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Während Tines Zyklen spielt ihr Blutzucker gerne mal verrückt. Manchmal reagiert sie kurz vor Beginn der Menstruation extrem empfindlich auf Insulin, manchmal wirkt es bei ihr dann wie Wasser. In ihrer aktuellen Kolumne berichtet sie über ihre Erfahrungen mit dem monatlichen Hormonchaos.
Wir nähern uns mit Trippelschritten dem Frühling, könnt Ihr’s fühlen? Den Winter haben wir fast überstanden, unsere Umwelt ist bereit für einen Neustart, ich bin es auch. Hier in Berlin sind schon die ersten hellgrünen Knospen an den Bäumen, und hinter jeder Ecke blühen Krokusse in allen Farben. Der Valentinstag liegt längst hinter uns, und Frühlingsgefühle machen sich in der ganzen Stadt breit – und nicht nur die.
Seit letzten Herbst beschäftige ich mich sehr ausführlich mit dem Thema Diabetes und Hormone; richtig in Fahrt kam ich, als ich beim Blood-Sugar-Lounge-Barcamp im Oktober 2017 eine Diabetes-und-Zyklus-Diskussionsrunde mit vielen anderen Menschen mit Diabetes leiten durfte. Nachdem ich im Jahr 2016 die Pille aus diversen Gründen abgesetzt hatte, habe ich nun zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben einen echten Zyklus – und das bringt natürlich vieles in meinem Alltag durcheinander.
Ich zeichne nun schon sehr lange meinen Zyklus Monat für Monat genau auf und suche nach Zusammenhängen zwischen meinem Zyklusstand und der Art und Weise, wie mein Blutzucker sich parallel dazu verhält. Es ist manchmal ein reines Hormonchaos!
Am stärksten spüre ich den Einfluss der Hormone auf den Blutzucker jedes Mal kurz vor Beginn der Menstruation: Entweder bin ich dann nämlich super insulinempfindlich – und kleine Mengen Insulin reißen mich in die Tiefe; oder ich kämpfe mich durch das genaue Gegenteil – und das Insulin wirkt einige Tage wie Wasser. Ein genaues Muster kann ich da leider noch nicht erkennen.
Und wie meine Recherchen ergaben, ist das Problem oft auch nicht so einfach zu lösen: In Gesprächen mit anderen Menschen mit Diabetes und auch in der Diskussionsrunde erfuhr ich, dass es uns da allen oft total unterschiedlich geht. Manche haben wirklich während des gesamten Zyklus extreme Schwankungen, bei anderen passiert gar nichts mit dem Blutzucker. Und dazwischen ist wie immer alles drin.
Was sagt uns das mal wieder? Wir sind alle keine Maschinen. Schema F funktioniert leider nicht für jeden. Wir können nur unsere eigenen Daten aufzeichnen und daraus für unsere eigene Therapie lernen. Für die eine funktioniert, was für die andere gar nicht in Frage kommen würde.
Es ist noch nicht so ganz in meinem Kopf angekommen, dass mein Zyklus nun auch ein fester Bestandteil meiner Diabetestherapie sein soll, ich auf so viel mehr achten muss und noch ganz andere Hormone da mit reinspielen. – Mensch, der Diabetes wäre beinahe langweilig geworden, nur mit Insulin und Glukagon als Hauptdarsteller. Aber der Diabetes wird wirklich nie langweilig, dafür sorgt er schon.
Eure Tine
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (3) Seite 37
5 Minuten
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