Kommentar | „Blickwinkel“: Schlechte Vorsätze und gute Wünsche

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Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate: das Energie-Versorger-Trio | Foto: Alexander Raths – stock.adobe.com
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Kommentar | „Blickwinkel“: Schlechte Vorsätze und gute Wünsche

In der Kolumne Blickwinkel hat sich Diabetes-Journal-Chefredakteur Günter Nuber Gedanken über vermeintliche gute Vorsätze für Diabetes-Patienten gemacht – und Wünsche formuliert.

In diesem Frühjahr werde ich 5 Kilogramm abnehmen. – In den nächsten Wochen und Monaten werde ich weniger Fett essen. – Spätestens im Frühling werde ich mindestens dreimal die Woche raus ins Grüne gehen und mich mehr bewegen. – Abends knabbern, dazu Bier und Wein? Ist nicht mehr im Jahr 2013!

Schwierig. Jahrzehntelange alltägliche Gewohnheiten umstellen

Was haben die genannten Vorsätze für das noch junge Jahr 2013 gemeinsam? Aus meinem Blickwinkel sind es allesamt schlechte Vorsätze. Insofern, dass keiner davon realistisch ist: Abnehmen? Sich anders ernähren? Sich mehr bewegen?

Das, liebe Diabetes-Journal-Leser, sind mit die schwierigsten Unterfangen, die sich ein Mensch vornehmen kann. Jahrzehntelange Gewohnheiten umstellen, alltägliche Gewohnheiten, die mit urmenschlichsten Dingen zu tun haben wie Essen, Bewegen – daran scheitern die meisten Menschen. Ganz egal, ob sie Diabetes haben, ob sie Ärzte sind oder Psychologen, ob sie übergewichtig sind oder nicht.

Jahr für Jahr dasselbe

Alle Menschen, die mit Diabetes zu tun haben – wie Ärzte, Beraterinnen, Patienten –, wissen und erleben das Jahr für Jahr. Und trotzdem kann man bis heute wenig anfangen mit diesem Wissen. Zumindest können viele Betroffene gar nichts anfangen mit den Hinweisen Ihrer Behandler, man müsse halt nur abnehmen, sich mehr bewegen, weniger Fleisch essen – dann brauche man auch keine Medikamente mehr. Umso dreister, wenn der Therapeut von seinem äußeren Anschein her selbst als übergewichtiger Patient durchginge.

Was also tun: Vorsorge, Prävention? Ich erinnere mich gut an die 1990-er Jahre: Im Zuge der ausufernden TV-Programme hatten damals vorausschauende Köpfe ein Schulfach Medienpädagogik gefordert. Und aus der Diabetologie heraus forderte man Gesunde Ernährung als Thema schon in Kindergarten und Grundschule – angesichts der Fast-food-Welle und angesichts des Blicks nach Übersee.

Was daraus geworden ist, wissen Sie, liebe Leser. Und jedermann weiß, dass wir sozialpolitisch längst nicht mehr über TV-Programme diskutieren, sondern über in jeder Hinsicht grenzenlosen Rundum-Medienkonsum übers Internet. Und die Kids wissen nicht mehr, wie eine Haselnuss aussieht.

Langfristig greifende Vorsorgeprogramme riskant für Verantwortliche

Jeder spürt, dass umfangreiches Handeln überfällig ist. Die Strategien allerdings, das Installieren eines weitreichenden Gesundheitsvorsorge-Programmes kostet politische Energie und Unsummen Staatsgeld; und die direkt erforderlichen Investitionen seitens der Krankenkassen für solche Programme zahlen sich frühestens in 10 oder 20 Jahren aus. Dies ist riskant für politisch Verantwortliche wie für Krankenkassen-Manager.

Mein Wunsch: Politiker, Strategen, Experten und Kassen-Manager bringen im Jahr 2013 Programme auf den Weg, die es uns Menschen unter heutigen Bedingungen leichter machen, körperlich und geistig gesund zu bleiben.

Regelmäßige Schulung, individuelle Medikation

Mein weiterer Wunsch: Bis solche Programme greifen, möchte ich nicht mehr hören müssen, dass Diabetiker einfach nur abnehmen und gesund leben müssen, gute Werte kämen dann von alleine. Betroffene benötigen eine moderne Diabetestherapie mit regelmäßiger Schulung als selbstverständlichem Bestandteil und mit der individuell erforderlichen Medikation. Alles andere wäre in einem Land wie Deutschland absurd.


von Günter Nuber

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (1) Seite 17

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