Mein Körper, meine Regeln

2 Minuten

Mein Körper, meine Regeln

Fremde Menschen einfach so angrapschen? Das geht gar nicht! Manche Zeitgenossen meinen jedoch, dass man Diabetesutensilien am Körper anderer ungefragt erkunden könnte. Genau das hat Tine so erlebt – und ist immer noch wütend ob dieser Dreistigkeit.

Als Mensch mit Diabetes in unseren Breitengraden ist es heutzutage weit verbreitet, bestimmte technische Geräte am Körper zu tragen, die uns den Alltag maßgeblich erleichtern: Da klebt was am Arm oder Bauch, da piept, vibriert oder blinkt es schon mal. Hier und da guckt ein Schlauch raus.

Wenn man das als außenstehende Person nicht gewohnt ist und diese Geräte am Körper von Leuten erblickt – gerade auch im Sommer, wo kurze Ärmel und Shorts nichts Besonderes sind –, kann man schon mal verwirrt sein und sich fragen, was das eigentlich genau sein soll … Verständlich! Die Frage ist: Wie gehen Personen dann mit der Situation und ihren Gedanken um? Sprechen sie die entsprechende Person mit Gerät an – und es entsteht vielleicht eine nette Unterhaltung (wenn Energie und Zeit vorhanden sind)?

In den letzten Wochen haben mir gleich zwei Freundinnen mit Diabetes unabhängig voneinander ähnliche Geschichten erzählt, die mich mit offenem Mund und Unverständnis zurückließen. Beide befanden sich in Alltagssituationen, und beide Male haben Außenstehende klar eine Grenze überschritten: Aus dem Nichts und ohne Fragen wurden die CGM-Sensoren meiner Freundinnen, die bei beiden am Arm klebten, von Wildfremden und ohne überhaupt zu fragen angegrapscht.

Beide Male haben meine Freundinnen daraufhin deutlich gemacht, dass das absolut nicht in Ordnung war. Beide Male wurden sie als hysterisch und übertreibend bezeichnet – von den Menschen, die sie gerade ohne Erlaubnis angefasst hatten. Letztens kam ich tatsächlich in eine ähnliche Situation in der U-Bahn und war, obwohl ich von den Geschichten meiner Freundinnen wusste, so schockiert, dass ich einfach nur den U-Bahn-Wagen verlassen musste.

Ich bin wütend, weil Menschen denken, dass sie einfach ohne Erlaubnis andere Menschen anfassen können. Warum denken sie das? Der Sensor klebt an meinem Arm. Der Arm ist ein Teil von mir. Somit ist der Sensor ein Teil von mir. Und ich entscheide, wer meinen Körper anfassen darf! Packt jemand ungefragt den Sensor an, reißt und zieht vielleicht sogar noch dran, ohne überhaupt vorher einen Satz mit mir darüber ausgetauscht zu haben, ist das eine klare Grenzüberschreitung.

Das hat nichts zu tun damit, neugierig interessiert zu sein. Wenn Euer Kind mit Diabetes, Eure Freundin, Euer Partner zu Euch kommt und Euch eine ähnliche Geschichte erzählt, hört ihnen bitte zu und nehmt sie ernst: Niemand sollte ohne Zustimmung angefasst werden – auch nicht, um die Neugier fremder Menschen zu befriedigen.

Ist Euch sowas auch schon passiert? Wenn ja, wie habt Ihr reagiert? Und wie hat das Gegenüber auf Eure Reaktion reagiert?

Eure Tine


Martina „Tine“ Trommer lebt seit Jahren in der Hauptstadt, bloggt seit ihrer Diabetesdiagnose 2013 unter www.icaneateverything.com sowie auf der
Blood Sugar Lounge
und schreibt regelmäßig an dieser Stelle über ihr Leben mit Diabetes in Berlin.

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (9) Seite 46

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

Wie lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, schon bevor Symptome auftreten? Und was wird in der AVAnT1a-Studie untersucht – und mit welchem Ziel? Darüber sprechen wir im Diabetes-Anker-Podcast mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

3 Minuten

Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für manche Menschen mit Diabetes ein Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum Pumpengröße und Insulinmenge aus seiner Sicht entscheidend für individuelle Bedürfnisse bleiben.
Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat

5 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert