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Eigentlich spricht Tine nicht so gerne unbekannte Menschen in der Öffentlichkeit auf deren sichtbare Diabetesutensilien an. Bei einer Visite in Hamburg hatte sich eine Situation ergeben, bei der sie sich dann doch traute…
Letztens in Hamburg: Ich war am frühen Abend in der Schanze unterwegs und mein Hunger meldete sich. Die Außensitze der Restaurants um das Schulterblatt herum waren schon gut gefüllt. Kein Wunder, denn die Sonne schien noch, es war ganz mild. Ich entschied mich, zu meinem Lieblings-Kumpirladen um die Ecke zu gehen.
Kumpir ist ein Gericht der türkischen Fast-Food-Küche. Es besteht aus großen, im Ofen gekochten Kartoffeln, deren weiches Inneres nach dem Garen mit einer Gabel gelockert, mit Butter und geriebenem Käse vermengt und nach Belieben belegt wird – echt lecker! Ich war also auf dem Weg zu besagtem Kumpir-Laden, als Folgendes passierte:
In einer Seitenstraße kurz vor dem Restaurant bremste ich meinen eher schnellen Gang etwas ab, weil vor mir ein Pärchen Arm in Arm etwas langsamer spazierte. Unfreiwillig bekam ich ein paar Wortfetzen ihrer Unterhaltung mit, vermutlich, weil die Wörter mir sehr bekannt vorkamen: Blutzucker messen, automatische Warnung, Sensor.
Es machte klick bei mir; erst ein paar Tage zuvor hatte ich bei meiner Diabetesberaterin selbst endlich meine neuen Sensoren abgeholt (ich trage jetzt also auch die neuste Generation, nachdem der Wechsel aus diversen Gründen ganz einfach und schnell ging …).
Zurück zu der Situation in der Schanze: Normalerweise kann ich mich kaum überwinden, unbekannte Menschen auf der Straße auf ihre Sensoren oder Ähnliches anzusprechen, obwohl ich es manchmal gern würde. Ich will andere aber auf keinen Fall stören, mich nicht aufdrängen, nicht eventuelle Grenzen überschreiten – und schon gar nicht eigentlich zugeben, dass ich gerade unfreiwillig etwas von ihrer Unterhaltung mitbekommen habe.
Aber irgendwie passte es in dieser Situation für mich, und mein Gefühl sollte sich gleich bestätigen: Ich zog an dem Pärchen vorbei und hielt ihnen grinsend meinen freien Oberarm vor die Nase, an dem mein Sensor klebte: „Meint ihr den hier?“, fragte ich. Wir blieben stehen, die beiden trauten ihren Augen nicht. „Ja! Genau! Das ist er!“, sagte sie, „meine Arbeitskollegin trägt den nämlich auch, und sie ist sehr zufrieden damit.“
Er schaute neugierig. Ich fragte, wer von den beiden denn auch Diabetes hätte: „Keiner von uns, mein Vater!“, sagte sie. Ich nickte verständnisvoll und berichtete kurz von meinen Erlebnissen mit dem Sensor. Sie bedankten sich und wünschten mir alles Gute.
Ich verabschiedete mich und ging weiter Richtung Kumpir. Die beiden sind hoffentlich nach Hause gegangen und haben ihrem Vater erzählt, dass er das mit dem CGM-System ruhig mal ausprobieren kann, wenn er es spannend findet. Und ich sollte mich öfter mal so was trauen, dachte ich, als ich meinen Kumpir genoss.
Eure Tine
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (8) Seite 45
5 Minuten
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