Tipps für gestern und heute

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Tipps für gestern und heute

Leonhard Schmitz: Was 1972 für Diabetiker galt, gilt auch heute noch. Menschen aufrütteln: Das erreichte Leonhard Schmitz bereits seit seinem 12. Lebensjahr mit Auftritten als Musiker am Schlagzeug in diversen Gruppen. Später brachte ihn sein Typ-1-Diabetes dazu, Menschen auch zum Thema Diabetes aufzurütteln.

Als Leonhard Schmitz sein Archiv durchforstete, fielen ihm seine ersten Erkenntnisse im Kampf gegen Diabetes in die Hände. Er berichtet: “Es wird wohl im Jahr 1972 gewesen sein, als ich einige Punkte zusammenschrieb, die ich damals für wesentlich erachtet habe. Und auch wenn sie mir heute schon fast ein wenig wie Binsenweisheiten vorkommen, haben sie wohl nichts an ihrer Berechtigung und Aktualität verloren.” Seine Tipps lauten somit nach wie vor:

  • Messen – Messen – Messen! Basis eines erfolgreichen Selbstmanagements bei Diabetes mellitus ist das Wissen um die eigenen Blutzuckerwerte. Nur wer regelmäßig seinen Blutzucker misst, behält den Überblick.
  • Partnerschaftliches Agieren mit dem behandelnden Arzt, Therapeuten oder Coach! Regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen verschaffen Sicherheit, nachweisbare Erfolge im Blutbild stärken die Motivation. Medikamente nicht eigenständig und nur “nach und nach” absetzen!
  • Übernahme der Verantwortung! Wer verstanden hat, dass in erster Linie nicht die Genetik “schuld” ist, und Verantwortung für den eigenen Lebensstil übernimmt, hat auch die Chance, das Übel an der Wurzel zu greifen und Diabetes Typ 2 zu bezwingen.
  • Wissen aneignen und sich selbst eine Meinung bilden! Nur wer sich selbst auskennt, gerät nicht in Gefahr, sich von gutgemeinten, aber falschen Tipps blenden zu lassen. Gerade in Bezug auf die “Zuckerkrankheit” existieren viele “Mythen”.
  • Experimentieren! Niemand kann Ihren Stoffwechsel besser erforschen als Sie selbst. Probieren Sie verschiedene Lebensmittel aus und beobachten Sie mittels Messmanagement, wie Sie diese verstoffwechseln.
  • Essen! Das RICHTIGE Essen ist absolut entscheidend im Kampf gegen Diabetes ! Reduzieren Sie Kohlenhydrate im Allgemeinen und vermeiden Sie denaturierte Nahrungsmittel wie Haushaltszucker und Industrieweizen.
  • Bewegung: Ausdauersport ist allgemein gut für die Gesundheit und entspannt, Kraftsport sorgt für starke Muskeln – und diese für einen besseren Zuckerstoffwechsel.
  • Generell gilt: Jede Art von Bewegung hilft, während langes und regelmäßiges Sitzen schadet. Zumindest alle 45 Minuten für 5 bis 10 Minuten aufstehen und bewegen.
  • Reduzieren Sie Stress! Adrenalin und Kortisol erhöhen den Blutzucker.
  • Verbessern Sie Ihren Schlafkomfort! Schlechter oder zu kurzer Schlaf haben negative Auswirkungen auf die Insulinausschüttung und den Blutzuckerwert.
  • Motivation – Positivspirale! Unterschätzen Sie nicht die Kraft und Effekte, die der Glaube an sich selbst bewirken kann. Nur wenn Sie daran glauben, dass Sie es schaffen, werden Sie es schaffen. Nicht die Disziplin ist wichtig, sondern Motivation und Willensstärke. Erfolge motivieren zum Weitermachen!

Engagiert durch negative Erfahrungen

Seit dem 19. November 1999 gibt es seine Diabetes-Selbsthilfegruppe in Bergheim-Bedburg und Elsdorf. Einmal im Monat finden die Treffen statt, meist mit einem Vortrag, der sich mit einem der vielen Aspekte des Diabetes beschäftigt, und zum Erfahrungsaustausch. Auslöser für die Gründung der Gruppe waren seine eigenen Erfahrungen nach der Diagnose des Typ-1-Diabetes im Jahr 1972:

“Es gab damals einfach kaum Aufklärung und keine Anlaufstelle (für Jugendliche). Ins Krankenhaus wollte ich am liebsten gar nicht, denn der Arzt hat mir unmittelbar nach der Diagnose gesagt, dass bei Diabetes die Beine amputiert werden und man höchstwahrscheinlich blind werden kann. Es waren die schlimmsten Augenblicke meines Lebens. Es hieß immer nur abnehmen, auf die Cholesterin- und Zuckerwerte achten, sonst bekomme ich mit 30 einen Schlaganfall oder Herzinfarkt.”

“Diabetes gut in den Griff zu bekommen, übe ich jeden Tag aufs Neue”

Der Weg zu seinem heutigen Umgang mit dem Diabetes war aber ein langer, trotz des Engagements in der Selbsthilfe. Im Jahr 2013 begann er, bewusst(er) zu leben und seine Krankheit in sein Leben mit einzuschließen. Im gleichen Jahr beschloss er, sich mehr Wissen über Diabetes anzueignen und das Erlernte und seine Erfahrungen weiterzugeben, und ließ sich zum Diabetes-Coach ausbilden.

Seine Einstellung heute: “Diabetes gut in den Griff zu bekommen, übe ich jeden Tag aufs Neue. Denn es ist nicht jeder Tag gleich, genauso wenig wie meine Blutzuckerwerte. Oft sind sie unerklärlich hoch und manchmal zu schnell zu niedrig. Ich kann und will mich nicht als perfektes Vorbild präsentieren, denn das bin ich nicht. Meine Motivation nehme ich aus meinem eigenen Diabetesleben und den Erfahrungen, die ich gesammelt habe.” Genau das will Leonhard Schmitz anderen Menschen weitergeben.


Dr. med. Katrin Kraatz
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (11) Seite 36-37

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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