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Reiseblog aus Nepal: Auf dem Dach der Welt mit Typ-1-Diabetes
6 Minuten
Der 20-jährige Aron Esser hat sich seinen Traum erfüllt: In Nepal hat er den „Annapurna“, den zehnthöchsten Berg der Welt umrundet. Wie er dieses herausfordernde und anstrengende Abenteuer mit seinem Typ-1-Diabetes bewältigt hat, erfahren Sie hier in seinem Reise-Blog.
Aron Esser (20) hat seit 15 Jahren Typ-1-Diabetes. An das Leben vor der Diagnose kann er sich nicht erinnern. Einschränken durch den Diabetes lässt er sich weder im Studium (Maschinenwesen an der TU München) noch in seiner Freizeit. Ob bei der Mechanik-Vorlesung, im Fitnessstudio, beim Klettern oder auf den Rennski: überall gelingt es ihm, den Blutzucker gut zu kontrollieren. Dabei helfen ihm die Insulinpumpe, das Flash-Glukose-Monitoring und seine Freundin Antonia, die ihm mit Rat und Tat zur Seite steht.
In Nepal hat sich Aron nun einen Lebenstraum erfüllt: den „Annapurna“, den zehnthöchsten Berg der Welt, einmal zu umrunden. In der August-Ausgabe des Diabetes-Journals gab es bereits einen Vorbericht über die Reisevorbereitungen.
In diesem Blog hat Aron vor Ort von seinen Erlebnissen und Eindrücken berichtet – und wie er sein Diabetes-Management bei diesem Abenteuer bewältigt hatte:
Veröffentlicht am 14. Oktober 2018
Gerade sitze ich im Flugzeug nach München und erfreue mich neben bester Gesundheit auch all der unglaublich vielen Eindrücken und Erlebnissen der letzten Wochen.
Vor ca. einer Woche haben wir den höchsten Punkt der Bergtour, den Thorong La, der mit 5416m über dem Meer der höchste Pass der Welt ist, erfolgreich überschritten und sind ins Kali Gandaki-Tal abgestiegen. Das ist nebenbei das tiefste Tal der Welt 😉
Das Diabetes-Journal im Höhenrausch: Aron am Thorong La – dem höchsten Gebirgspass der Welt (5416m) und der höchste Punkt seiner Route. Dort steht eine kleine Stupa (buddhistisches Monument) mit vielen Gebetsflaggen.
Leider hat Antonias Knie der extremen Dauerbelastung der 12 Tage im Gebirge nicht mehr standgehalten, und wir haben nach dieser Königsetappe und ein paar Ruhetagen mit erfolgloser Behandlung mit Schmerzmitteln, Bandagen und Creme entschieden, den letzten Teil des Treks abzubrechen. Dadurch sind wir schlussendlich etwa vier Tage weniger im Himalaya gewesen als geplant.
Alternativ haben wir einige Tage im Dschungel von Chitwan verbracht – eine Region in Zentralnepal die für ihre Artenvielfalt bekannt ist. Hier sind wir unter anderem auf Elefanten geritten und mussten ein andern Mal auch vor aggressiven Rhinozerossen auf einen Baum flüchten.
Im Chitwan-Nationalpark gab’s einen Ritt auf einem Elefanten – mit einem anschließenden kühlenden Bad im Fluss.
Ich habe auf der Reise einen Inlandsflug in einer kleinen Propellermaschine erlebt, bei der man denkt, sie könnte jede Sekunde in ihre tausend Einzelteile zerfallen, saß in einem Bus der einige Male drohte den Abhnahng hinunterzustürzen, bin durch Landschaften gewandert die von tropischen 30°C, 95 Prozent Luftfeuchtigkeit, Palmen und Urwald über ewig trockene Steinwüsten bis hin zu Schnee- und Eismassen in extremer Höhe bei -10°C und orkanartigen Stürmen reichen, ich wurde Höhenkrank, ich habe meinen Blutzuckersensor verloren, musste einem nepalesischen Polizeibeamten, der kaum Englisch verstand, erklären, wozu ich Unmengen an Nadeln und Insulin im Flugzeug brauche und hatte am Ende der Welt, dort wo auch keine Jeeps oder Motorräder mehr fahren können und es kein sauberes Trinkwasser gibt, eine Ketoazidose.
Die Welt steht Kopf auf dem Dach der Welt – dieses Bild entstand am Icelake auf 4600m Höhe. Im Hintergrund ist der Annapurna II zu sehen.
All das und noch viel mehr schöne aber auch verrückte, anstrengende und herausfordernde Momente habe ich in Nepal erlebt. Dabei sind tausende Fotos und Videos entstanden. Unter anderem auch eine Art VLog in dem ich ab und zu während der Reise erzählte, wie es mir geht und was ich gerade erlebt habe. Speziell gehe ich dabei immer auch auf diabezogene Erlebnisse ein. Ich freue mich im Laufe der Woche die mehr als 100GB Fotomaterial nachzubearbeiten und zu schneiden, damit ein passables Reisevideo für die Blood Sugar Lounge rauskommt – auch wenn es nun ja erst nach der Reise veröffentlicht werden kann.
