
Mal nur kurz ein Teil austauschen …

Was hat ein poröser Siphon mit der Diabetestherapie zu tun? Auf den ersten Blick ist es schwer, Gemeinsamkeiten zu sehen, doch als Tine kürzlich einen verstopften Abfluss reinigen wollte, hat sie eine Analogie zwischen beidem entdeckt…

Kennt Ihr, wenn aus einem kleinen Projekt schnell eine größere Aktion wird? So was habe ich gerade erlebt und ich finde das eine gute Metapher für Situationen, die so auch in meinem Alltag mit Diabetes vorkommen.
Am Wochenende habe ich mir vorgenommen, meinen Siphon am Waschbecken im Badezimmer zu reinigen. Also fix einen Eimer unter den Siphon gestellt, alles abgeschraubt und losgelegt. Klar, ein paar Haare verirren sich manchmal dort hinein. Und generell eine Grundreinigung verträgt ja alles mal ab und an. Reinigen, abtrocknen und wieder zusammenbauen – kein Problem, alles easy, schon oft gemacht.

Mit einer weichen, alten Zahnbürste versuchte ich, Ablagerungen im Siphon zu entfernen. Kurz geschrubbt und wumms war ein Loch im Siphon. Okay, damit hatte ich nicht gerechnet. Also, entweder kann meine weiche Zahnbürste durch Metall schrubben, oder der Siphon hatte schon ein paar Jährchen auf dem Buckel.

Es war natürlich Sonntagabend und alle Läden waren zu. Und so blieb der Eimer erst mal unter dem Waschbecken stehen, das Projekt musste auf den nächsten Tag verlagert werden. Dann ein Ausflug zum Baumarkt (was ja aktuell noch immer schnell zu einem richtigen Abenteuer werden kann), einen neuen Siphon ohne Löcher kaufen und diesen dann hoffentlich ohne weitere Zwischenfälle anbringen.

Plötzlich passt es aber hinten und vorne nicht mehr

Mit dem Diabetes ist es oft ganz ähnlich, finde ich: Irgendwo hakt es, irgendwas in der Therapie muss mal wieder „aufgeräumt“ oder angepasst werden und will Beachtung von uns – sei es ein bestimmter Mahlzeitenfaktor, die Werte rund um die Menstruation oder beim Sport. Man setzt sich hin, analysiert, testet, beobachtet und zieht dann seine Schlüsse. Eigentlich könnte das alles ganz reibungslos laufen. Plötzlich passt es aber hinten und vorne nicht mehr, die Basalrate scheint vollkommen falsch, vielleicht liegt es auch am Insulin? Und aus „nur mal schnell aufräumen“ wird ein Projekt, mit dem man Wochen oder sogar Monate beschäftigt ist.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die eigene Dia­betestherapie nie wirklich „fertig“ ist und es nicht sinnvoll ist, entsprechend unerreichbare Ziele zu setzen. Deswegen auch mal frustriert zu sein, ist voll okay und verständlich. Unser Körper verändert sich ständig, genau wie ein Siphon mit der Zeit porös werden kann, und unsere Therapie muss mitwachsen, wir müssen beobachten, anpassen oder austauschen, was zusätzlich Zeit und Energie kosten kann.

Deswegen ist es wichtig, dass unsere Ärzt:innen das verstehen und uns befähigen, selbstständig Entscheidungen treffen zu können, uns dann aber mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Moral von der Geschichte: Ich habe jetzt einen neuen, glänzenden Siphon im Badezimmer.

Eure Tine

Martina „Tine“ Trommer lebt seit Jahren in der Hauptstadt, bloggt seit ihrer Diabetesdiagnose 2013 unter icaneateverything.com sowie auf der Blood Sugar Lounge und schreibt regelmäßig in ihrer Diabetes-Journal-Kolumne „diabetes and the city“ über ihr Leben mit Diabetes in Berlin.

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (8) Seite 35

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

Wie lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, schon bevor Symptome auftreten? Und was wird in der AVAnT1a-Studie untersucht – und mit welchem Ziel? Darüber sprechen wir im Diabetes-Anker-Podcast mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

3 Minuten

Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für manche Menschen mit Diabetes ein Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum Pumpengröße und Insulinmenge aus seiner Sicht entscheidend für individuelle Bedürfnisse bleiben.
Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat

5 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert