Kommentar | „Blickwinkel“: Schlechte Vorsätze und gute Wünsche

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Kommentar | „Blickwinkel“: Schlechte Vorsätze und gute Wünsche

In der Kolumne Blickwinkel hat sich Diabetes-Journal-Chefredakteur Günter Nuber Gedanken über vermeintliche gute Vorsätze für Diabetes-Patienten gemacht – und Wünsche formuliert.

In diesem Frühjahr werde ich 5 Kilogramm abnehmen. – In den nächsten Wochen und Monaten werde ich weniger Fett essen. – Spätestens im Frühling werde ich mindestens dreimal die Woche raus ins Grüne gehen und mich mehr bewegen. – Abends knabbern, dazu Bier und Wein? Ist nicht mehr im Jahr 2013!

Schwierig. Jahrzehntelange alltägliche Gewohnheiten umstellen

Was haben die genannten Vorsätze für das noch junge Jahr 2013 gemeinsam? Aus meinem Blickwinkel sind es allesamt schlechte Vorsätze. Insofern, dass keiner davon realistisch ist: Abnehmen? Sich anders ernähren? Sich mehr bewegen?

Das, liebe Diabetes-Journal-Leser, sind mit die schwierigsten Unterfangen, die sich ein Mensch vornehmen kann. Jahrzehntelange Gewohnheiten umstellen, alltägliche Gewohnheiten, die mit urmenschlichsten Dingen zu tun haben wie Essen, Bewegen – daran scheitern die meisten Menschen. Ganz egal, ob sie Diabetes haben, ob sie Ärzte sind oder Psychologen, ob sie übergewichtig sind oder nicht.

Jahr für Jahr dasselbe

Alle Menschen, die mit Diabetes zu tun haben – wie Ärzte, Beraterinnen, Patienten –, wissen und erleben das Jahr für Jahr. Und trotzdem kann man bis heute wenig anfangen mit diesem Wissen. Zumindest können viele Betroffene gar nichts anfangen mit den Hinweisen Ihrer Behandler, man müsse halt nur abnehmen, sich mehr bewegen, weniger Fleisch essen – dann brauche man auch keine Medikamente mehr. Umso dreister, wenn der Therapeut von seinem äußeren Anschein her selbst als übergewichtiger Patient durchginge.

Was also tun: Vorsorge, Prävention? Ich erinnere mich gut an die 1990-er Jahre: Im Zuge der ausufernden TV-Programme hatten damals vorausschauende Köpfe ein Schulfach Medienpädagogik gefordert. Und aus der Diabetologie heraus forderte man Gesunde Ernährung als Thema schon in Kindergarten und Grundschule – angesichts der Fast-food-Welle und angesichts des Blicks nach Übersee.

Was daraus geworden ist, wissen Sie, liebe Leser. Und jedermann weiß, dass wir sozialpolitisch längst nicht mehr über TV-Programme diskutieren, sondern über in jeder Hinsicht grenzenlosen Rundum-Medienkonsum übers Internet. Und die Kids wissen nicht mehr, wie eine Haselnuss aussieht.

Langfristig greifende Vorsorgeprogramme riskant für Verantwortliche

Jeder spürt, dass umfangreiches Handeln überfällig ist. Die Strategien allerdings, das Installieren eines weitreichenden Gesundheitsvorsorge-Programmes kostet politische Energie und Unsummen Staatsgeld; und die direkt erforderlichen Investitionen seitens der Krankenkassen für solche Programme zahlen sich frühestens in 10 oder 20 Jahren aus. Dies ist riskant für politisch Verantwortliche wie für Krankenkassen-Manager.

Mein Wunsch: Politiker, Strategen, Experten und Kassen-Manager bringen im Jahr 2013 Programme auf den Weg, die es uns Menschen unter heutigen Bedingungen leichter machen, körperlich und geistig gesund zu bleiben.

Regelmäßige Schulung, individuelle Medikation

Mein weiterer Wunsch: Bis solche Programme greifen, möchte ich nicht mehr hören müssen, dass Diabetiker einfach nur abnehmen und gesund leben müssen, gute Werte kämen dann von alleine. Betroffene benötigen eine moderne Diabetestherapie mit regelmäßiger Schulung als selbstverständlichem Bestandteil und mit der individuell erforderlichen Medikation. Alles andere wäre in einem Land wie Deutschland absurd.


von Günter Nuber

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (1) Seite 17

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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