Beste Grüße aus Flug WY0123, aktuell über Kuweit,
Aron
Veröffentlicht am 26. September 2018
Namaste,
es ist gerade 5.30 Uhr in Nepal und ich kann nicht schlafen. Damit der Jetleg wenigstens zu irgendetwas nützlich ist, schreibe ich euch jetzt schon mal was in den eineinhalb Tagen hier so passiert ist.
Gleich nach dem Einsteigen in den Flieger hat mir die Pumpe einen kleinen Schockmoment beschert, als sie wie wild piepte und vibrierte. Fehlermeldung: „Insulinfluss blockiert. Überprüfen sie Schlauch und Kanüle.“ Da mir eben das im engen Flugzeug nicht möglich war, beschloss ich es vorerst auszusitzen und nach dem Start auf der Toilette nachzusehen. Da war dann aber alles in Ordnung und ich konnte beruhigt weiterreisen. Die weitere Anreise verlief dann ohne Zwischenfälle.
Gestern waren wir zum Sightseeing in Kathmandu. Es gibt hier einige wunderschöne uralte Tempelanlagen, in denen bis heute die hinduistische und buddhistische Bevölkerung ihre Götter verehrt. Swayambunath ist eine davon.
Die Tempelanlagen Swayambunath.
Da im Wald außenrum und auf der Tempelanlage selbst Tausende freche Makaken ihr Unwesen treiben, wird er auch Affentempel genannt. Essen ist hier unmöglich. Das musste ich feststellen als ich einen Traubenzucker auspackte der mir aber Sekunden später von einem hungrigen Affen aus der Hand gerissen wurde.
Die frechen und hungrigen Makaken am „Affentempel“ haben es sogar auf Traubenzuckertafeln abgesehen.
Wenn wir gerade schon beim Thema Essen sind: Das ist hier auch eine besondere Herausforderung. Gestern gab’s für mich all-you-can-eat Veg-Khal Set für gerade mal 300 Nepalnesiche Rupien (ca 2,50 Euro). Ganz grob ist das Reis mit vielem verschiedenen Gemüse, irgendwelchen grünen Blättern, scharfen Linsen und scharfer Sauce sowie einigen mir gänzlich unbekannten Leckereien. Dazu Suppe und Joghurtnachspeise.
Ganz schön schwierig zu schätzen, wie viele BEs dieses Gericht hat: Erstens kenne ich die Hälfte auf dem Teller nicht und zweitens ist es teilweise so scharf, dass ich danach Süß auch nicht mehr richtig einordnen kann. Beim ersten Versuch hat es nun auch nicht so gut geklappt, aber ich bin ja noch länger hier, und die Erfahrung wird zeigen, worin wie viele Kohlenhydrate stecken.
Aron und Antonia mit Tilakas auf der Stirn.
Heute kümmern wir uns noch um die ganzen Erlaubnisscheine und kaufen noch den letzten Proviant damit es morgen auf ins Himalaya gehen kann. Auch wenn Kathmandu an vielen Stellen unglaublich Schönheiten bietet, ist der Rest der Stadt mir einfach zu voll, zu stinkend, zu wuselig und chaotisch und ich freue mich schon auf die Natur im Land.
Bis bald,
Aron
Veröffentlicht am 23. September 2018
Namaste,
die Taschen sind gepackt und in paar Stunden mache ich mich auf den Weg zum Flughafen. Auch wenn ich sehr gut vorbereitet und top fit fürs Bergsteigen bin, bin ich etwas nervös.
Habe ich auch wirklich an alles gedacht? Fehlt noch irgend etwas? Und selbst wenn nicht kann bei so einer Reise immer etwas unvorhersehbares passieren. Auf der anderen Seite freue ich mich aber natürlich auch auf all die neuen Eindrücke einer ganz anderen Welt.
Die „normale“ Ausrüstung …
Bisher gibt es noch nicht allzuviel vorzuzeigen – nur ein kleiner Überblick über alles was ich die nächsten Tage und Wochen in meinem Rucksack umhertragen werde.
Auch ein Diabetes-Journal ist mit dabei und ich freue mich schon auf die Bilder davon mit dem ein oder anderen 8.000er im Hintergrund um zu zeigen wohin man mit Diabetes und mit Diabetes-Journal alles reisen kann.
… und die Diabetes-Ausrüstung.
Ich melde mich sobald ich in Kathmandu angekommen bin. Leider schauts so aus als wüteten noch die letzten Monsunausläufer in der Gegend und ich muss mich vorerst an Starkregenfälle gewöhnen – in einer Woche dürte die Regenzeit für dieses Jahr allerdings endlich vorbei sein.
Für die Zeit die ich in den Bergen unterwegs bin kann ich noch nicht sagen in wieweit es mir möglich ist euch regelmäßig auf dem Laufenden zu halten. Auch wenn man es sich in der globalisierten Welt im 21. Jahrhundert nicht so recht vorstellen kann wird die Infrastruktur dort mir nur selten Zugang zum Internet oder anderen Kommunikationsmöglichkeiten gewähren. Ich halte aber vorerst eine fließende Trinkwasserversorgung auch für viel wichtiger als Glasfaserkabel 😉
Namaskar
Aron
von Aron Esser und Redaktion Diabetes-Anker
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig