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Einundzwanzig Jahre mit Typ-1-Diabetes – mit italienischer Gelassenheit und einer Menge Humor: Kabarettist Konrad Beikircher plaudert aus dem Nähkästchen.
“Ich habe zwei Nachrichten für Sie, Herr Beikircher, eine gute und eine schlechte. Die schlechte: Sie müssen sich von heute an täglich Insulin spritzen. Die gute Nachricht: Sie sind Typ-1-Diabetiker, also Jugenddiabetiker.” So oder so ähnlich klangen die Worte der Diabetologin von Konrad Beikircher, damals 48 Jahre, als er seinen Typ-1-Diabetes diagnostiziert bekam.
Konrad Beikircher war früher Psychologe in einer Jugendstrafanstalt und ist heute freiberuflicher Kabarettist, Moderator, Musiker, Autor und noch mehr; für ihn war die Diagnose eine Überraschung. Nach sechs Wochen mit enormem Durst wurde seine Bekannte und Hausärztin beim Brunchen auf seinen hohen Flüssigkeitskonsum aufmerksam.
Ein Test des Blutzuckers ergab einen Wert von knapp 700 mg/dl (38,9 mmol/l). “Sie hatte Tränen in den Augen, sagte, ich solle nur noch Wasser trinken und maximal Salat essen und morgen früh um 8 Uhr zu ihr in die Praxis kommen. Ich habe da gar nicht geschaltet. Ich dachte, ich müsste sterben”, berichtet Beikircher.
Heute kommt der 69-Jährige gut mit seinem Blutzuckermanagement zurecht. Seine Familie unterstützt ihn, er versucht aber, sie nicht damit zu belasten. “Männer leiden ja immer besonders unter Erkrankungen. Ich kenne männliche Diabetiker, die können sich noch nicht mal selbst spritzen, dass müssen die Frauen dann machen.” Das wollte er nie, denn Selbstständigkeit ist ihm wichtig.
“Anfangs habe ich oft mit den Kindern gemeinsam versucht auszurechnen, wie viele BE eine Mahlzeit hat. Sie haben manchmal ihren Blutzucker gemessen – man weiß ja nie, ob der Typ-1-Diabetes in der Familie liegt.” Bis heute sind die Fünf jedoch verschont geblieben.
Vor seinem Auftritt ist er natürlich noch nervös, manchmal spielt der Blutzucker auch auf der Bühne verrückt: “Dann rede ich schneller und irgendwann wird die Zunge taub.” Griff in die Tasche – Traubenzucker hat er auch auf der Bühne immer dabei. Den hatte er aber nicht in der Jacke, als er bei herrlichem Wetter mit dem Unternehmen Berlin-Chemie für ein Fotoshooting mit dem Blutzuckermessgerät GlucoMen areo unterwegs war.
“Ich sagte noch zu dem Mitarbeiter: ‚Ich muss mir gleich mal was zu essen holen.‘ Und dann ging alles ganz schnell, 20 Meter später ging gar nichts mehr. Er rannte los und holte mir ein Stück Flockensahne – wunderbar!” So schnell kann es dann auch bei alteingesessenen Diabetikern gehen. “Es gibt für einen Diabetiker keine Entschuldigung, keinen Traubenzucker dabeizuhaben”, sagt Beikircher heute resolut.
An einem Abend auf der Bühne fing seine Pumpe einfach an zu piepsen. “Was macht man dann? Dann sage ich: ‚Sie wissen ja, ich bin Pumpeninsuliner, jetzt muss ich erst mal gucken.‘ Natürlich nur, wenn ich die Brille dabei habe, sonst hat das keinen Sinn.” Natürlich ist es unangenehm, aber mit Humor – und davon hat Beikircher eine Menge – kann man jede Situation meistern. Diese Einstellung hat der gebürtige Südtiroler sich zum Motto gemacht.
Die Deutschen neigen häufig dazu, alles etwas negativer zu sehen – das ist überhaupt nicht nötig. “Man soll vor einer Krankheit keine Angst haben. Einatmen, ausatmen, nach vorne gucken”, erklärt der Kabarettist seine Lebenseinstellung. Natürlich sei es auch eine Krankheit, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, aber mit italienischer Gelassenheit geht alles viel einfacher. “Diabetes ist eine 3-Sterne-Stoffwechselstörung: Mit Umsicht kann man alles essen!”
von Lena Schmidt | Redaktion Diabetes-Journal
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (1) Seite 40-41
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