DIAlog 7 – das Staffelfinale

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DIAlog 7 – das Staffelfinale

Zugegeben, ein ziemlich großer Teil von mir hatte die Befürchtung, der Diabetes und ich würden schnell wieder in das altbekannte Schweigen verfallen. Immerhin war es vielleicht der erste DIAlog, aber bei weitem nicht der erste Versuch, miteinander zu leben. Und davor war ich doch immer irgendwann gescheitert, also warum diesmal nicht auch?

Ich schrieb und schrieb und schrieb und jedes Mal mit ein wenig mehr Angst davor, dass alles am Ende nur eine Lüge sein würde. Dass ich mir letztlich nur was vormachen würde.

Jetzt schreibe ich erneut, und diesmal weiß ich, dass meine Gefühle, mein Bestreben, aber eben auch meine Sorgen nichts anderes als Realität sein können. Gleichzeitig habe ich nicht das Wunder gefunden, das ich mir lange gewünscht habe.

Das Loch in der Wand

Ich habe mich oft gefragt, warum ich als Kind anscheinend so viel weniger Probleme mit dem Diabetes hatte, als es danach der Fall war. Das war doch absurd, oder nicht? Wenn ich mit acht Jahren überfordert mit dieser Verantwortung gewesen wäre, dann hätte das jeder verstanden. Dass ich ein Jahrzehnt später um Kontrolle kämpfe, konnte ich manchmal selbst nicht verstehen.

Mit dem Kopf durch die Wand? Hudas kreative Lösung im DIAlog.
Quelle: Huda Said

Aber mit dem Diabetes zu reden, bedeutete auch, langsam zu verstehen, wer er wirklich ist. Bedeutete zu realisieren, dass der Diabetes immer das Kind bleiben wird, dass ich selbst nicht mehr bin. Früher war ich seine Spielgefährtin, heute passe ich auf ihn auf. Früher war es fast schon faszinierend, heute ist es oft ermüdend. Aber was früher funktioniert hat, kann es heute auch noch tun. Und wenn man die Tür nicht mehr findet, dann läuft man halt so lange gegen die Wand, bis diese nachgibt. Ein Loch in der Wand ist vielleicht ästhetisch fragwürdig und der Durchzug ein wenig nervig, aber es erfüllt seinen Zweck.

Was ist also die Bilanz nach einem Jahr? Ich habe kein Wunder, keine Tür und offensichtlich immer noch einen besorgniserregenden Drang zu Selbstgesprächen.

Aber ich fühle mich wohler. Nicht mehr erdrückt vom Diabetes, nicht mehr so unbeschreiblich hilflos und vor allem nicht mehr alleine.

Es hat eine ganze Weile gedauert, doch wenn ich jetzt meine Werte auslese, dann nicht mehr voller Frust, sondern mit Neugier, weil ich die Entwicklung sehen möchte. Und es ist wirklich eine schöne Entwicklung.

Die Tage, die noch folgen

Tatsache ist: Es gibt die schlechten Tage noch zur Genüge. Es gibt schlechte Tage und sie sind mies und anstrengend, und ich will mich währenddessen unter meiner Decke vergraben und für immer dort bleiben. Es gibt schlechte Tage, und es werden noch einige folgen – aber sie werden auch vorübergehen, denn aus schlechten Tagen werden nicht mehr schlechte Wochen, schlechte Monate, schlechte Jahre.

Es sind schlechte Tage, und sie passen perfekt in die Reihe voller semi-akzeptabler oder Wer-wagt-es-sich-mit-mir-anzulegen- oder Hey-es-ist-gut-so-Tage.

Deswegen ist das hier auch nicht das Äquivalent zur letzten Folge einer Serie mit einem kitschigen Happy End. Ich laufe nicht mit dem Diabetes händchenhaltend dem Sonnenuntergang entgegen. Es ist lediglich ein Staffelfinale – eine ruhige, beständige, ganz zufriedene Momentaufnahme. Ein DIAlog ohne einen Dialog, weil endlich für einen Moment alles ausgesprochen ist.

EIn Happyend für Huda und ihren Diabetes im DIAlog? Naja... Nein.
Quelle: Huda Said

Also schweift die Kamera mit ein bisschen Musikgeklimper von den Hauptdarstellern (aka meine Wenigkeit und die komische Gestalt mit Brokkolifrisur daneben) zum halb-renovierten Diabeteshaus.

Und kurz bevor das Bild schwarz wird, hört man mich dann doch noch die Stille durchbrechen und schreien: „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“

Man ahnt schon, dass der Diabetes erneut irgendeine Dummheit angestellt hat, denn der Diabetes ist wohl eine der wenigen Sachen, bei denen man immer weiß: Fortsetzung folgt.


Den vorherigen DIAlog findet ihr hier: DIAlog 6 – die Quarantäne

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  • gingergirl postete ein Update vor 16 Stunden

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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  • hexle postete ein Update vor 1 Tag, 19 Stunden

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 5 Tagen, 5 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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